Die einzige Gemündener Bürgerversammlung 2021 am Donnerstagabend in der Scherenberghalle, dieses Jahr immerhin wieder in Präsenz, begann etwas verspätet, weil einige Besucher und Stadträte offenbar übersehen hatten, dass 2G nicht reicht, weshalb sie sich zuvor noch einem Schnelltest durch eine Angestellte der Stadt vor der Halle unterziehen mussten. Mit rund 35 Besuchern und Stadträten war der Andrang zu Coronazeiten überraschend groß.
Zunächst berichtete Bürgermeister Jürgen Lippert über die zur Jahresmitte unter die 10 000er-Marke gefallene Zahl an Gemündenern mit Hauptwohnsitz, von den erwarteten Einnahmen und Ausgaben und wichtigen Investitionen. So wird erwartet, dass die wichtigen Einnahmeposten Einkommensteuer (derzeit erwartet für 2021: 5,96 Millionen), Gewerbesteuer und Schlüsselzuweisungen leicht höher ausfallen als 2020. Gleichzeitig rechnet die Stadt etwa aber auch mit gestiegenen Ausgaben für Personal (6,78 Millionen) und einen höheren sachlichen Verwaltungs- und Betriebsaufwand (7,76 Millionen). Das jährliche Defizit der Freizeit- und Kultureinrichtungen betragt 2021 wohl 1,39 Millionen Euro.
Die Schulden der Stadt konnten seit Ende 2013 (7,14 Millionen) kontinuierlich gesenkt werden und betragen Ende des Jahres voraussichtlich 4,1 Millionen Euro. Das bedeutet eine Pro-Kopf-Verschuldung von 464 Euro beziehungsweise 1834 Euro, wenn die Schulden des Kommunalunternehmens Stadtwerke (KU), das für Wasser und Abwasser zuständig ist, hinzugenommen werden. Lippert bekundete, am Schuldenabbau weiter festhalten zu wollen.
Geplante Investitionen in Gemünden
An Investitionen zählte der Bürgermeister unter anderem die Rathaussanierung, die Digitalisierung der Schulen, zu beschaffende Feuerwehrfahrzeuge und neue Gerätehäuser und den geplanten Neubau des städtischen Kindergartens auf dem Sportplatz neben dem Hallenbad auf.
Zum Thema Stromleitung P43 sagte Lippert, dass Netzbetreiber Tennet zwar die A7 als Vorzugstrasse angegeben habe. "Allerdings darf man sich von dieser Vorzugstrasse nicht täuschen lassen." Die Bundesnetzagentur werde nun ganz neue Daten erheben, die dazu führen könnten, dass Gemünden wieder betroffen wäre, weswegen Einwendungen gegen eine Leitung an Gemünden vorbei wichtig seien.
Hier muss das Kommunalunternehmen investieren
Roland Brönner, Vorstand des KU, erläuterte anschließend Kennzahlen und Vorhaben der Stadtwerke. Die Schulden des KU werden Ende 2021 bei geplanten 13,3 Millionen Euro liegen. Der Gewinn habe 2020 bei 596 000 Euro gelegen und werde unter anderem für Investitionen gebraucht, die 2021 bei 1,8 Millionen, 2022 bei 3,2 und im Folgejahr bei 2,8 Millionen Euro liegen sollen.

Derzeit werden beispielsweise vier Grundwassermessstationen rund um die neuen Brunnen in Schaippach eingerichtet, um die Fragen "Wo kommt das Wasser her?", "in welchen Schichten?", "in welcher Menge?" zu klären. Dazu seien bis zu 160 Meter tief reichende Röhren mit Sonden nötig. Ziel ist ein Wasserschutzgebiet für die neuen Brunnen Schaippach 2 und 3. Hofstetten wird runderneuert mit unter die Erde verlegten Stromleitungen (durch die EVG), wofür die Dachständer in der Hälfte des Dorfs wegkämen, sowie mit einem neuen Kanal und einer neuen Trinkwasserleitung.
Beide Heizkraftwerke marode
Außerdem sind das Biomasseheizwerk in Kleingemünden (Häfnergasse) und das Blockheizkraftwerk am Neuberg (samt Leitungsnetz), die von Mitte/Ende der 1990er Jahre stammen, in die Jahre gekommen. Ärgerlich sei, dass der Pufferbehälter der neuen linksmainischen Zentralkläranlage (Durchmesser 25 Meter, Höhe 5 Meter) nach nur wenigen Jahren schon in schlechtem Zustand sei, weil offenbar minderwertiger Beton verwendet wurde, wodurch Eisen blank liegen – was eine Investition von 400 000 bis 500 000 Euro nötig mache. Weitere Investitionen für 2022 sind die zu errichtenden Versorgungsleitungen für das neue Gemündener Baugebiet Mühlwiesen II und der neue Kanal in der Bergstraße.