Die 2008 gestorbene Gemündener Künstlerin Olga Knoblach-Wolff, Jahrgang 1923, hat im Gedicht "Das Klopfen" das Grauen festgehalten, das sich vor 75 Jahren im Schulstollen neben dem heutigen Kulturhaus ereignete. Der Schulkeller war bei der Einnahme Gemündens am 4. und 5. April 1945 verschüttet worden. Vergeblich versuchte man damals, die 26 Verschütteten, darunter fünf Kinder und sechs französische Kriegsgefangene, zu befreien.
Versuche scheiterten, vom ehemaligen Brauereikeller der Firma Kusterer in der Bahnhofstraße, dem größten Luftschutzbunker in Gemünden, einen unterirdischen Durchgang zum Schulstollen zu graben. Augenzeugen berichteten, dass man noch tagelang Klopfen und Pochen gehört habe.

Das Klopfen von Olga Knoblach-Wolff
Ein Stoß durchfuhr den überfüllten Kusterer-Keller und der Felsen erzitterte, als die Bombe einschlug. Nebenan, in das Schulgebäude. Dann, ein hörbares Aufatmen – gerade war man noch einmal davongekommen! Doch in der dumpfen Stille nach dem großen Schlag, da hörten wir es – das Klopfen! Wer konnte hier helfen, die Verschütteten befreien? Doch sie kamen, die Überlebenden. Mit Pickeln und Hacken schlugen sie wie Rasende auf den Fels ein, verzweifelt, unaufhörlich Tag und Nacht. Sie wankten wie Betrunkene vor Erschöpfung, wenn sie sich ablösten. Doch immer leiser wurde – das Klopfen, bis es am vierten Tage ganz erstarrt und Totenstille herrschte. Als die Männer mit den Pickeln den Ort der Niederlage schweißgebadet, weinend verließen, da lief ein Seufzen wie eine Welle durch den überfüllten Kusterer-Keller.