Von außen sieht das Geschäft am Karlstadter Kirchplatz so aus wie immer: „Bäckerei – Konditorei Schwenk“ steht in den Schaufenstern und über der Tür zu lesen. Auch innen hat sich praktisch nichts verändert. Verkaufstheke, Stehcafé – alles ist an seinem gewohnten Platz. Das Saupurzelbrot, das die Bäckerei Schwenk über die Stadt hinaus bekannt gemacht hat, gibt es ebenfalls noch.
Man muss schon genauer hinschauen, um zu erkennen, welchen Einschnitt es am 1. Oktober gegeben hat. Auf den Tüten, in die die Kunden ihre Backwaren eingepackt bekommen, steht jetzt „Backspiel Jäger“ und nicht mehr „Schwenk's Backparadies“. Aus gutem Grund: Ulrich und Herta Schwenk, die das Geschäft 42 Jahre geführt haben, haben die Verantwortung in jüngere Hände gelegt. Neue Inhaber sind Andreas und Doris Kuhn. Der Name „Backspiel Jäger“ kommt daher, dass die Kuhns vor einigen Jahren die Bäckerei Jäger in Zellingen übernommen und den altvertrauten Namen gelassen haben. Das Geschäft im Herzen Karlstadts firmiert nun als Filiale, Leiterin ist Gabriele Stark. Mit ihr kümmern sich vier weitere Frauen wechselweise um den Verkauf. Die Öffnungszeiten bleiben unverändert.
Fast alles, was es in Karlstadt zu kaufen gibt, wird in Zellingen gebacken. Dort sind sechs Mitarbeiter in der Backstube tätig, darunter auch Andreas Stemig, der 25 Jahre bei der Bäckerei Schwenk gearbeitet hat. Er ist neben seinem früheren und dem neuen Chef der einzige, der das gut gehütete Rezept für das Saupurzelbrot kennt. Ganz wird der Duft von frischen Backwaren aber nicht aus der Karlstadter Altstadt weichen: Denn bevor der Pausenverkauf am Gymnasium beginnt, wird in der Filiale am Kirchplatz der Ofen angeschmissen. Das geschieht auch, wenn auf die Schnelle mal etwas „nachgebacken“ werden muss.
Irgendwann im Laufe der nächsten Monate wird Andreas Kuhn den Schriftzug mit dem Namen Schwenk außen am Gebäude entfernen. „In diesem Jahr geschieht das aber nicht mehr“, sagt er. Die Kunden werden wohl noch ein Weilchen länger brauchen, bis sie sich an den Wechsel gewöhnt haben. Vielen wird gewiss ein ums andere Mal der Satz herausrutschen: „Ich geh' mal zum Schwenk.“