„Die Leute können Euch wurscht sein!“ Harald Hofbauer ist von der Qualität seiner Sängerinnen und Sänger überzeugt. Jetzt, in der letzten Probe des katholischen Kirchenchores „Cäcilia“vor seinen großen Weihnachtsauftritten, übt er sich also nicht nur als Gesangslehrer, sondern auch als Motivations-Coach.
Die Kulisse von wohl 700 Zuhörern beim Weihnachtskonzert in der katholischen Kirche am zweiten Feiertag solle, so Hofbauers Appell an seinen Chor, doch bitte kein Lampenfieber wecken. „Ihr singt toll! Singt am Dienstag genau so!“, lobt und motiviert Hofbauer die Frauen und Männer, die im Halbkreis um sein Klavier stehen. Mit diesem begleitet der Chorleiter den Gesang musikalisch und von hier aus holt er mit präzisen Vorgaben und Ermunterungen immer noch ein Quäntchen Qualität mehr aus den Stimmen heraus. Und er will seine Leute bei sich haben. „Generalpausen sind dazu da, dass der Chor Blickkontakt zum Dirigenten hat“, fordert Hofbauer dazu auf, mit den Augen nicht nur am Notenblatt zu kleben.
Harald Hofbauer wirkt bei allem, was er sagt, beim Anstimmen der Gesangsstücke oder auch bei notwendigen Korrekturen, nie lehrerhaft, sondern er erreicht seine Sängerinnen und Sänger immer mit einer sprühenden Leidenschaft für die stimmliche und emotionale Präsentation der Gesangsstücke. Und mit auffallend viel Lob. Er will, dass seine Leute „textgerecht“ singen, verlangt also, „wenn das Kindlein schläft, nicht so viel forte“. Und für ihn ist ein Chorauftritt mehr als nur Gesang. „Ich weiß, ich nerv‘“, räumt der 54-jährige bei der Probe ein, „aber auch die Mimik ist wichtig, damit das Publikum uns die Freude abnimmt.“
Kein Wunder, dass Hofbauer Gesangsdarbietungen als mehr denn nur Singen versteht. Hat er doch zusammen mit seinem Bruder Wolfgang bereits ein Musical mit 70 Tänzern inszeniert. Zwischen 1989 und 1994 gönnte er sich eine Bühnenerfahrung der ganz anderen Art als Sänger und Keyboarder der von ihm mitbegründeten Rockband „Crossfire“. Die Vorweihnachtszeit ist für Hofbauer trotz der Begeisterung für sein Hobby nicht ohne Stress.
Zusammen mit seinem Bruder Wolfgang, mit dem Harald Hofbauer auch das Projekt „Sign of Love“ aus der Taufe gehoben hat, gastiert das Multitalent aktuell in Heidenheim bei Gunzenhausen mit Weihnachtskonzerten, während er parallel dazu die Konzert-Vorbereitungen mit „Cäcilia“ in Burgsinn trifft.
Nicht zu vergessen die Auftritte des Amtschors des Staatlichen Bauamtes in Würzburg, mit dem Harald Hofbauer sozusagen auch „von Amts wegen“ seiner musikalischen Leidenschaft als Chorleiter frönt. Dass er hauptberuflich in der Finanzabteilung des Bauamtes sitzt und nicht auf den Konzertbühnen der Welt, verdankt er dem guten Rat seines Klavierlehrers. Dieser warnte ihn seinerzeit, das finanzielle Risiko eines Berufsmusikers, wozu Hofbauer sicher das Talent gehabt hätte, zu meiden, sich stattdessen einen soliden Beruf zu suchen und die Musik als Hobby zu betreiben.
Dem Kirchenchor „Cäcilia“, für dessen 35-jährige Leitung Hofbauer kürzlich eine sehr anerkennende Urkunde des Generalvikars der Diözese Würzburg erhielt, will er noch gut fünf Jahre als Dirigent vorstehen. „Es wird Zeit, dass ich mir langsam einen Nachfolger suche“, so sein entspannter Blick auf die kommenden Jahre als Chorleiter.