Mit rund 250 Interessierten gut besucht war die Bürgerversammlung zur B26n am Montagabend im Saal des Historischen Rathauses in Karlstadt. In der Diskussion äußerten sich viele Bürger kritisch zum geplanten Straßenbauprojekt.
Zur Begrüßung erinnerte Bürgermeister Paul Kruck daran, dass im Jahr 1995 erstmals Pläne zu einer "Westumgehung Würzburgs" öffentlich wurden. 2004 erschien das Projekt im Bundeswegeplan, 2011 wurde das Raumordnungsverfahren eingeleitet. Das anfangs als vierspurige Autobahn angedachte Projekt sei im Laufe der Zeit geschrumpft. "Unser Bestreben war immer, eine Variante zu finden, die im Norden an Karlstadt vorbeiführt", erklärte Kruck.
Lärmschutz für Heßlar, Linienführung nördlich von Karlstadt
Stefan Lehner, Leiter des Bereichs Straßenbau am Staatlichen Bauamt in Würzburg, erklärte, der Zweck der Straße sei die Erschließung des Landkreises Main-Spessart, die Bündelung des Verkehrs und die damit verbundene Entlastung der Ortsstraßen, besonders im Werntal. Der erste Bauabschnitt reicht von Arnstein bis Müdesheim, Bauabschnitt 2 bis hinter Karlstadt. Die Verkehrsführung im Bereich Lohr sowie die Verbindung zwischen Karlstadt und Lohr sind die nächsten Bauabschnitte.

Bauamtsmitarbeiter Falk Piller stellte die kürzlich im Stadtrat besprochene detailliertere Planung des zweiten Bauabschnitts vor. Die Straße soll in 500 Metern Entfernung an Heßlar vorbeiführen und dort komplett hinter einem Erdwall, der auch Lärmschutz bietet, verschwinden. Von Schönarts werden etwa 450 Meter Abstand eingehalten. Auf einer etwa 750 Meter langen und 40 bis 55 Meter hohen Brücke wird das Werntal überquert.
Die von Osten auf Karlstadt zulaufende B26n wird mit der Arnsteiner Straße verknüpft und führt gen Norden zum Hammersteig. Von dort ist eine Anbindung an die Würzburger Straße sowie an die Karolingerbrücke geplant. Piller sagte, laut Verkehrsprognose würden durch diese Linienführung erhebliche Entlastungen für die innere Arnsteiner und innere Eußenheimer Straße erreicht, beide könnten von ihrem bisherigen Status als Bundesstraßen zu Ortsstraßen zurückgestuft werden. Auch die Bodelschwinghstraße werde spürbar entlastet.

"Auf der Karolingerbrücke wird es mehr Verkehr geben", so Piller. Am Kreisverkehr vor Karlburg sei deshalb eine Fuß- und Radwegunterführung angedacht. "Eine verträgliche Linie für die Verbindung Wiesenfeld-Lohr in Bauabschnitt 3 muss noch gefunden werden", betonte Piller. Nach einer kurzen Pause, in der die Bürger die ausgehängten Pläne studierten, erklärte Bürgermeister Kruck die Diskussion für eröffnet.
Rege Diskussion, barsche Kritik
Aus dem Publikum kam die Frage, welcher Lärmschutz entlang der Brücke möglich sei und ob eine Einhausung infrage käme. Stefan Lehner sagte: "Es ist uns bewusst, dass wir für Karlburg Lärmschutz vorsehen müssen." Welche Maßnahmen nötig und möglich seien, werde als nächstes untersucht. Einhausung sei die "ultima ratio".
Mehrere Bürger äußerten ihre Meinung, die Verkehrsprognose beruhe auf überholten Annahmen. Durch die Mobilitätswende sei fraglich, ob die Straße überhaupt noch nötig sein werde. Lehner erwiderte: "Vielleicht fahren wir künftig kohlendioxid-neutrale Autos, aber wir werden weiterhin Straßen brauchen." Paul Kruck betonte: "Der Verkehr wird laut Prognose nicht abnehmen. Wir müssen für Entlastung sorgen."
Erwin Scheiner vom Bund Naturschutz wurde emotional: "Beste Naturschutzflächen und wertvollstes Land werden durch diese Straße zerschnitten, da geht einem doch die Galle hoch." Er warf dem Bürgermeister vor, dem Bauamt nicht zu widersprechen. Kruck wies darauf hin, dass er verschiedene Karlstadter Anliegen – Nordspange, Lärmschutz, Abrücken von Heßlar – durchgesetzt habe. "Vieles wurde annehmbar gelöst." Dass es zwischen Bauabschnitt 1 und 2 keinen Baustopp gebe, wolle er rechtsverbindlich festhalten.
Einige Fragen blieben offen

Nicht alle Bürgerfragen ließen sich beantworten. Lärmschutzuntersuchungen für Karlburg liegen noch nicht vor. Die Gesamtkosten des Projekts mochte Lehner nicht überschlagen und warum beispielsweise für die obere Arnsteiner Straße eine Verkehrszunahme um 200 Fahrzeuge, für die untere aber eine Abnahme von 500 Fahrzeugen prognostiziert ist, konnte Gutachter Dirk Kopperschläger nicht aus dem Stand beantworten. Einem Anwohner der Eußenheimer Straße erklärten die Fachleute, dass er künftig wesentlich weniger Straßenlärm abbekomme. Seine Antwort: "Mag sein. Ich bin trotzdem dagegen."
Abschließend stellte Stefan Lehner klar, dass er die B26n für "sehr sinnvoll" halte und die Prognose einen "hohen Wirkungsgrad" ergebe. Der Bundesverkehrswegeplan sei ein demokratisch zustande gekommenes Gesetz. In einer Demokratie bestehe aber natürlich das Recht, anderer Meinung zu sein. Bürgermeister Kruck versprach, dass sich die Stadt weiterhin einbringen und die Interessen ihrer Bürger vertreten werde. Bemerkenswert: In der rund dreistündigen Veranstaltung kam aus dem Publikum keine einzige Wortmeldung, die den Bau der B26n positiv bewertete.