Auf solch eine Resonanz hatte Jasna Blaic gehofft, aber nicht damit gerechnet: Ihre Idee, den Abriss der Gemündener Mainbrücke mit all den unvermeidlichen ärgerlichen Beeinträchtigungen positiv umzuformen und ihm eine witzige, aber auch die Stadt bereichernde Seite abzugewinnen, ist schon jetzt ein voller Erfolg. Das von der Kulturamtsleiterin initiierte Kunstprojekt „Brückenspechte“ hat viele große und kleine Künstler erreicht und inspiriert.
Präsentation am 8. September
Die zahlreichen Arbeiten aus Brückenschutt werden – sofern gemeldet – in der „Langen Nacht der Künste“ am Freitag, 8.September präsentiert (Vorstellung um 22.30 Uhr auf dem Marktplatz). Auch eine Broschüre wird aufgelegt. Prämiert werden die Arbeiten nicht durch eine Jury, sondern alle Betrachter haben die Möglichkeit, ihr Urteil abzugeben. Dafür werden Jury-Karten über die Geschäfte in der Stadt verteilt und im Oktober dann ausgewertet.
Gemündener Gemeinschaftsgeist
Die Stadtverwaltung und der Stadtmarketingverein Gemünden aktiv unterstützen das Kunstprojekt und haben mithilfe von Sponsoren Preise ausgelobt: Geldpreise bis zu 500 Euro sowie Sachpreise. Vergeben werden die Anerkennungen in zwei Kategorien (Kinder/Schüler und Erwachsene). Was Kulturamtsleiterin Blaic besonders freut: Sie sieht mit der Kunstaktion einen Gemeinschaftsgeist, ein Wir-Gefühl der Gemündener neu erstanden.
Start vor fünf Monaten
Gestartet war das außergewöhnliche Kunstprojekt am 31. März mit einer „Brückensteinausgabe“ auf der Lindenwiese (wir berichteten). Der Gemündener Bauhof hatte einige Fuhren Brückenschutt – Betonbrocken aller Größen, Sandsteinplatten, Bewehrungseisen – von der Baustelle herangekarrt. Schulklassen und Erwachsene versorgten sich dort mit dem Ausgangsmaterial. Manche hatten eine konkrete Vorstellung, was sie erschaffen wollten, andere ließen sich von der Form und der Beschaffenheit der Brückenbrocken inspirieren.
Über die Kernstadt verteilt
Nach und nach entstanden große und kleine Brückenspecht-Kunstwerke, als Aufgabe im Kunstunterricht oder in Ateliers und Werkstätten begeisterter Hobbykünstler. Nach und nach auch fanden die großen Objekte darunter, wie berichtet, ihre Standorte im Stadtgebiet:
• das „Brücken-Mobile“ (Miro Blaic, Bruno Mächtlinger und Thomas Platzer) unter dem Brückenbogen über der Max-Josef-Straße am Mühlgraben,
• der „Brückenzauber“ (städtische Schulkindbetreuung und Bruno Mächtlinger) am Spielplatz Lindenwiese,
• die Collage „In meinem Ende liegt mein Anfang“ (Karin Konradt-Dittmer und Adolf Spreng) aus Brückenbrocken im Hinterhof des Huttenschlosses,
• der „Gemündener Panoramablick“ (Miro Blaic) im Huttenschlosshof,
• die „Endlich-Bank“ (Peter Reichel) im Torbogen des Mühltorbogens an der Plattnersgasse
• und – seit einer Woche – der „Treffpunkt Brücke“ (Marlen Bald und Angelika Ziegler) am Wernfelder Ortseingang Gemündens (neben der Aldi-Baustelle).
Die kleineren Objekte sind auf die Schaufenster von Innenstadt-Geschäften und vor allem die zwei großen Schaufenster des Schäffer-Hauses am Marktplatz verteilt. Beteiligt haben sich Birgit Amann, Paul Bode, Susanne Brönner, Siegfried Hartmann, Brigitte Heck, Michael Königer, Uschi Raithel und Ludwig Schierlitz/Birgit Amann mit insgesamt 21 Arbeiten.
Schüler und Jugendliche dabei
Dazu kommen zahlreiche Plastiken von Schülern: das „Gemündener Hundertwasser-Viertel“ (Häuser, Brücke und Landschaft im Stil von Friedensreich Hundertwasser) der Grundschule Gemünden, Brückensteine mit Drahtgebilden der 7. und 8. Klassen des Friedrich-List-Gymnasiums sowie bemalte Brückensteine der 10. Klassen des Friedrich-List-Gymnasiums und der Jugend des Kanu- und Skiclubs (KSC) Gemünden.
„Treffpunkt Brücke“
Zu ihrem Objekt „Treffpunkt Brücke“, Untertitel: „Aus Alt mach Neu – Die etwas andere Brücke“, erklärt Marlen Bald, dass Angelika Ziegler und sie die Bestandteile unverändert gelassen haben. Es handle sich tatsächlich ausschließlich um den Schutt, den sie vorgefunden haben – allerdings direkt auf der Baustelle.
Arbeiter hätten ihnen großzügig den Zutritt gewährt. Den Abtransport zum Gemeinschaftsatelier „Treffpunkt Kunst“ in der Wernfelder Straße 27 haben die beiden Frauen mit einem Kleinbus bewältigt – „ohne Männer“, wie Marlen Bald betont.
Brücke bleibt im Vorgarten
Das Werk selbst sei dann in nur vier oder fünf Stunden entstanden, nachdem klar war, dass es eine stilisierte Brücke darstellen solle. Der Haushausherr, Rainer Ganßer, habe ihnen gestattet, die Großplastik dauerhaft im Vorgarten an der Bundesstraße aufzustellen. An den Bestandteilen des „Treffpunkts Brücke“ hätten sie weder geklopft, noch gesägt, noch gebogen, versichert Marlen Bald. Das einzige, was nicht original Mainbrücke ist, sei die Gondel aus Styrodur unter der stilisierten Brücke. Dabei handelt es sich um das Faschingsboot, das der Familientreff „Kunterbunt“ heuer beim Gemünnemer Züchle mitführte.
Bus- und Fährverkehr
Die Lange Nacht der Künste am Freitag, 8. September: Kostenfreier Busshuttle-Service von 19 Uhr bis Mitternacht mit den folgenden Haltestellen: Rathaus, Bahnhof, Sparkasse, Möbel-Berta. Die Mainfähre Hofstetten–Langenprozelten verkehrt am Freitag, 8. September, bis Mitternacht (auch am Samstag, 9. September, Scherenburgfest. Das Kunstprojekt „Brückenspechte“ wird um 22.30 Uhr am Marktplatz vorgestellt.