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Lohr: "Das Größte ist das Staunen"

Lohr

"Das Größte ist das Staunen"

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    Magier Nicolai Friedrich kommt in die Lohrer Stadthalle.
    Magier Nicolai Friedrich kommt in die Lohrer Stadthalle. Foto: Sebastian Konopik

    Staunen ist angesagt, wenn Nicolai Friedrich sein Programm "Magie – mit Stil, Charme und Methode" zeigt. Der Mentalmagier und Zauberkünstler kommt am 4. April nach Lohr in die Stadthalle, der Vorverkauf hat bereits begonnen. Was das Besondere an seiner Show ist, was Zaubern für ihn bedeutet und was er seinen Zuschauern schenken will, haben wir ihn im Interview vorab gefragt.

    Herr Friedrich, Sie gehören einer neuen Generation von Magiern an – was machen Sie anders?

    Ich bin nicht der klassische Zauberer, trage weder Frack noch Zylinder, zersäge keine Jungfrauen und zaubere auch keine Hasen aus dem Hut. Denn heute fragen sich die Zuschauer nicht mehr, wo kommt der Hase her, sondern wird das Tier artgerecht gehalten? Und das zu Recht. Wir hatten mal einen Hasen, den wollte ich auf der Bühne erscheinen lassen, aber meine Familie war dagegen. So blieb der Hase zu Hause. Meine Schau ist moderner und nicht bierernst, eine Mischung aus Staunen und Lachen. Meine Zuschauer machen mit, keiner wird blamiert.

    Warum zaubern Sie, was treibt Sie an?

    "Das Größte, was der Mensch erfahren kann, ist das Staunen" – das stammt nicht von mir, das hat Goethe gesagt. Dieses Staunen, das möchte ich meinen Zuschauern schenken, denn es ist in unserer Gesellschaft ziemlich verloren gegangen. Wir sind von einer Menge unmöglicher Wunderdinge – Smartphones beispielsweise – umgeben und merken es gar nicht. In dieser logisch-rationalen Welt möchte ich den Menschen wieder strahlende Kinderaugen schenken und sie inspirieren, selber kreativ zu sein. Ob wir glauben, etwas zu können oder etwas nicht zu können – wir haben immer Recht. In meiner Zaubershow zeige ich, was alles möglich ist und möchte meine Zuschauer animieren, zu denken wie ein Kind, ihre Fantasie spielen zu lassen und daran zu glauben, dass auch sie vielleicht das Unmögliche schaffen. Das ist es, was Zauberkunst kann.

    Was erwartet die Zuschauer konkret in der Stadthalle Lohr?

    Ich werde zum Beispiel mit Siri zaubern, das ist lustig und modern. Es wird Wunschgetränke der Zuschauer aus meinem Cocktail-Shaker geben, ich sage Lottozahlen voraus und errate PIN-Nummern und Geburtstage.

    Echte PIN-Nummern? Die müsste der Karteninhaber doch hinterher bei seiner Bank neu beantragen?

    In meinen Bühnenshows sage ich immer, sie sollen eine alte PIN-Nummer aufschreiben. Außerdem muss es ja nicht immer die PIN der Bankkarte sein, die Handy-PIN geht auch, die kann man notfalls hinterher selber ändern. Es kommt tatsächlich vor, dass jemand sagt, jetzt muss er seine PIN ändern. Das war es ihm dann wohl wert, zu testen, ob ich das wirklich kann.

    Wie funktioniert das in der Praxis? Also nicht der Trick, sondern wie gehen Sie vor?

    Ein Pappkarton, der vor den Augen der Zuschauer zusammengebaut wurde, wird im Publikum herumgereicht und wer mitmachen will, wirft eine Karte mit seiner PIN ein und steht auf. Dann ziehe ich eine Karte, lese die PIN vor und zeige auf den Menschen, dem sie gehört.

    Faszinierend. Das geht doch sicherlich auch manchmal schief?

    Das kommt schon mal vor, aber in 98 Prozent der Fälle merken es die Zuschauer nicht, weil ich dann schnell umswitche. Sehr viele meiner Tricks entwickle ich selber, da gehört es zum normalen Entwicklungsprozess dazu, dass gelegentlich mal etwas schiefläuft. Aber das passiert eher selten. Ein Klassiker ist der Trick mit vier Tüten, in denen sich ein Nagel befindet. Der Zauberer haut drei Tüten platt, in der vierten steckt der Nagel – wenn der Trick funktioniert. Da habe ich früher Videos vorab gezeigt, wie sich Kollegen den Nagel in die Hand gerammt haben. 2006 ist mir das dann selber passiert.

    Was war los? Waren Sie unkonzentriert?

    Ja, ich habe tatsächlich einen Fehler gemacht und eine kleine Narbe behalten. Den Trick zeige ich heute noch, aber leicht verändert. Ich sage dazu, das ist damals passiert, weil ich selber entschieden habe, wo draufgehauen wird. Nach den aktuellen Regeln bestimmen die Zuschauer, auf welche Tüte ich haue. So kann ich zumindest keinen Fehler mehr machen, das hat auch versicherungstechnische Gründe.

    Magie hat ja viel mit Logik und Mathematik zu tun, aber Sie sind Jurist, nicht Mathematiker, richtig?

    Ja, ich habe Jura studiert – zur Beruhigung meiner Mutter. Den Beruf übe ich als Of Counsel in einer Kanzlei in Frankfurt noch aus. Dort kann ich mir die Arbeit einteilen. Heuer habe ich 45 Shows und war bislang nur zweimal im Büro. Medienrecht ist ein gutes Feld für mich, das ist glaubwürdiger, als wenn ich mich um Verkehrsdelikte kümmern würde.

    Passt Zaubern und Jura wirklich zusammen?

    Natürlich, jeder wünscht sich doch einen Anwalt, der zaubern kann. Ich sage immer, das ist meine persönliche Expertise. Manchmal werde ich vor Gericht erkannt, das kann lustig werden. Einmal hat mich jemand von der Gegenseite als Zauberer identifiziert und es kam zu einer Art nonverbaler Kommunikation zwischen uns beiden. Ich merkte, er dachte "was macht der denn hier in Robe neben dem Richter?". Dem Richter wurde es dann irgendwann zu dumm.

    Und - können Sie als Jurist zaubern?

    Natürlich nicht, zaubern in deutschen Gerichtssälen wäre nun wirklich nicht angebracht. Ein bisschen Psychologie gehört dazu, aber das machen andere auch – im Rahmen des Möglichen und das ist begrenzt.

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