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LOHR: Bürger erzeugen ihre eigene Energie

LOHR

Bürger erzeugen ihre eigene Energie

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    Um „regionale Finanzierungsinstrumente für erneuerbare Energien und effiziente Energienutzung“ ging es in einer Veranstaltung des Landratsamtes Main-Spessart am Dienstag im Lohrer Pfarrheim, zu der rund 35 Besucher gekommen waren.

    Energieprojekte seien meist kapitalintensiv und hätten eine lange Vorlaufzeit, schickte Sebastian Dürr voraus. Er ist einer der Berater, die der Landkreis für die Erstellung eines Energie- und Klimaschutzkonzeptes verpflichtet hat. Besonders geeignet für Bürgerenergieprojekte seien Genossenschaft und GmbH & Co. KG.

    Schließlich wurden zwei Genossenschaftsbeispiele vorgestellt: die im Mai 2011 gegründete Bürgerenergie Retzstadt und die Nahwärmegenossenschaft Burgjoß, die ihr Netz nach dreijähriger Vorlaufzeit 2010 in Betrieb nahm. Beim Betrieb größerer Gemeinschaftsanlagen sei die Genossenschaft das Richtige, meinte Karl Gerhard, Bürgermeister der knapp 1600 Einwohner zählenden Gemeinde Retzstadt und Aufsichtsratsvorsitzender der Bürgerenergie-Genossenschaft Retzstadt.

    Allerdings verhehlte er nicht, dass „auch ein Stück weit Bürokratie dabei“ sei. Laut Gerhard begann die Bürgerenergie mit Photovoltaik, künftig solle aber auch Windkraft genutzt und Wärme produziert werden.

    Schon kleine Beiträge möglich

    Marco Keller, einer von zwei ehrenamtlichen Vorständen der Bürgerenergie, betonte, dass nicht nur die Vorbereitung einer Genossenschaft sondern auch die laufende Geschäftsführung mit hohem Aufwand verbunden sei. Allerdings biete eine Genossenschaft auch etliche Vorteile.

    So könnten sich die Bürger schon mit kleinen Geldbeträgen beteiligen, aber auch mit großen, wenn sie dies möchten. Ferner sei von Vorteil für die Beteiligten, dass alle wesentlichen Entscheidungen von der Mitgliederversammlung (Personenstimmrecht) getroffen würden. Doch auch die Gemeinde profitiere, denn die Wertschöpfung bleibe vor Ort.

    Speziell im Bereich Windenergie trete man allerdings in Konkurrenz zu Firmen, was die Sache für eine Genossenschaft nicht einfacher mache, zumal diese Unternehmensform aufgrund ihrer Transparenz eine große Angriffsfläche biete. Kellers Worten zufolge sollen die ersten Bürgerenergie-Windräder 2013 in Betrieb gehen; mittelfristiges Ziel sei die Erzeugung von Nahwärme durch Biomasse.

    Laut Keller traten der Bürgerenergie-Genossenschaft am Gründungsabend 128 Mitglieder bei, die Geschäftsanteile im Wert von insgesamt 307 500 Euro gezeichnet hätten. Aktuell habe die Genossenschaft 289 Mitglieder und ein Einlagekapital von 551 000 Euro.

    Im rund 700 Einwohner zählenden Burgjoß bildete sich 2005 eine Bürgerinitiative, die das Ziel verfolgte, das Spessartdorf vom Öl weg zu „grüner Energie“ zu bringen. Im Juli 2007 wurde von 76 Bürgern die Genossenschaft Bioenergiedorf Burgjoß aus der Taufe gehoben.

    Vorstandsvorsitzender Klaus Kleespies erläuterte, dass das Konzept auf 110 bis 130 Wärmeabnehmer ausgelegt worden sei – aktuell seien es 146 bei insgesamt rund 180 Haushalten im Ort. Jedes Genossenschaftsmitglied sei mit 2250 Euro beteiligt.

    Hunderttausende Liter Öl gespart

    Insgesamt seien 3,2 Millionen Euro in eine Nahwärmeversorgung investiert worden. Davon seien ein Heizhaus mit einem 950 kW Hackschnitzelofen und einem ölbefeuerten Spitzenlastkessel (Erdgas gibt es in Burgjoß nicht) gebaut worden, eine große Hackschnitzellagerhalle, rund 4,4 Kilometer Hauptleitungen und 3,2 Kilometer Hausanschlüsse. Mit dem Nahwärmenetz spare man rund 400 000 Liter Heizöl im Jahr ein.

    Laut dem zweiten Vorstandsvorsitzenden Karl Schreiber verbrauchte die Heizanlage im Jahr 2011 rund 6000 Schüttraummeter Hackschnitzel, die vorwiegend aus Baumkronen des hessischen Staatsforstes stammten. Damit wurden seinen Worten nach 4,4 Millionen kW Wärme erzeugt. Der Spitzenlastkessel habe mit 5000 Litern Heizöl zusätzliche 50 000 kW erzeugt.

    Die Wärmeverluste im Netzt liegen laut Kleespies bei 27 Prozent. Auf Nachfrage aus dem Publikum räumte er ein, dass etwa ein Drittel der angeschlossenen Haushalte mit Holzöfen zuheize. Die Anlage amortisiert sich seinen Worten zufolge voraussichtlich nach 15 Jahren.

    Neben der Einsparung von Heizöl habe das Nahwärmenetz noch einen ganz anderen, nicht zu vernachlässigenden, Effekt gehabt, sagte Schreiber. „Des hat unser Dorf ein ganzes Stück zusammengerückt.“ – Wer sich die Sache einmal anschauen möchte kann dies am Samstag, 10. März ab 15 Uhr bei einem Tag der offenen Tür in Burgjoß.

    ONLINE-TIPP

    Weitere Informationen unter www.klimaschutz-main-spessart.de

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