Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Main-Spessart
Icon Pfeil nach unten

TRIEFENSTEIN: Christusträger im Kloster: Mauern voller Geschichte

TRIEFENSTEIN

Christusträger im Kloster: Mauern voller Geschichte

    • |
    • |
    Eine einzige Baustelle: der Innenhof des Klosters Triefenstein während der Renovierungsarbeiten Ende der 1980er Jahre.
    Eine einzige Baustelle: der Innenhof des Klosters Triefenstein während der Renovierungsarbeiten Ende der 1980er Jahre. Foto: Fotos: Christusträger (6), Rösch (1)

    Auf das ehemalige Schloss Triefenstein, das bis in die 1980er Jahre durch die Bundeswehr als Reservelazarettlager genutzt wurde, sind die Christusträger durch einen Makler aufmerksam geworden. Doch ihre Identität als Bruderschaft gaben sie bei der ersten Besichtigung nicht zu erkennen. Bis aus den Räumen ein Zuhause für die Gemeinschaft wurde, war es ein langer und steiniger Weg, von dem Bruder Bodo und Bruder Uwe erzählen.

    Bruder Uwe verrät, was sich sowohl die Schlossherren – das Fürstenhaus Löwenstein – als auch die Christusträger nach dem ersten Treffen dachten: „Das wird was!“ So trat die Bruderschaft in nähere Verhandlungen mit dem Fürstenhaus; schnell einigte man sich auf einen Preis.

    Im Dezember 1985 unterschrieben die Christusträger den Kaufvertrag. Am 30. April 1986 zogen zunächst sieben Brüder in das heutige Kloster ein. „Wir lebten zunächst im Nebengebäude“, erklärt Bruder Bodo, „da die Bundeswehr noch vor Ort war.“ Bis in den Dezember 1986 hinein mussten die neuen Besitzer warten, bis die Bundeswehr abzog.

    Aber nicht nur das Wohnen wurde durch die weitere Anwesenheit der Bundeswehr beeinflusst. Auch die geplante Renovierung wurde zunächst gebremst. „Hier war alles mit Stacheldraht hermetisch abgeriegelt“, erinnern sich die Brüder. Sie hätten aber dennoch die Räume besichtigen und ausmessen dürfen. „Das Vermessen war wichtig“, erklärt Bruder Bodo, „denn es gab keine Pläne des Hauses.“

    Während ein Architekt das Gebäude Stück für Stück aufzeichnete, beantragten die Brüder im Herbst 1987 eine Baugenehmigung für die Renovierung des Klosters, der nach Ostern 1988 stattgegeben wurde. „Dann ging es richtig los mit den Bauarbeiten“, erzählen die beiden Brüder mit einem Leuchten in den Augen: „Das war eine irre Baustelle – wahnsinnig!“ Das Kloster steht unter Denkmalschutz, aber, so beteuern Bruder Bodo und Bruder Uwe, hier hätte es nie Probleme in der Bauphase gegeben.

    „Wir wollten immer das Gleiche: Renovationscharakter anstatt Umbau“, betonen sie. Wichtig war aber, die Grundversorgung zu gewährleisten. Die Brüder brachten Strom, Wasserversorgung und Abwasser in den Gebäudeabschnitten auf den neuesten Stand.

    Die Christusträger begannen mit der Renovierung im ersten Bauabschnitt, dem Ostflügel. Die Brüder beschlossen, einen alten Fenstertyp des ehemaligen Schlosses Triefenstein nachzubauen. Die beiden erinnern sich zurück: „Wir haben jahrelang nur Fenster und Türen gebaut.“ Neben den Renovierungsarbeiten mussten sich die Brüder eigenhändig verpflegen. Bruder Uwe und Bruder Bodo lachen: „Wir haben dann zunächst hier in der Kirche gegessen – an Tischtennisplatten.“

    Selbstverständlich arbeiteten die Christusträger mit Firmen zusammen: Handwerker, Elektriker, Heizungsmonteure, alle renovierten Hand in Hand. So konnte bis Herbst 1990 der erste Bauabschnitt mit 30 Zimmern, 60 Betten und einem Speisesaal fertiggestellt werden. „Jetzt konnten wir mit der Gästearbeit anfangen“, erzählen die Brüder stolz.

    Auch die Fassade des Klosters wurde von den Brüdern liebevoll restauriert. „Wir hatten das ganze Gebäude jahrelang eingerüstet“, erklären sie, „und den Putz dann selbst abgeklopft.“ In den Räumen wurden die Sandsteinböden entfernt und neue, glatte Sandsteinböden mit Fußbodenheizung verlegt.

    In diesem Zusammenhang kommen die beiden Herren auf einen Quellbrunnen im Garten des Klosters zu sprechen. Früher wurde damit eine Ölmühle betrieben. „Auch wir benutzen die Quelle heute noch“, erklären Bruder Bodo und Bruder Uwe, „als Wärmepumpe mit Wasserkraft, um unsere Fußböden zu beheizen.“ Der Westflügel des Klosters wurde bis heute noch nicht bearbeitet.

    Die Bauarbeiten brachten für die Brüder aber nicht nur viel Aufwand, sondern auch Spannung und unerwartete Entdeckungen. Bei Grabungen in der Sakristei entdeckten sie Gräber und Skelette. „14 Skelette habe ich gefunden“, sagt Bruder Uwe. Die beiden zeigen ein Bild: ein besonderes Grab mit einer Platte. „Das ist eines der wenigen Gräber aus dem Mittelalter, aus dem Jahre 1472, von einem Mann namens Otto Dautenberger“, erklären sie. Sofort machte sich das Gefühl breit, dass die Mauern dieses Gebäudes eine lange Geschichte erzählen, von der sicher noch nicht alle Kapitel bekannt sind.

    Gibt es Veränderungen, die die Christusträger seit ihrem Einzug vorgenommen haben? Diese Frage können die Brüder mit einem klaren „Ja“ beantworten. „Hauptsächlich für uns als Gemeinschaft“, erklären sie. „Denn wir sehen uns nicht als Schlossherren, sondern sind Klosterbrüder.“ Ihre Tätigkeiten im ehemaligen Schloss haben sie angepasst: „Wir wollen geistliche Anstöße und Ruhe geben.“ So können die Brüder in ihren Räumen 94 Gäste in 49 unterschiedlichen Zimmern aufnehmen. „Wir könnten auch mehr unterbringen“, verrät Bruder Uwe.

    „Die Menschen, die zu uns kommen, haben fast immer ein geistliches Anliegen.“

    Bruder Uwe und Bruder Bodo von der Christusträger-Bruderschaft

    Die beiden Klosterbrüder erklären: „Die Menschen, die zu uns kommen, haben fast immer ein geistliches Anliegen.“ Es gibt aber auch Gäste, die in den Mauern des Klosters einfach nur Urlaub machen: die Brüder, die im Ausland arbeiten und für einige Zeit zurück in die Heimat kommen.

    Immer mehr unterstützen gute Freunde der Brüder ehrenamtlich die Arbeit. Vor zwei Jahren wurde dazu ein Verein gegründet, der „Christusträger Arbeitsgemeinschaft e.V.“, in dem Brüder und Freunde mitmachen. Dieser Verein hilft den Brüdern, die Last der Verantwortung für das große Gelände und die vielen Gäste zu tragen.

    Die Brüder können heute aber nicht nur das ehemalige Schloss Triefenstein ihr Eigen nennen. „Den Friedhof, der auf der anderen Seite der Straße liegt, bekamen wir einst als Ostergeschenk vom Fürsten“, berichten Bruder Bodo und Bruder Uwe. „Heute sind da bereits drei unserer Brüder begraben“, fügen sie hinzu. In den Jahren nach ihrem Einzug kauften die Christusträger auch den Gutshof sowie die Wiese unterhalb des Klosters, die heute bei verschiedenen Veranstaltungen als Parkplatz genutzt wird.

    Bruder Uwe und Bruder Bodo lieben ihre Hobbys. „Ich habe zwei große Leidenschaften: Fotografie, vor allem Naturbilder wie Vögel der Umgebung, und Kalligrafie“, schwärmt Bruder Uwe. Bruder Bodo dagegen ist Musiker durch und durch: „Ich hatte 51 Jahre lang eine feste Band und war der Bandleader.“ So sei ein großer Freundeskreis entstanden, der die Brüder auch finanziell unterstützt.

    Bei der Frage, was sich sonst noch verändert habe hier im Kloster, werden die beiden Brüder nachdenklich. „Wir sind älter geworden“, sagen sie dann. Neun der 13 in Triefenstein lebenden Christusträger sind älter als 65 Jahre. „Aber wir sind relativ vital“, fügen sie dann lachend hinzu. Wie die Zukunft im Kloster aussieht? „Wir haben praktisch keinen Nachwuchs“, bedauern Bruder Bodo und Bruder Uwe. Aktuell haben die Christusträger in Triefenstein einen jüngeren Novizen sowie einen, der voraussichtlich noch in diesem Jahr in das Kloster kommen wird. Zudem haben die Brüder einen Veränderungsprozess geplant. Sie erklären: „Wir wollen uns auf unsere Kernkompetenz verlagern – das Geistliche.“

    Für andere Arbeiten werden die Brüder nach und nach Angestellte in das Kloster holen. Dann haben Bruder Bodo und Bruder Uwe mit Sicherheit noch häufiger die eine oder andere Stunde Zeit, um ihren Hobbys nachzugehen.

    ONLINE-TIPP

    Noch mehr Bilder aus der Geschichte der Christusträger sehen Sie im Internet unter www.mainpost.de/regional/main-spessart/marktheidenfeld

    Über die Christusträger-Bruderschaft und das Kloster Triefenstein 13 Brüder leben im Jahre 2016 im Kloster Triefenstein (Foto: Kristina Rösch). Die Bruderschaft umfasst insgesamt 24 Brüder, die in verschiedenen Gebieten der Welt im Einsatz sind. Neben den Mitgliedern, die in Triefenstein leben, befinden sich fünf in der Schweiz, zwei in Dresden, zwei in Kabul und zwei im Kongo. Drei Ziele verfolgt die Bruderschaft: die Arbeit für die Ärmsten in Afghanistan und im Kongo, die Arbeit mit Gästen und die Evangelisation. In Triefenstein laden die Brüder Gemeinden oder Einzelne zu Freizeiten und Seminaren ein. In den beiden Türmen des ehemaligen Schlosses befanden sich jeweils drei Glocken. Durch einen Blitzeinschlag brannte der Nordturm aus und die Glocken wurden zerstört. So blieben zunächst drei Glocken übrig, deren Klang über Triefenstein ertönte. Doch während des Zweiten Weltkriegs wurden die Glocken des Südturms eingezogen. „So wie wir wissen, wurden zwei Glocken nach Wertheim verschenkt“, berichten die Brüder, „und eine kam nach Rettersheim.“ Als die Christusträger das Kloster übernahmen, war keine der sechs Glocken mehr vor Ort. „Der Fürst arrangierte aber, dass die Glocke aus Rettersheim in den Südturm zurückkam“, sagen Bruder Bodo und Bruder Uwe. So läutet heute wieder eine der Glocken, die vor Jahrhunderten in Triefenstein zu hören war, zu den Gebeten der Brüder am Morgen und am Abend. TEXT: TIN

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden