Ido Michel hat vor knapp einem Jahr die Franziskushöhe in Lohr übernommen. 20 Tage nach dem Besitzerwechsel am 1. März von Filmproduzent Hermann Joha zu dem Maintaler Hotelier Michel musste der neue Inhaber pandemiebedingt schließen. Seinen Schwung hat das nicht gebremst.
Mit der Franziskushöhe hat Michel seine Hotelkette auf 13 Häuser erweitert. Inzwischen sind es 15. Und es sollen noch mehr werden. Mit dem Vertreter der Eigentümerfamilie des Parkhotels, Michael Leiß, hat er bereits einen notariell beglaubigten Kaufvertrag geschlossen, wie beide bestätigten. Der Vollzug hänge, so die Vertragspartner, von der Zustimmung der Stadt Lohr ab. Ursprünglich wollte Leiß sein Hotel zum Jahreswechsel an Michel übergeben.
Große Einbußen
"Ja, es hat große Einbußen gegeben", sagt Ido Michel zu den Folgen der Corona-Pandemie. Dennoch sei er optimistisch: "Das Tourismusvirus ist stärker als das Coronavirus". Dass "Michel & Friends Hotel Lohr – Auf der Franziskushöhe", so der neue Name, im Sommer den Wettbewerb "Mein Lokal, Dein Lokal – Wo schmeckt's am besten" des Fernsehsenders Kabel eins gewonnen hat, habe Schub gegeben.
Als die Gastronomie nach dem Frühjahr wieder öffnen durfte, habe es auf der Terrasse und im Restaurant wegen der Abstandsregeln zum Schutz vor Infektion weniger Sitzplätze gegeben. Dennoch ist Michel zufrieden: "Die Gastronomie hat sich gut entwickelt. Wir sind bei den Lohrern anerkannt und akzeptiert".

Michel hatte beim Kauf der Franziskushöhe die 30 Mitarbeiter, wie es damals hieß, übernommen mit dem Ziel, das Personal zu halten. Dabei sei es, von üblichen Fluktuationen abgesehen, auch geblieben, teilte Michel in einem Gespräch vor Weihnachten mit. Die Zeit, während Hotel und Restaurant geschlossen bleiben mussten, habe man genutzt, um das Ambiente zu verändern, zu renovieren und aufzuwerten. So gebe es jetzt zum Beispiel eine elektronische Schließanlage. Das Restaurant erhielt eine graue Tapete. "Das ist moderner geworden", meint der neue Besitzer.
Präsenz zeigen
Für Geschäftsreisende war die Franziskushöhe bis vor Weihnachten geöffnet. Dass keine privaten Gäste kommen durften, überbrückte das Team mit Speisen zum Abholen. Aufgrund der Lage auf dem Berg über Lohr sei das Restaurant nicht das klassische Lokal für Gerichte zum Mitnehmen. "Aber wir wollten zeigen: Wir sind da. Wirtschaftlich war das nicht", sagt der Hotelier.
Kurzarbeit gilt auch in seinen Hotels. Doch die reduziere für ihn die Lohn- und Gehaltskosten nur um zwölf bis 15 Prozent, sagt Michel. "Das ist bitter." Die November- und Dezemberhilfe des Staates helfe kaum weiter. Aus den anderen Förderschemen falle er bislang raus: zu klein oder zu groß. Dass Michel das Hotel halten kann, liege an der Substanz, über die er verfüge, bestätigt er auf eine entsprechende Frage und ergänzt: "Und Mut".
Mit diesem Mut und seinen Möglichkeiten wolle er sich 2021 mit dem Parkhotel Leiß in Lohr weiterentwickeln. Er bezeichnet sein Unternehmen als bodenständige Firma, als Familienbetrieb mit kleiner Verwaltung. Bei großen Ketten seien die Verwaltungskosten um das Sechsfache höher. Michel hatte beim Kauf der Franziskushöhe gegenüber dieser Redaktion 100 Hotels als seine Vision für "Michel & Friends" genannt.
Erweiterung in Lohr
In allen Häusern sei er Eigentümer und Betreiber. Was die Franziskushöhe betreffe, sei er verliebt in die Lage und das Objekt. Er habe sie aber nicht wegen dieser Liebe gekauft, sondern weil er das Gefühl habe, bei den Lohrern willkommen zu sein. Dass er in Lohr erweitern will, liege an der Bettenzahl der Franziskushöhe. 68 Zimmer, 140 Betten: Schon Vorbesitzer Hermann Joha hatte immer wieder betont, dass betriebswirtschaftlich gesehen das Hotel entweder zu klein oder zu groß sei. Zu seiner geplanten Erweiterung in Lohr sagt Michel: "Auch während Corona kann man sich weiterentwickeln – mit Mut und Substanz". Für das Personal sei die Situation jedoch schrecklich. "Es ist kein Ende in Sicht."
Der 53-Jährige ist Deutscher, geboren in der israelischen Hafenstadt Haifa und aufgewachsen im Ausland. Nach einem Ökonomie-Studium arbeitete Michel nach eigenen Angaben unter anderem als Unternehmensberater in New York. Später habe er seine eigene Firma gegründet, die auf Software für den Parkhausbetrieb spezialisiert gewesen sei. Im Jahr 2000 verkaufte Michel das Unternehmen. Seither betätigt sich der verheiratete Vater von fünf Söhnen als Investor.
Aufbau einer Hotelkette
Zunächst habe der Schwerpunkt auf Einkaufsmärkten gelegen. 2007 habe er das erste Hotel gekauft. Michels Frau kommt als gelernte Hotelfachfrau aus der Branche und habe dazu beigetragen, dass er Spaß an diesem Metier gefunden habe. Mittlerweile hat Michel eigenen Worten zufolge über 100 Millionen Euro investiert in den Aufbau seiner Hotelkette mit Hauptsitz in Maintal zwischen Hanau und Frankfurt. Sie zählt derzeit 15 Häuser mit nach Unternehmensangaben rund 1700 Betten, 500 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von rund 30 Millionen Euro.
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