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URSPRINGEN: Chef Wolfgang Väth: Den Blaumann immer griffbereit

URSPRINGEN

Chef Wolfgang Väth: Den Blaumann immer griffbereit

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    Wolfgang Väth liebt das kleine, aber feine Detail, sitzt für sein Leben gern hinterm Steuer eines seiner silberfarbenen Linienbusse und ist seit 24 Jahren der Chef des Urspringer Busunternehmens Wandervogel-Reisen. Betritt man sein Büro auf dem Werksgelände an der Frankenstraße 5, fallen sofort der alte Schreibtisch und ein ebenso betagter Aktenschrank ins Auge, die im Kontrast zur lichtgrauen Büroeinrichtung stehen.  

    „Schreibtisch und Schrank habe ich mir gekauft, da war ich 26 und musste aufs Geld schauen“, erzählt Väth. Daher erstand er die Stücke damals beim Trödler und restaurierte sie liebevoll. „Für das, was beide zusammen gekostet haben, hätte ich zu jener Zeit nicht einmal einen richtigen Schreibtisch bekommen“, sagt er. Heute würde ihm sein alter Schreibtisch sicher förmlich aus denn Händen gerissen werden – doch Väth wird sein Unikat niemals in fremde Hände geben.

    Beim Restaurieren seines Schreibtisches förderte er alte Unterlagen aus dem Dresden der 1930er Jahre zutage. „Der war sicher einmal dort in irgendeinem Amt gestanden“, vermutet der 48-Jährige und streicht über die dicke Glasplatte. Als 1998 sein Büro umgebaut worden sei, habe ihn der Schreiner von einem „effektiven Schreibtisch“ überzeugen wollen. Aber Väth verteidigte Tisch und Schrank vehement. „Modern war nicht meine Welt“, gibt er zu. Nun stehen Alt und Neu einträchtig beieinander.

    Auf seinem Schreibtisch hat Väth Arbeitsgerät und -material liegen: Laptop, Diktaphon, Organizer, jede Menge Zettel und Papiere sowie einen Ölabscheider für Luftanlagen. „Der funktioniert nicht so, wie er soll“, sagt er, hebt das Teil hoch und verrät, dass er stets „solche Brocken“ auf dem Tisch stehen habe, an denen er „schraube, um dem Schaden auf den Grund zu gehen“. In einem Plastikdöschen hortet er winzig kleine Dichtungsringe, die er einem zerlegten Luftventil entnommen hat. Als Kfz-Mechaniker hat er gelernt, den Dingen auf den Grund zu gehen und auch kleinste Teile aufzuheben. Daher ist er auch in seiner eigenen Kfz-Werkstatt, in der die Busse gewartet und hergerichtet werden, unersetzbar. Nicht selten schlüpft er vom Chefsessel direkt in einen Blaumann.

    Morgens um 5 Uhr beginnt Väths Arbeitstag. Dreimal täglich fährt er Linie, dazwischen warten sein Schreibtisch und die Werkstatt auf ihn. Sitzt er hinterm Steuer, hat er stets sein Diktaphon bei sich. Während der Fahrt laufen seine grauen Zellen stets auf Hochtouren mit, erzählt er. Egal, ob er über eine Verbesserung des Fahrplanes nachdenke oder auf eine aktuelle verkehrstechnische Situation reagiere, das Diktaphon helfe ihm, „Denkanstöße festzuhalten“. Seine Termine organisiert Väth in „Outlook“. „Das ist meine rechte und meine linke Hand“, sagt er über das Computer-Programm.

    Einen Schutzengel, einen blau-gelben Paradiesvogel aus Holz – das Wandervogel-Markenzeichen –, den ihm ein Mitarbeiter schenkte, sowie ein Modell des Mercedes SLS AMG hat Väth stets im Blick. „Der wird immer ein Wunschtraum bleiben“, grinst er. Im Vorraum zu seinem Büro sammelt Väth Busmodelle in einer Glasvitrine. Dort steht alles, was das Sammlerherz höher schlagen lässt: vom ersten Bus, mit dem er vor über 20 Jahren seine Marokko-Touren begann, bis zum neuesten Wandervogel-Doppelstockbus.

    Auf den Schränken und Sideboards um sich und seinen Schreibtisch herum hat der 48-Jährige verschiedene Papierstapel liegen. „Ich muss meine Aufgaben immer im Blick haben und darf sie nicht in einer Unterschriftenmappe vergraben. Wenn ich mir die Sachen so hinlege, dann fällt mir immer etwas dazu ein“, sagt Väth. „Um überleben zu können, müssen wir unsere Unternehmen immer in eine bessere Position bringen. Wir müssen noch besser, effizienter, schlanker und viel innovativer werden“, sagt Väth und kündigt an: „Das kommt auf alle Mittelständler zu.“ Dass die Politiker oft kurzsichtig denken und entscheiden und somit die Belastung immer mehr steigt, ärgert den 48-Jährigen: „Ich habe kein Problem damit zu arbeiten. Ich habe auch kein Problem damit, viel zu arbeiten. – Ich habe aber ein Problem damit, wenn dabei nichts rauskommt“, sagt er, der zurzeit acht Mitarbeiter beschäftigt.

    An der Bürowand hängt ein Bild, das symbolisch für einen Traum steht, den sich Väth schon oft erfüllt hat und noch oft erfüllen möchte: Es ist die Aufnahme eines verschleierten Tuareg (ein zu den Berbern zählendes Volk in der Sahara; Anm. d. Red.). Es ist ein Geschenk seiner Frau Ingrid, die weiß, dass Marokko seine „alte Liebe“ ist, sagt Väth. 20-mal hat er das Land schon bereist, ist 10 000 Kilometer mit dem Bus und dem Jeep durch die Sahara gefahren oder überquerte mit dem Motorrad den Äquator. „Wenn man einmal in der Wüste war, gefällt es einem entweder so gut, dass man immer wieder kommt, oder man kommt nie mehr. Ich gehöre zur ersten Spezies“, sagt er lachend.

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