Seit Freitag treibt sich auf der Fränkischen Platte ein 300 Kilogramm schwerer Jungbulle herum (wir berichteten). Die Polizei versucht am morgigen Freitag, ihn vom Hubschrauber aus zu sichten. Denn bislang fehlt von dem Tier der französischen Rinderrasse Limousin jede Spur.
Der ausgebüxte Jungbulle – nennen wir ihn seiner Herkunft wegen Bastien – erinnert unweigerlich an die Kuh Yvonne, die im Jahr 2011 Yvonne zum Medienstar avancierte.
Wochenlang hatten die Medien das Schicksal der ehemaligen Milchkuh, die auf der Flucht vor dem Schlachter bei Ampfing in Oberbayern in den Wald türmte und sich drei Monate lang nicht fangen ließ, verfolgt. Erst nach einem Schuss aus einem Betäubungsgewehr konnte sie zu einem Tiergnadenhof gebracht werden, wo sich die 13-jährige Dame bis heute noch wohl fühlt.
Yvonne kam freiwillig zur Herde zurück
Yvonne war ganz allein zu einer Herde auf der Weide zurückgekehrt. Zuvor waren viele intensive Sucheinsätze – unter anderem auch mit einem Hubschrauber – erfolglos geblieben. Eine Zeitung hatte sogar eine Belohnung ausgesetzt für den, der die Kuh ausfindig macht. Selbst Yvonnes Freundin Waltraut oder Stier Ernst hatten nichts dazu beitragen können, sie aus ihrem Versteck zu locken. Sie war zwar mehrfach gesichtet worden, hatte sich aber scheu wie ein Reh gegeben. Nachdem sie einmal um ein Haar von einem Polizeiauto erfasst worden war, war sie zum Abschuss freigegeben worden.
2014 berichtete die Deutsche Presseagentur (dpa) von einer trächtigen und aggressiven Kuh, die wochenlang durch den Wald bei Gaildorf (Kreis Schwäbisch Hall) streifte und sich einmal einem Autofahrer in den Weg stellte, der gerade noch bremsen konnte. In diesem Fall sprach selbst der Halter von einer „Problemkuh“, die sich nicht mehr einfangen lassen wollte. Sie zu resozialisieren und in die Herde zu integrieren sei gescheitert – sie sei erneut ausgebrochen. Wie Yvonne verschwand auch dieses Tier bei Annäherungsversuchen. Erschossen werden durfte sie laut dpa nicht wegen der Schwangerschaft.
„Das Auswildern geht ganz schnell“
Bulle Bastien kann von diesen Vorgeschichten freilich nichts wissen: Er ist erst im vergangenen Jahr in Frankreich zur Welt gekommen. Aber er wird die selbst gewonnene Freiheit wohl schnell schätzen lernen. „Je länger ein Rind unterwegs ist, desto schwieriger kommt man an es ran“, verdeutlicht Martin Korneli vom Staatlichen Veterinäramt am Landratsamt Main-Spessart. „Das Auswildern geht ganz schnell“ – zumal bei Masttieren, die ohnedies eine größere Distanz zu Menschen hätten.
Damit schwinden dann auch die Chancen, das Tier gegebenenfalls betäuben zu können. Korneli hat zwar ein Blasrohr für diese Zwecke, doch dieses reicht maximal zehn Meter weit. Über ein Betäubungsgewehr verfügt das Veterinäramt nicht. Doch auch ein solches habe eine Reichweite von allenfalls 30 Meter, erläutert der Veterinär.