Die Christusträger Bruderschaft hat mit Bruder Gerd einen neuen Prior. Am kommenden Samstag öffnet das Kloster Triefenstein um 16 Uhr seine Pforte und in einem Festgottesdienst mit Regionalbischöfin Gisela Bornowski tritt Bruder Gerd erstmals in der Funktion als Prior vor die Öffentlichkeit.
Bruder Gerd wurde 1962 in Hersbruck im Nürnberger Land geboren. Seine Eltern hatten einen Handwerksbetrieb, er ist das älteste von vier Kindern. Als Kind getauft und später konfirmiert, ging er danach auf Abstand zur Kirche. Es war die Zeit der Friedensbewegung und hier begann er sich zu engagieren. Mit seinem Leben wollte er zur Verbesserung und zum Erhalt dieser Welt beitragen.
Als junger Mann kam er in Kontakt mit den Brüdern der Christusträger und ihrer Lebensform. So entschloss er sich, mit Mitte 20 in die Gemeinschaft einzutreten. Nach seinem Probejahr wurde er nach Triefenstein versetzt und war dort von 1988 bis 2012 über 24 Jahre tätig. Teilweise arbeitete er in seinem erlernten Beruf als Sanitärmeister und vor allem in der Begleitung junger Menschen, die im Kloster Triefenstein ein freiwilliges soziales Jahr absolvierten. Seit neun Jahren lebt Bruder Gerd im Gut Ralligen am Thuner See in der Schweiz und leitet seit dem Jahreswechsel von dort aus die Bruderschaft. Daneben ist er für die Gästebegleitung und für handwerkliche Aufgaben zuständig. Die Christusträger engagieren sich darüber hinaus seit Jahrzehnten in Afghanistan und im Kongo.
Triefenstein war damals eine Großbaustelle
Bruder Gerd erinnert sich gerne an seine Zeit im Kloster Triefenstein. Er kam damals hinein in eine Großbaustelle. Erst allmählich wurde ihm immer mehr bewusst, dass er in Triefenstein an einer Wiederbelebung unmittelbar beteiligt war. Ein altes, zweckentfremdetes Kloster war dabei, wieder zum Leben zu erwachen. Vor dem Kauf durch die Christusträger Bruderschaft diente das Kloster, damals im Besitz des Fürsten zu Löwenstein-Wertheim-Freudenberg, als Materiallager für die Bundeswehr.
Bruder Gerd erinnert sich an die Renovierung, das Bauen und den Unterhalt des Klostergebäudes: „Es war eine schöne, herausfordernde und erfüllende Zeit, gerade für mich als Handwerker.“ Aber noch viel herausfordernder und spannender, so der neue Prior, war es das Kloster mit Leben zu füllen, Raum und eine Atmosphäre zu schaffen, in der die Gegenwart Gottes zu spüren ist.
Kloster Triefenstein ist seit 1986 Heimat der Bruderschaft und hat eine lange Geschichte des Betens und Arbeitens. Im Jahr 1102 wurde hier ein Augustiner-Chorherrenstift gegründet, in dem bis zum Jahr 1803 Mönche lebten, die das Chorgebet pflegten und ihrem Seelsorgeauftrag nachgingen.
Das Kloster ist Gastgeber für viele
Wie damals sollen auch heute die Häuser der Christusträger in Triefenstein und Ralligen Raum für Gäste bieten. Die großzügige Anlage des alten Klosters über dem Main unterstützt dieses Anliegen. Die Brüder wohnen mit zahlreichen Gästen unter einem Dach und können das Stundengebet und einige Mahlzeiten mit ihnen teilen. Im Kloster Triefenstein leben, beten und arbeiten derzeit 13 Brüder zusammen mit den Gästen. Eigene Werkstätten dienen der Pflege der Klosteranlage. Das Haus wird von Gemeinden und Gruppen angefragt, zu denen in der Regel noch einzelne Gäste und Familien hinzukommen.
Normalerweise öffnen sich die Klostertore jedes Jahr am zweiten Samstag im Juli zu einem „Tag der offenen Tür“. In diesem Jahr haben die Christusträger auf die besonderen Bedingungen reagiert und zu diesem Termin ein entsprechendes Programm für Corona-Zeiten ausgearbeitet und darauf ausgerichtet, sämtliche erforderlichen Auflagen einzuhalten.
Das diesjährige Angebot steht unter dem Motto „Jünger wird man unterwegs“. Am 10. Juli ist um 17 Uhr Festgottesdienst im großen Innenhof, der auch live im Internet übertragen wird. Die Klosterpforte öffnet bereits um 16 Uhr. Es gibt Zeit für einen Rundgang und für Begegnungen.
Die Christusträger feiern ihr 60-jähriges Bestehen
Um 17 Uhr beginnt der Festgottesdienst mit Regionalbischöfin Gisela Bornowski (Predigt), Prior Bruder Gerd (Liturgie), Liedermacher Frieder Gutscher und Uli Schwenger (Musik) sowie Schwestern und Brüdern der Christusträger. Im Gottesdienst wird auch daran erinnert, dass die Christusträger-Schwesternschaft wie -Bruderschaft in diesem Jahr gemeinsam ihren 60. Geburtstag feiern können.
Ein besonderes Angebot für Jugendliche und junge Erwachsene machen die Christusträger bereits am Freitag, 9. Juli, um 20 Uhr (Einlass 19 Uhr). Der Poetry Slam-Künstler Marco Michalzik und der Bassist und Produzent Manuel Steinhoff schaffen dabei gemeinsam eine Symbiose aus Spoken Word Poetry und live gespielten Beats. Anmeldung zu beiden Veranstaltungen ist erforderlich.