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SCHÖNAU: Das Kloster auf der Höhe des Spessarts

SCHÖNAU

Das Kloster auf der Höhe des Spessarts

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    Als in den vergangenen Jahren die Ruine des Kloster Einsiedel freigelegt wurde, kamen auch Brunnen zum Vorschein.
    Als in den vergangenen Jahren die Ruine des Kloster Einsiedel freigelegt wurde, kamen auch Brunnen zum Vorschein. Foto: Foto: Michael Mahr

    Die Geschichte des Klosters Einsiedel interessiert viele Menschen der Region. Der Pilgersaal des Klosters Schönau war jedenfalls voll, als Heimatpfleger Bruno Schneider auf Einladung des Schönauer Förderkreises und der Gemündener Vhs über die Geschichte verschwundener Klöster berichtete. Er streifte auch das Kloster Schönrain hoch über dem Main, doch Kloster Einsiedel war sein Schwerpunkt.

    Als Schneider dann zwei Tage später im Rahmen einer Exkursion des Gemündener Historischen Vereins zur den in den vergangenen Jahren ausgegrabenen Resten der Klosterruine führte, folgte eine lange Schlange von Autos seinem Wagen über die Forstwege des Spessarts.

    Der Name Einsiedel legt nahe, dass schon vor der Gründung eines Klosters Eremiten im Spessart lebten. Ihre Zusammenfassung in einem Kloster könnte eine Folge des vierten Laterankonzils sein. Unter Papst Innozenz III. versuchte die Kirche, die Ordensvielfalt zurechtzustutzen.

    Übergabe an die Prämonstratenser

    1295 übergab Adelheid, die Witwe Graf Gerhards IV. von Rieneck, mit ihren beiden Söhnen die Kapelle der Heiligen Elisabeth in Einsiedel an die Prämonstratenser, wie eine Urkunde belegt. Diese unterhielten in Oberzell bei Würzburg eine Niederlassung und bekamen das Recht, die Klosterniederlassung im Spessart nach dem Tod der letzten Einsiedler mit Mönchen zu besetzen.

    Dass die Kapelle in Einsiedel der Heiligen Elisabeth geweiht war, hält Bruno Schneider nicht für einen Zufall. Er verweist auf verwandtschaftliche Beziehungen der Rienecker nach Thüringen, wo Elisabeth lebte. Nur wenige Bewohner Einsiedels sind aus Urkunden namentlich bekannt.

    Abgaben aus Orten der Umgebung

    Finanziert wurde Einsiedel durch Abgaben, die die Klosterniederlassung aus den Orten der Region bekam, etwa aus Rieneck, Rengersbrunn, Wohnrod, Schaippach, Langenprozelten und Aura.

    Die Klosterniederlassung lag an einer strategisch günstigen Stelle, an einer wichtigen Fernstraße des Mittelalters, der Birkenhainer Straße. Das Kloster lag einen Tagesetappe von Gemünden entfernt, so Schneider, und markiert den Punkt, an der der Anstieg auf die Höhe des Spessart hinter den Reisenden lag, die am Main gestartet waren.

    Lange stand es nicht in Blüte: Schon im Mittelalter muss die Anlage abgebrannt sein. Das belegen Brandspuren, die bei den Ausgrabungen in den vergangenen Jahren zutage kamen. Auch Urkunden belegen, dass das Kloster wohl aufgegeben wurde, kaum dass 1342 die ersten Mönche aus Oberzell nach Einsiedel abgestellt worden waren.

    Brandspuren bei Ausgrabungen entdeckt

    Bruno Schneider könnte sich vorstellen, dass ein Zusammenhang mit den Erbfolgestreit der Rienecker besteht, der 1333 ausbrach. Damals befehdeten sich Lohrer und Hanauer Linie sowie die Bistümer Mainz und Würzburg.

    Zwar gab es im frühen 15. Jahrhundert noch einmal den Versuch, mit zwei Dominikanern wieder mönchisches Leben auf dem Einsiedel zu etablieren. Doch Ende des 16. Jahrhunderts war das Kloster auf einer Landkarte als Ruine verzeichnet.

    Ende des 18. Jahrhundert ließ sich noch einmal ein Eremit auf dem Einsiedel nieder. Doch spätestens zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden die letzten noch stehenden Mauern abgerissen. Die Steine fanden beim Straßenbau Verwendung. Bis vor ein paar Jahren war von den Gebäuden nichts mehr zu sehen. Erst die Ausgrabungen in den vergangenen Jahren brachten die Reste des Klosters wieder ans Tageslicht.

    Ausgrabungen ab 2012

    Im Frühjahr 2012 begannen auf Initiative von Ingbert Roth aus Ruppertshütten Ausgrabungen als Gemeinschaftsprojekt der Bayerischen Staatsforsten, einer Arbeitsgemeinschaft „Kloster Einsiedel“ und dem Archäologischen Spessartprojekt. Ehrenamtliche aus den Orten der Umgebung unterstützten das Grabungsteam um Harald Rosmanitz.

    Gemeinden in Bayern wie Hessen trugen ihren Teil zum Gelingen des Projekts bei, in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege. Die Grundmauern der Gebäude wurden wieder hergestellt. Vor kurzem wurden Tafeln aufgestellt, die Ausflüglern die Erkenntnisse bei der Erforschung der Anlage im Detail deutlich machen.

    Eine Holzrolle half beim Datieren

    Zu den wichtigsten Funden gehören die Toten des Friedhofes. „Die Skelette waren ein Auftrieb für die Grabungsarbeiten“, erinnert sich Bruno Schneider. In einem Kindergrab etwa fand sich ein tönernes Spielzeugpferd. In einem sieben Meter tiefen Brunnen fand sich eine hölzerne Rolle, die es erlaubte, die Anlage auf die Zeit um 1300 zu datieren.

    In der Kirche kamen etliche alte Münzen zum Vorschein. Nicht alle stammten aus dem Mittelalter. Manche wurden erst in der Napoleonzeit geprägt. Schneider wertet das als Beleg dafür, dass auch später immer wieder Menschen die Birkenhainer Straße benutzten und Einsiedel besuchten – auch wenn die Fernstraße, auf der heute nur noch Wanderer und Radler unterwegs sind, nicht mehr die frühere Bedeutung hatte.

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