Wenn Eltern psychische Probleme haben, ist das eine Belastung für die gesamte Familie. Das Netz P greift in solchen Fällen und bietet betroffenen Familien Hilfe. Vor zwei Jahren startete Netz P als Pilotprojekt mit den Projektträgern Bezirkskrankenhaus (BKH), Landratsamt und der Krankenkasse AOK, die als Kostenträger 130.000 Euro beisteuerte. Am ersten Kurs 2022 nahmen vier betroffene Familien teil.
Nach Beendigung der neun Kurstermine gründeten die Familien bereits eine Selbsthilfegruppe. Insgesamt vier Kurse mit 21 Familien kamen in zwei Jahren zustande. Wissenschaftlich begleitet wurden alle Kurse von der Technischen Hochschule (TH) Würzburg-Schweinfurt. Nun stellte Thomas Peter von der TH die gewonnenen Evaluationsergebnisse vor. Die Teilnahme an der Evaluation war für die Beteiligten freiwillig.
Hilfsangebot "enorm wichtig"
Die Bewertungen des individuellen Ergebnisses fielen durchweg positiv aus. Fazit: Das Projekt wird weitergeführt. Allerdings wird es künftig aus dem Etat des BKH finanziert, informierte der ärztliche Direktor des Bezirkskrankenhauses, Dominikus Bönsch. Übereinstimmend betonten die stellvertretende Leiterin des Gesundheitsamtes Main-Spessart, Stefanie Lange, sowie die Projektleiterin am BKH, Katja Schecher, die enorme Wichtigkeit dieses Hilfsangebots, das es in dieser Form vorher nicht gab.
Netz P unterstützt neben dem betroffenen Elternteil oder Elternteilen auch deren Kinder im Umgang mit der psychischen Erkrankung von Vater oder Mutter. Das Ziel ist eine langfristige Verbesserung der familiären Situation, indem beispielsweise unterstützende Strategien für Krisenzeiten vermittelt werden. Kinder neigen oft dazu, sich selbst zu "parentifizieren", sprich die Aufgaben des Elternteils zu übernehmen, der durch die psychische Erkrankung ausfällt. In altersgerechten Kindergruppen lernen die Kinder, wie sie mit der Erkrankung umgehen können, ohne dabei "selbst auf der Strecke zu bleiben", erklärte Kindergruppenleiterin Nicole Paff.
Ziel: Kinder schützen
Netz P zeigt Partnern von psychisch Erkrankten und Kindern auf, dass sie der Situation nicht hilflos ausgeliefert sind, sondern aktiv damit umgehen können. Letztendlich geht es auch um Prävention für die Kinder aus den betroffenen Familien, um nicht später einmal selbst in eine psychische Erkrankung zu rutschen.
Die am häufigsten in den bisherigen Gruppen vertretene Diagnose sei Depression, informierte Schecher. Meist seien Frauen eher bereit, Hilfe anzunehmen als Männer, ist ihre Erfahrung.
Netz PNetz P ist ein Angebot für die Mitglieder von Familien mit einem oder zwei psychisch erkrankten Elternteilen. Im September startet das nächste Gruppenangebot auf dem Gelände des Bezirkskrankenhauses Lohr. Die Gruppe wird im Rahmen eines Kurses durch Fachkräfte betreut. Dazu gehören vorab ein Kennenlerngespräch (Anamnese), eine Elterngruppe sowie zwei Kindergruppen, einmal für Kinder im Alter zwischen acht bis zwölf Jahren sowie von vier bis sieben Jahre.Während des Kurses gibt es neun Treffen, bei dem unter anderem Strategien für Krisenzeiten vermittelt werden. Kinder erhalten eine altersgerechte Aufklärung über die psychische Erkrankung des Elternteils und ebenfalls Unterstützung im Umgang damit. Zum Gruppenangebot gehört auch ein monatliches Treffen im Netz-P-Café im Kreuzkloster Gemünden sowie verschiedene gemeinsame Freizeitaktivitäten. Zum Abschluss gibt es ein Gespräch, bei dem die eventuell weiter notwendigen Schritte besprochen und gegebenenfalls in die Wege geleitet werden können.Ansprechpartnerinnen sind: Katja Schecher, sozialpädagogische Abteilung, Familiensprechstunde am Krankenhaus für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatische Medizin am BKH oder Constanze Friedel, Koordinierungsstelle Familienbildung am Landratsamt Main-Spessart. Zudem hat sich eine Selbsthilfegruppe gegründet. Mehr Informationen unter www.elternunterstuetzungstrefflohr.de.aheKontakt: Tel. 09352 503-31581, katja.schecher@bezirkskrankenhaus-lohr.de oder Tel. 09353 793-2511, Constanze.Friedl@Lramsp.de.Quelle: