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HUNDSBACH: Briefmarken von der Tankstelle

HUNDSBACH

Briefmarken von der Tankstelle

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    Briefmarken von der Tankstelle
    Briefmarken von der Tankstelle

    Um die Versorgung auf dem Land wieder zu verbessern, ging die Post in den 1990er Jahren neue Wege. Sie suchte Partner aus der Privatwirtschaft, die in ihrem Auftrag die postalischen Leistungen anbieten. Die erste Postfiliale im Landkreis Main-Spessart, die nach diesem Prinzip funktionierte, war die in der Tankstelle der Familie Marterstock in Hundsbach. Zum 1. Dezember 1993 wurde dort ein separater Bereich eingerichtet, der speziell für die Postgeschäfte vorgesehen war.

    Heute, mehr als 20 Jahre später, hat sich daran nichts geändert. Wenn ein Kunde die Räume in der Bonnlandstraße 5 betritt, möchte er entweder seine Tankrechnung begleichen, irgendetwas bei der Post erledigen – oder gleich beides auf einmal. Um alles kümmern sich Winfried Marterstock und seine Frau Christine, nach Kräften werden sie dabei auch noch von Winfrieds Mutter Martha unterstützt.

    „Sie sind das Gesicht der Post in Hundsbach“, sagte Robert Schäfer, Vor-Ort-Betreuer der Post, als er sich in dieser Woche bei der Familie Marterstock für die lange Zusammenarbeit bedankte. „Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass diese Form der Partnerschaft auch nach so vielen Jahren noch so gut funktioniert.“ Schäfer lobte die Marterstocks dafür, dass sie Veränderungen gegenüber immer aufgeschlossen seien.

    Als Dankeschön überreichte er ihnen eine „Goldene Urkunde“ und einen großen gelben Aufkleber, der auf die über 20-jährige Partnerschaft mit der Post hinweist und künftig die Eingangstüre zieren wird. Obendrein hatte Schäfer mehrere Bögen mit individuell gestalteten 62-Cent-Briefmarken dabei, auf denen für die Filiale in Hundsbach geworben wird. „Da werden ihre Geschäftspartner sicher neidisch“, sagte er. Für Christine Marterstock gab es noch einen Blumenstrauß.

    Zweiter Bürgermeister Thomas Obert hatte ebenfalls ein Präsent mitgebracht: zwei Flaschen Eußenheimer Wein, dazu zwei Gläser mit dem Gemeindewappen darauf. „Ich hoffe, dass die Post in Hundsbach noch möglichst lange bestehen bleibt“, sagte Obert. „Die Lebensqualität im Ort ist dadurch viel mehr gewährleistet – vor allem, weil die ältere Bevölkerung dadurch kürzere Wege hat.“

    In der Tat: Die nächsten „echten“ Postfilialen, die vergleichbare Leistungen bieten, sind in Arnstein und Thüngen. In Obersfeld gibt es im Autohaus Pfister zwar einen DHL-Paketshop, hier werden aber nur Päckchen und Pakete angenommen – keine Briefe. Im Eußenheimer Rathaus, im Postjargon als „Verkaufspunkt“ bezeichnet, ist das Angebot noch eingeschränkter: Hier kann man Marken kaufen, aber keinerlei Sendungen aufgeben.

    Bevor die Post in der Hundsbacher Tankstelle integriert wurde, hatte es im Ort 15 Jahre keinen derartigen Service gegeben. Am 1. Juli 1978 war die Poststelle geschlossen worden, der Posthalter Herbert Reitz übernahm die Aschfelder Diensträume. Seit der Rückkehr der Post 1993 haben sich die Leistungen stark gewandelt, erklären die Marterstocks. Die Briefpost ist weniger geworden, dafür werden wegen des Online-Handels viel mehr Päckchen und Pakete versandt. Außerdem haben die Zusatzleistungen zugenommen. So kann man bei der Post auch Sendungen abholen („Filiale direkt“) oder Fernbustickets kaufen.

    Die Geschichte der Hundsbacher Tankstelle reicht weit zurück. Sie gibt es seit 1927, eröffnet wurde sie von Martha Marterstocks Eltern Hermann und Christine Döll. In der Anfangszeit stand dort eine einzige Zapfsäule am Bürgersteig, die mit einer Handpumpe funktionierte. In jener Zeit wurde die Tankstelle vorwiegend von Menschen mit Kleinkrafträdern genutzt. Die Kundenfrequenz änderte sich radikal, als sich das Auto mit Beginn der Wirtschaftswunderjahre vom Luxus- zum Allgemeingut entwickelte. Hinzu kam, dass Hundsbach an der Hauptverbindungsstraße Würzburg – Fulda lag und viel mehr Verkehr durch den Ort rollte als heute.

    Nachdem er Martha im Jahr 1953 geheiratet hatte, stieg Julian Marterstock in das Geschäft mit ein. Bis 1975 gehörte die Hundsbacher Tankstelle zum Shell-Konzern, danach wurde Avia der neue Betreiber. 1980 übernahm Winfried Marterstock, der einzige Sohn von Martha und Julian, den Familienbetrieb.

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