Christian Knaus hat den Kopf voller Ideen. Der Vorsitzende des Heimat- und Volkstrachtenvereins Karlstadt steht im Obergeschoss des Brückenturms und schaut durch die neuen offenen Fenster auf dem Main und die Burgruine Karlsburg. Die Fenster sind die erste Maßnahme, um den runden, einen Meter stark ummauerten ehemaligen Brückenzollturm zu sanieren.
„Unser Verein ist seit 1974 in dem Turm, gemeinsam mit anderen wie den Falken beispielsweise. Seit 2001 sind wir die alleinigen Mieter“, erzählt der 35-Jährige. Die Sanierung des Turms am Ende der Mainbrücke ist schon lange geplant. Mit Bürgermeister Paul Kruck wurde ein Überlassungsvertrag für die nächsten 20 Jahre aufgesetzt. Bis 2030 müssen die 140 Mitglieder keine Miete zahlen. Dafür tragen sie die Kosten für ihre Baumaßnahmen.
Die beziehen sich nur auf innen und greifen nicht in die Bausubstanz ein. Der Turm hat innen etwa zehn Meter Durchmesser. Im Winter ist es kalt, im Sommer heiß. Eine enge Wendeltreppe führt vom ersten in den zweiten Stock. Der Wind zog durch die undichten alten Fenster, das Klo verdient den Namen nicht, und der Stromzähler ist ein 100 Jahre altes Überbleibsel aus der Zeit, als es nur Strom gab, wenn der Kasten mit Geld gefüttert wurde.
Viele Gestaltungsmodelle im Kopf
Wenn Christian Knaus durch die kleinen Räume geht, in denen einige Requisiten aus „der guten alten Zeit“ des Heimat- und Volkstrachtenvereins hängen und stehen, schwirren ihm Gestaltungsmodelle durch den Kopf. Nach jahrelanger beruflicher Abwesenheit hat der Konditor nach Karlstadt zurückgefunden und nun die Zeit für den Turm. „Die neuen Fenster kosten uns 8- bis 9000 Euro. Nun soll der Steinmetz die Gesimse richten. Die Fensterbretter müssen erneuert und die Wendeltreppe abgeschliffen werden“, berichtet Knaus. Der Sandstein ist überlackiert. Der Lack muss ab. Auch die Deckenpaneele sind eigentlich unansehnlich, findet Knaus.
Aber das größte und wohl kostenträchtigste Problem wird die Heizung sein. Im Erdgeschoss hängt ein schwarzer Belüftungskasten an der Decke, der natürlich, so Knaus, raus muss, und die neue Heizung wird auch so ausgerichtet, dass „wir das Geld im Winter nicht zum Fenster rauswerfen“. Ein wenig muss dann auch in eine Toilette investiert werden. „Alles wird mit dem Landesamt für Denkmalpflege angesprochen“, sagt der 35-Jährige zu: „Einiges können wir Mitglieder selbst machen.“
„Wir benötigen einen trockenen Raum für unser Archiv, für unsere Trachten und für all unser Zubehör. Wir gestalten uns einen kleinen Übungsraum, auch mal für Ausstellungen, zum Beispiel bei den Nikolaustagen“, erzählt Knaus. Ein Raum soll an den Wänden bestückt werden mit den Holzvertäfelungen aus dem Gastraum des abgerissenen Hotels „Weißes Lamm“, die im Besitz des Vereins sind. Selbstverständlich bleibt das Gasthaus „Würzburger Hof“ das Vereinslokal der Volkstrachtler. Hier haben die Mitglieder eine ganzen Raum für ihre Asservate.
„Wir haben lange gespart für dieses Projekt. 2014 zum 90-jährigen Bestehen wollen wir das Gröbste erledigt haben“, sagt Christian Knaus und schließt die neuen Fenster.