Wer hat sich nicht schon über einen schön marmorierten Einband eines alten Buchs, über dessen schön gemusterte Vorsatzblätter oder bunt überzogene Kartons gefreut? Einst kleidete man Koffer, Schränke und Schubladen mit Buntpapieren aus und ein besonderer Bogen davon ist auch heute noch gefragt, wenn es gilt, kleine Geschenke ansprechend zu verpacken.
Einst war auch das unterfränkische Papierzentrum Aschaffenburg Heimat des Handwerks der Buntpapierherstellung, das sich schnell auch industriell zu entwickeln begann. An dieser Stelle sei nur auf den Namen des Fabrikanten Alois Dessauer (1763–1850) hingewiesen.
Dies alles und viel mehr wurde am Freitag im Homburger Museum Papiermühle deutlich, zu dem 50 Teilnehmer einer gemeinsamen Tagung des Deutschen Arbeitskreises für Papiergeschichte und des Arbeitskreises Buntpapier im Rahmen einer Exkursion gekommen waren. Organisator Georg Dietz aus Dresden wollte damit den Austausch unter den Mitgliedern der beiden Arbeitskreise fördern. Denn die Papiermacher würden sich natürlich in erster Linie mit ihrem Handwerk und weniger mit den Techniken der Weiterverarbeitung auskennen. Auf der anderen Seite seien die Buntpapiermacher weniger mit der eigentlichen Papierproduktion vertraut.
Dazu kam man in Aschaffenburg zu einem dreitägigen Treffen zusammen. Man besuchte die Buntpapiersammlung im dortigen Schloss und zwei moderne, papierverarbeitende Unternehmen. Die Tagung verdeutlichte den Weg der Buntpapierproduktion aus dem Handwerk hin zu industrieller Fertigung.
Neben der Geschichte standen auch die vielfältigen Techniken zur Herstellung ein- und mehrfarbiger Papiere, wie von Kleister-, marmoriertem, bedrucktem, reliefiertem, Sprenkel- oder Batik-Papier, im Blickpunkt. Dazu schweifte der Blick der Experten in fremde Länder und Kulturen.
In Homburg stellte Museumsleiter Johannes Follmer den Teilnehmern das Industriedenkmal Papiermühle vor und erläuterte die Kunst des Papierschöpfens in seiner Manufaktur. Buntpapiermacherin Susanne Krause zeigte auf dem Lumpenboden der Mühle die reichhaltige Palette von Papieren aus ihrem eigenen Verlag. Die Hamburgerin fertigt handwerklich auch Sonderanfertigungen nach den Wünschen ihrer Kundschaft.
Eine besondere Faszination ging von den hochwertigen japanischen Papieren aus, die der frühere Papierimporteur Hans-Joachim Drissler (Bad Soden) aus seiner Sammlung in der Papierscheune präsentierte. Zu den farbenfrohen und teilweise sehr fantasievollen Bögen, die vom hohen Stellenwert des Papiers in der japanischen Kultur berichteten, trug Regine Preuss eigens verfasste Haiku-Gedichte vor.
Georg Dietz, Vorsitzender des Deutschen Arbeitskreises für Papiergeschichte, freute sich darüber, die Tagungsteilnehmer in Homburg an einen authentischen Ort führen zu können, an dem seit über 200 Jahren Papier hergestellt wird. Es sei sehr erfreulich, dass die Papiermühle nun schon seit zwei Jahrzehnten die alte Handwerkskunst des Papierschöpfens ausgesprochen lebendig der Öffentlichkeit zeigen könne, fasste er seine Eindrücke zusammen.