Henrik Teichmann weiß, was ein Feuer anrichten kann. Ende der neunziger Jahre hatte er als Mitarbeiter von Procter & Gamble viel mit der Firma Meypack zu tun, er sollte Angebote für Produktionsmaschinen verhandeln. Meypack hat seinen Sitz in Nottuln, einer Gemeinde in Nordrhein-Westfalen. In einem Büro geriet dort eines Tages ein Kopierer in Brand, die Flammen griffen um sich und zerstörten die gesamte Konstruktionsabteilung – der wirtschaftliche Schaden für Meypack war immens.
„So ein Feuer kann eine Firma in die Knie zwingen“, sagt Teichmann, der heute Leiter des Braun-Werks in Marktheidenfeld ist. Am Donnerstagmorgen steht er am Fuße der „Zwillingstürme“ auf dem Braun-Gelände – zwei Tanks, jeder 11,45 Meter hoch und mit 1800 Kubikmetern Wasser gefüllt. Ein Jahr hat es gedauert, das neue Löschwassersystem fertigzustellen. Dazu gehören neben den beiden silbern im Sonnenlicht glänzenden Hünen auch ein Pumpenhaus, eine 1,2 Kilometer lange Ringleitung um das gesamte Werk und eine Sprinkleranlage. Die Konstruktion soll dafür sorgen, dass es in Marktheidenfeld nie zu einem Brand mit solch verheerenden Folgen kommt wie in Nottuln.
„Ich hoffe, dass wir die Anlage nie benutzen müssen“.
Henrik Teichmann Braun-Werksleiter
Fast zwei Millionen Euro hat das Löschwassersystem gekostet. Es soll dazu beitragen, dass sich die Braun-Mitarbeiter noch sicherer fühlen als ohnehin schon. Werksleiter Teichmann will die Investition aber auch als klares Bekenntnis zum Standort Marktheidenfeld verstanden wissen: „Wir wollen weiter von hier aus Zahnbürsten in alle Welt liefern.“ Obwohl das Unternehmen für die Anlage so viel Geld ausgegeben hat, hofft Teichmann, „dass wir sie nie benutzen müssen“.
Diese Hoffnung teilen alle, die am Donnerstag bei bestem Spätsommerwetter zur Inbetriebnahme auf das Braun-Gelände gekommen sind. Unter ihnen sind Vertreter der ausführenden Baufirmen sowie der Nachbarunternehmen, der Feuerwehr und der Stadt Marktheidenfeld.
Sollte es doch einmal zu einem Brand kommen, hat die Firma Braun jetzt vorgesorgt. 3600 Kubikmeter Wasser fassen die Tanks zusammen – das ist mehr als die 3200 Kubikmeter, die die Stadt in ihren Hochbehältern am Kreuzberg und am Romberg für die ganze Kernstadt vorhält. Um die Braun-Tanks zu füllen, hat es insgesamt fast zwei Wochen gedauert. Das Wasser würde ausreichen, um auf dem Gelände drei Stunden lang zu löschen. Bei einer Pumpenhöchstleistung von 9500 Litern pro Minute könnte die Feuerwehr zwölf B-Strahlrohre mit maximaler Kraft nutzen. Im Winter wird das gesamte System beheizt, damit es nicht einfriert.
Zweiter Bürgermeister Manfred Stamm sagt, so wie die Firma Braun habe auch die Stadt schon viel Geld für den Brandschutz aufgewendet – und sie werde das auch künftig tun. Der Fuhrpark der Feuerwehr sei bereits erweitert worden, ein neues Feuerwehrhaus werde bald gebaut.
Wozu die Pumpen fähig sind, demonstrieren Teichmann und Stamm, als sie gemeinsam „am Rad drehen“. Um die Anlage offiziell in Betrieb zu nehmen, lassen sie bei einer Pumpenleistung von 4000 Litern pro Minute aus vier Schläuchen gleichzeitig Wasser in die Luft spritzen und erzeugen dadurch einen Regenbogen. Ein Lastwagen, der am Lieferantentor wartet, bekommt sogar eine kostenlose Wäsche verpasst.
Löschwassertanks
Durchmesser: 14,51 Meter
Höhe: 11,45 Meter
maximale Füllhöhe: 11,15 Meter
Füllmenge: zusammen 3,6 Mio. Liter
Bruttovolumen: 1894 Kubikmeter
Nutzvolumen: 1803 Kubikmeter
Schraubverbindungen: 8200 je Tank
eingebauter Stahl: 21 Tonnen Stabstahl und drei Tonnen Stahlmatten
Pumpenleistung: 9500 Liter/Minute
zwei Motoren: je 205 kW = 279 PS