Als wäre Himmelstadt für diesen Schwertransport gebaut: Nur noch ein Zentimeter Platz bis zur Hauswand war auf der rechten Seite, hinten links waren es noch vier. Am Ende gelang es doch noch, das für die Gemündener Mainbrücke bestimmte Stahlelement durch die Ortsdurchfahrt zu manövrieren. In der Nacht vom Donnerstag zum Freitag ist es sicher an seinem Bestimmungsort auf der linken Gemündener Mainseite angekommen.
Vor einer Woche war, wie berichtet, der Transport in Mühlbach in einer Rechtskurve stecken geblieben, rückwärts ging es dann bis zum Parkplatz der Mehrzweckhalle von Laudenbach. Nun ist geklärt, dass Laudenbach nicht unfreiwillig zu einer Brücke kommt – das 131 Tonnen schwere Stahlungetüm ist wieder weg.
Problematische Rechtskurve
Auch in Himmelstadt war es die Rechtskurve, die Probleme machte. Denn das 5,20 Meter breite Brückenteil hat rechts einen Bauch. In der anderen Richtung auf der Herfahrt vor einer Woche war diese Stelle leichter zu passieren gewesen.
In der oben beschriebenen Situation blieb nur noch eines: Im Schneckentempo ein Stück zurückmanövrieren – von Zurückstoßen kann keine Rede sein. Die Druckluftbremsen der unzähligen Räder zischten in einem fort und brachten das Führerhaus zum Schaukeln. An jeder Ecke gab ein Beobachter dem Fahrer der tschechischen Transportfirma per Funk die Lage durch.

Diesmal nun wurden die Achsmodule der rechten Seite angehoben und die Brücke somit einen Tick nach links gekippt. Im Schneckentempo bewegte sich das 36,80 Meter lange Gespann durch die S-Kurve. Geschafft!
56 Räder an sieben Achsen
Schon der Start auf dem Laudenbacher Parkplatz um 0.30 Uhr war knifflig. Rückwärts musste der Transporter in die Staatsstraße einfädeln. Möglich wurde dies nur durch die Gelenkigkeit des gesamten Gespanns. Die sieben Achsen des Tiefladers lassen sich einzeln lenken. Bei je acht Rädern pro Achse sind hier 56 Räder in Aktion. Der Kollege von der Transportbegleitung musste nicht eingreifen. Er hatte bereits das Stromaggregat bereitgestellt, um notfalls ein Verkehrsschild an der Tankstelle abzuflexen.
Drei Polizeifahrzeuge sicherten die Strecke voraus. Es folgten zwei Begleitfahrzeuge, dann der Transport selbst, ein Sattelschlepper und ein weiteres Begleitfahrzeug. Eine Nürnberger Firma hatte die Begleitung des Transports übernommen.
Auto „überfahren“
Ein erstes Hindernis in der Himmelstadter Ortdurchfahrt bestand in einem am Straßenrand geparkten Kleinwagen. Bei der Passage hing das Brückenteil teilweise über diesem Auto.
Als nach einer Stunde Fahrt Himmelstadt passiert war, warteten mit der Auffahrt zur Zellinger Mainbrücke und am Retzbacher Kreisverkehr weitere Hindernisse. Von dort ging es in vergleichsweise flotter Fahrt mit knapp 50 Sachen auf der B 27 weiter bis zum Karlstadter Hammersteig.
Verkehrsschilder, die im Weg stehen, nimmt die Besatzung des vorausfahrenden Begleitfahrzeugs üblicherweise mit einem Handgriff heraus. Einzig beim Hammersteig-Kreisel wollte der Pfosten eines Schilds sich nicht entfernen lassen. Doch dem Fahrer gelang es daran vorbeizumanövrieren.
Ein Handbreit Luft nach oben
Vor der Fahrt hatte die Hammersteig-Unterführung als das Hauptproblem gegolten. Bei den vier Brücken – darunter die Eisenbahnbrücke und die der B 26 – sollten nur noch drei Zentimeter Platz sein bis zur Brückenunterkante. In Normallage war der Transport 4,50 Meter hoch. Doch er ließ sich hydraulisch absenken auf 4,35 Meter. So blieb hier unerwartet „viel“ Luft nach oben – etwa eine Handbreit.

Nach dem Karlburger Kreisel hatte der Transport freie Fahrt über die linksmainische Kreisstraße MSP 11 an Harrbach vorbei bis zur Brückenbaustelle gegenüber Gemünden. Dort stehen nun zwei Teile der Stahlbrücke, die einmal das Mittelstück der neuen Mainbrücke bilden wird. Etliche weitere, bis zu sechs Meter breite Schwertransporte seien noch zu erwarten, sagten am Freitag auf Anfrage der Redaktion die Leiter der Bauämter von Landkreis und Stadt, Gerhard Pülz und Jörg Breitenbach. Ob auf der Straße oder auf dem Main, sei Sache der tschechischen Stahlbaufirma und ihrer Spedition. Die Bauamtsleiter waren davon ausgegangen, dass die Brücke in wesentlich kleineren Stücken geliefert wird.
Die Stahlteile werden am linken Mainufer zusammengebaut. Einige der dafür benötigten Montagegestelle stehen dort schon. Im kommenden Jahr wird die Stahlkonstruktion in einem Stück per Schiff auf die Pfeiler „eingeschwommen“. Spätestens dann ist also wieder mit einem spektakulären Baufortschritt zu rechnen.