Gemünden (GHS) Mit dem Dreiakter "Das sündige Dorf" von Max Neal präsentierte das Ensemble vom Chiemgauer Volkstheater am Sonntagabend einen Klassiker des Bauerntheaters. Denn viele Besucher der zu zwei Drittel gefüllten Scherenberghalle kannten das Stück schon längst aus dem Fernsehen.
Auch die Chiemgauer Volksschauspieler sind keine Unbekannten mehr für das Publikum aus Gemünden und Umgebung. Regelmäßig ziehen sie mit traditionellem bayerischem Bauerntheater einen harten Kern von Besuchern an, die das holzschnittartige und zu Übertreibungen neigende mimenreiche Spiel lieben. Genau das wurde auch jetzt wieder geboten.
Wenn rivalisierende Brüder sich wegen derselben Frau auf der Bühne rangeln und deftige bayerische Sprüche aus dem Chiemgau geklopft werden, dann gibt es den spontanen Szenenapplaus im Saal. Wenn sich im Stadl zwei junge Herzen finden, dann geht auch dem Zuschauer das Herz auf. Die überwiegende Mehrzahl der Fans war eher schon in der zweiten Lebenshälfte. Ganz junge Zuschauer waren die Ausnahme.
In dem sündigen Dorf geht es um die Moral, um eheliche Fehltritte und letztlich um ein glückliches Ende, wie es in jedem Bauerntheater erwartet wird. Auf dem Stangassinger-Hof wachsen zwei stramme Söhne (gespielt von Andreas Kern und Christian Burghartswieser) heran, die sich in die nette Kellnerin Vevi (Cornelia Hammer) verlieben.
Wissend, dass Vevi ein Produkt seiner stürmischen Jugend ist, will Vater Stangassinger (Egon Biscan) eine Heirat unter den vermeintlichen Halbgeschwistern mit allen Mitteln verhindern. Dabei hatte seine Frau Stasi (Mona Freiberg) doch schon die Hochzeitsvorbereitungen getroffen. Doch auch sie soll im Verlauf des Stückes noch für eine Überraschung ähnlicher Art gut sein. In weiteren Rollen spielten Anna Funk, Rupert Pointvogl und Hans Stadlbauer.
"Unsere Erwartungen sind wieder einmal voll erfüllt worden", meinten die Zuschauer schon zur Pause. Sie schätzten die deftige Spielart sehr und waren froh, den Alltag für zwei Stunden vergessen zu dürfen. Die Chiemgauer seien ganz tolle Profis, die ihr Handwerk beherrschen, meinte ein anderer. So gab es ausschließlich positive Stimmen unter den Liebhabern der Volksspielkunst. Nein, ernsthafte Gedanken daran habe sich an diesem Abend keiner gemacht, antworteten die Zuschauer auf die Frage, ob man in der Scherenberghalle sicher sei und der dortigen Statik trauen könne. "Die Scherenberghalle hat ja kein Pultdach wie jene eingestürzte Halle in Bad Reichenhall", meinte ein Besucher. Und außerdem liege momentan auch kein Schnee auf dem Dach.