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"Brezel wie e Scheuertor"

Lohr

"Brezel wie e Scheuertor"

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    Josef Mehling hatte in den letzten Tagen alle Hände voll zu tun, um die
Nachfrage nach Neujahrsbrezeln zu befriedigen.
    Josef Mehling hatte in den letzten Tagen alle Hände voll zu tun, um die Nachfrage nach Neujahrsbrezeln zu befriedigen. Foto: FOTO KARL ANDERLOHR

    Der Brezel (in Lohr, abweichend von der Festlegung im "Duden", männlichen Geschlechts) war früher das obligatorische Neujahrsgeschenk der Paten an ihre Patenkinder. Aber er ist hier und in der Umgebung bis heute mit dem Jahreswechsel so verbunden wie Plätzchen und Lebkuchen mit dem Weihnachtsfest. Dabei handelt sich aber nicht um eine regionale Besonderheit. Vor allem im Schwäbischen und Badischen sind die Neujahrsbrezeln ebenso bekannt.

    Brezeln gehören zu den so genannten Gebildbroten. Im Gegensatz zu den gewöhnlichen Laugenbrezeln, bei denen der Teigstrang so geflochten wird, dass er eine doppelte Null bildet, ist der typische Neujahrsbrezel ein einfacher Kranz mit einem Knoten.

    Volkskundler vermuten, dass die Wurzeln für den Brauch, zum Jahreswechsel Brezeln zu verschenken und zu verzehren, in vorchristlichen Opferriten zu suchen sind. Der Kranz ist ein altes Symbol für Zeit und Ewigkeit. Der Knoten oder das "Schloss", wie man in Lohr sagt, stünde dann für Ende und Neubeginn des Jahres. Früher schrieb man diesem Knoten gleichsam magische Kraft zu.

    Zur Tradition in vielen Lohrer Familien gehört es auch, dass man seine Neujahrsbrezeln "beim Mehling" holt. Josef Mehling hat derzeit alle Hände voll zu tun. Der 78-jährige Bäckermeister und Weinwirt steht seit Tagen morgens schon ab 7 Uhr in der Backstube. Etwa 300 Brezeln formt er mit geübter Hand aus Teigsträngen - zusätzlich zu den etwa 60, die um diese Jahreszeit täglich in der Weinstube zum Wein verzehrt werden. Später hilft ihm dann einer seiner Söhne bei der Arbeit. Seine Kunden tun gut daran, rechtzeitig vorzubestellen. Wem es erst an Silvester einfällt, seinen Brezel einzukaufen, riskiert, dass er zu spät kommt.

    "Nötig" hätte er es in diesem Alter eigentlich nicht mehr, meint Josef Mehling, aber er sei diese Arbeit von Jugend auf gewohnt und brauche sie, um sich gesund zu halten - "ungefähr so wie das Wandern".

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