Besser hätte es nicht laufen können: der Neustadter „Dorfladen auf Probe“ hatte am Samstagmorgen noch nicht einmal geöffnet, da standen die Kunden schon Schlange, um sich mit Brötchen und Wurst fürs Frühstück einzudecken. Der Kundenansturm am Tag der Neueröffnung war so groß, dass selbst Bürgermeister Stephan Morgenroth an der Kasse stand. Gut eine Stunde vor Ladenschluss waren einige Regale der Backwaren-Theke schon leer gekauft.
Wie berichtet, schloss das letzte in Neustadt vorhandene Geschäft zum Jahreswechsel. Seitdem war der Rathauschef fieberhaft auf der Suche nach Lösungen, wie die Nahversorgung im Ort wieder hergestellt werden könnte. Im März verkündete Morgenroth schließlich, dass die Gemeinde den Laden für zunächst dreieinhalb Monate in Eigenregie führen und 450-Euro-Kräfte einstellen wird.
Ware aus Urspringen
Die Bäckerei Otter und die Metzgerei Krämer, beide aus Urspringen, sicherten zu, den Laden mit Back- und Wurstwaren zu versorgen und zudem das benötigte Inventar zur Verfügung zu stellen. Zudem war der Verpächter des Anwesens an der Ortsdurchfahrt, in dem sich der Laden befindet, mit dem Betrieb einverstanden und der Gemeinde auch finanziell entgegen gekommen.
In der vergangenen Woche liefen die Vorbereitungen nun auf Hochtouren. Morgenroth, der in der Kämmerei der Stadt Lohr arbeitet, hatte sich extra Urlaub genommen und den Laden gemeinsam mit den Bauhofleuten her- und eingerichtet. 50 Stunden, schätzt er, war er vorige Woche im Laden. „Das nimmt schon viel Zeit in Anspruch. Aber es hat Spaß gemacht und, wenn es was bringt, ist es umso besser.“ Die Vorfreude auf die Wiedereröffnung sei im Ort groß gewesen. Immer wieder hätten Bürger neugierige Blicke in den Laden geworfen.
Am Samstagmorgen war es nun so weit. Schon ab 6 Uhr war Morgenroth mit den Verkäuferinnen Heidi Schwab und Stefanie Bohlke im Einsatz, um letzte Vorbereitungen zu treffen, die gelieferte Wust und die duftenden Brötchen einzuräumen und den Kunden schmackhaft zu präsentieren. Bereits eine Viertelstunde vor der geplanten Neueröffnung um 7 Uhr hatte sich eine Schlange vor dem Laden gebildet, berichtete Morgenroth.
„Bis 9 Uhr war der Laden durchgehend sehr gut besucht.“ So gut, dass auch der Bürgermeister die Ärmel hochkrempelte und die Kasse bediente, während Schwab und Bohlke mit Brötchen einpacken und Wurst abwiegen alle Hände voll zu tun hatten. „Wir sind wirklich sehr zufrieden, der Laden ist super angelaufen.“ 150 bis 200 Kunden, so schätzte er, wurden in den ersten zweieinhalb Stunden bedient. Überwiegend seien Bürger aus Neustadt gekommen.
Knapp 200 Kunden
Das kleine, aber feine Sortiment kann sich sehen lassen: Zur nun anlaufenden Grillsaison werden Vakuum-verpackte Steaks und Bratwürste angeboten. Fleisch gibt es zudem auf Bestellung. An der heißen Theke gibt es beispielsweise Leberkäsbrötchen. „Damit wollen wir versuchen den Durchgangsverkehr abzufangen“, so Morgenroth. Außerdem im Sortiment sind Landnudeln, Schnaps, Likör oder Apfelchips vom „Spessarthof“ in Aura.
Zudem sind neben Zeitschriften und Illustrierten und dem schnellen „Coffee to go“ auch Nahrungsmittel für die Grundversorgung wie Kaffee, Milch, Mehl, Butter, Sahne, Senf oder Zucker im Dorfladen zu finden. „Was man halt so braucht. Die Eier waren heut' früh schon alle weg.“ Eine kleine Kaffee-Ecke lädt zum Verweilen ein. „Der Dorfladen war ja früher schon ein Treffpunkt.“
Drei Mal die Woche wird der Neustadter Dorfladen vorerst geöffnet sein: Dienstag und Donnerstag von 6 bis 9.30 Uhr und Samstag von 7 bis 10.30 Uhr.
„Ich hoffe natürlich, dass es so weitergeht wie am Eröffnungstag. Das wird sich nun die nächsten Wochen zeigen. Aber er ist schon vermisst worden, der Laden“, resümiert Bürgermeister Stephan Morgenroth.