„Wir suchten nach alten Liegenschaften, die zum Kauf stehen. Durch Glück und Zufall zugleich sind wir dann auf die Burg hier in Arnstein gestoßen“, berichtet Claudia Illsinger. Seit etwa sieben Jahren arbeitet die Familie Illsinger am Umbau der alten Burg in Arnstein. In diesen sieben Jahren hat sich das Erscheinungsbild des alten Gemäuers oben auf dem Stadtberg vollkommen verändert.
Viel Arbeit gekauft
Dank der guten Bausubstanz und der schönen Lage war für die Frankfurter ziemlich schnell klar, dass sie sich für die Burg in Arnstein entscheiden werden – auch wenn ihnen bewusst war, dass dieses Vorhaben viel Arbeit nach sich zieht, denn die Burg befand sich nicht unbedingt in einem guten Zustand. Das hinderte Familie Illsinger jedoch nicht daran, aus der Burg ein modernes Wohn- und Veranstaltungshaus zu machen.
Die beiden Burgherren und ihre zwei Kinder zeigten von Anfang an viel Eigeninitiative und packten von vorneherein kräftig mit an. „Finanziell gesehen haben wir für die Gebäudesanierung bis jetzt noch keine Zuschüsse bekommen. Allerdings wurden wir tatkräftig von der Un-teren Denkmalschutzbehörde Karlstadt hier vor allem von Eva Reiche unterstützt. Zusammen mit verschiedenen Baufirmen arbeiten wir an der Neugestaltung der Außenanlagen und dem Innenbereich“, berichtet Vater Stephan Illsinger.
Jedes Wochenende da
Jedes Wochenende kamen die Frankfurter nach Arnstein und ar-beiteten an der Burg. Wie mit der Fassade der Burg umzugehen ist, hat Familie Illsinger mit der Unteren Denkmalschutzbehörde genau abgesprochen.
„Man muss damals schon sehr bewusst diesen Garten angelegt haben“
Mutter Claudia Illsinger
Im Herbst 2005 fingen die Bauarbeiten an. Eine riesige Menge Efeu musste von den Mauern entfernt werden. Die Fugen waren zu reinigen beziehungsweise zu erneuern. Um den Burggarten wieder richtig betreten zu können, hat Familie Illsinger sämtliches Gestrüpp beseitigt. Außerdem wurden Wege angelegt und Mauern saniert.
„Die ganzen Baumaßnahmen an der Außenanlage sind nicht nur für den Menschen, sondern auch für die Tiere von großer Bedeutung. Heute sind wieder viel mehr Tiere hier oben“, so der Eindruck von Vater Stephan Illsinger. Man bekomme hier häufig Eulen und andere Vögel zu sehen.
„Besonders spannend an der Burg sind die zahlreichen offenen Fragen“
Vater Stephan Illsinger
Auch für viele alte Baumarten ist die Burg ein Paradies – von Kastanienbäumen bis zu alten Apfelsorten. „Die Bäume hier auf dem Grundstück zeigen eine gewisse Symmetrie. Also muss man damals schon sehr bewusst diesen Garten angelegt haben“, sagt Claudia Illsinger. Einige Bereiche bleiben aber auch bewusst wild.
Recherche nach alten Daten
„Besonders spannend an der Burg finden wir diese zahlreichen offenen Fragen wie auch etwa, wann die Burg genau errichtet wurde. Etwa um 1150 muss der Bau angefangen haben und wurde dann immer größer. Ich recherchiere sehr viel, jedoch ist es bei alten Bauwerken nicht einfach, genaue Daten und Fakten zu finden“, erklärt Stephan Illsinger.
Trotz ihrer erhabenen Errungenschaft ist die Familie auf dem Boden geblieben und freut sich über Kontakt mit den Arnsteinern. Geplant ist, die Innenbereiche der Burg zu Seminarräumen beziehungsweise Tagungsräumen auszubauen. Damit habe nicht nur die Familie selbst, sondern hätten auch andere etwas von der Burg.
Konzerte auf der Burg
Zudem wird die Burg in Arnstein schon jetzt für verschiedene Ereignisse wie etwa Konzerte zur Verfügung gestellt. Der Madrigalchor aus Würzburg, die Main City Stompers und der Arnsteiner Projektchor haben schon Konzerte auf der Burganlage gegeben. Dafür wurde extra eine Terrasse angelegt. Bei solchen Veranstaltungen sowie im Winter hat die Burg ein besonderes Erscheinungsbild, da sie von außen in verschiedenen Farben beleuchtet wird.
Die nach dem Bauernkrieg etwa 1542 neu aufgebaute Burg strahlt nun von Jahr zu Jahr immer mehr. Um die Burg herum sind die Bauarbeiten schon sehr weit fortgeschritten. Lediglich der 500 Quadratmeter große Garten vorne zur Kirche hin soll noch zum Barockgarten, die Fassade noch einmal überarbeitet werden.
Ziel: Fertig bis 2015
Auch der Innenbereich ist weit fortgeschritten. Lediglich in zwei großen Räumen im Erdgeschoss muss noch einiges gemacht werden. Ansonsten ist das Haus bereits bewohnbar. Fertig wird alles voraussichtlich 2015.
Burg Arnstein
Die Entstehungsgeschichte der Arnsteiner Burg liegt im Dunkeln. Urkundlich erstmalig im 13. Jahrhundert erwähnt, war die Burg fürstbischöflicher Besitz, musste aber aus Geldnot an die Hutten verkauft werden, die in Arnstein bis ins Jahr 1489 maßgeblichen Einfluss hatten und den Baufortschritt bestimmten. Durch eine Rückkaufoption fiel Arnstein wieder zurück an Würzburg. Seitdem wurde die Liegenschaft als Gerichtssitz verwandt.
Fürstbischof Konrad III von Bibra errichtete das Gebäude 1543 in seiner heutigen Form. Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn integrierte dann die Burg in die Verteidigungsanlagen der Stadt und modernisierte sie.
Im 19. Jahrhundert fiel die Burg als fürstbischöfliches Anwesen dem Freistaat Bayern zu. Dieser nutzte das Gebäude als Landgericht und als Amtsgericht weiter. Der Gerichtsvorsteher hatte jeweils ein Wohnrecht im Gebäude. Mit der Gerichtsreform in den 70er Jahren verlor Arnstein seine Gerichtsbarkeit.
Schon zu Gerichtszeiten wurde das Amtsschloss überwiegend zu Wohnzwecken vermietet. Seit den 90er Jahren stand das Gebäude leer und wurde von staatlicher Seite bezüglich einer zukünftigen Nutzung – beispielsweise für die Bundeswehr oder Fachhochschule – geprüft. Die Pläne wurden verworfen und der Freistaat entschloss sich zum Verkauf, der 2005 vollzogen wurde.
Claudia Illsinger