Donnerstagabend im Mehlingskeller: Der Kölner Gitarrist Markus Segschneider betritt die Bühne. Seinen Gästen schenkt er ein bezauberndes Lachen; in ihm sind Witz und Wärme.
Wenn sein Spiel genau so sympathisch daherkommt, kann das nur ein gelungener Konzertabend werden. Und er wird es! Zwei Stunden und 24 Stücke lang.
Der studierte Musiker (klassische und Jazzgitarre an der Musikhochschule Köln) spielt ohne Noten. Seine Griffe in die Saiten sind die eines Könners. Da ist Leidenschaft im Spiel. Er behandelt seine Gitarre wie eine Geliebte, mal zärtlich neckend, dann fordernd in prallem Sound.
Sein „Made of the Mist“ klingt gut, rund, weit weg von schierer Einstudierung. Es nimmt die Zuhörer mit auf eine wunderbare Bootstour durch die Niagarafälle.
Nach der Eigenkomposition „Cherry Blossom“ greift der Gittarist zum Mikrofon, er singt seinen „Highway Man“. Diese Stimme verursacht Gänsehaut. Jubelndes Leben vermag sie genau so tief einzufangen wie das Sterben. Das Stück klingt aus mit den Worten des Protagonisten „I'm still alive“ – ich bin noch am Leben.
Bei „Speakers' Corner und der nachfolgenden Ballade „When we parted“ gerät das Publikum aus dem Häuschen. „ist der Wahnsinn!“, ruft jemand in Richtung Bühne. Und Markus Segschneider sagt zum anhaltenden Applaus: „Das ist ein sehr schönes Geräusch, das Sie da machen.
Dann der offene g-Dur-Akkord in „Another Train, Another Station“. Augenblicklich lassen sich die Gäste mitreißen. Es sei ein altes Thema, dass sich ein Gitarrist auf die Bahnschienen begebe, sagt Segschneider. Nach der Pause gibt er den Popsound „Country Flavour“, dann malt er „Sunday in England“. Es ist stark vom Art-Stil der 70er und 80er Jahre der britischen Musikliteratur geprägt. Mehrere von Segschneiders Vorträgen stammen von seiner Sologitarren-CD „Woodcraft“. Liebeserklärungen an Holland sind darunter.
„City on Sand“ ist eine kleine musikalische Suite an einen Stadtteil Amsterdams, der ins Meer gebaut wird. Ohne Zugabe lassen die Gäste ihren Gitarristen nicht ziehen. Aus dem Soundtrack-Album „Help“ schenkt der Solist ihnen ein Beatles-Stück, das er mit eigenem Vorspiel ergänzt hat. Der Abend klingt unter riesigem Beifall aus. Er endet so, wie er begonnen hat: mit blitzsauberem Spiel, Leidenschaft und voller Gefühl eines Gitarrenvirtuosen, Studiomusikers, Arrangeurs und Komponisten.