Der Evangelisch-Lutherische Dekanatsbezirk Lohr muss von seinen 18,75 Stellen nach einer Vorgabe der Landeskirche 1,25 Stellen einsparen. Darüber hat die Dekanatssynode am Freitag in der Gemündener Scherenberghalle erstmals beraten. Wie der Sparkurs umgesetzt wird, soll im Sommer 2022 feststehen.
Das Dekanat Lohr erstreckt sich auf 1510 Quadratkilometern von Marktheidenfeld bis Wildflecken. In ihm bestehen 22 Kirchengemeinden. Die Dekanatssynode ist das höchste Leitungs- und Entscheidungsgremium im Dekanat und besteht derzeit aus 67 Personen. Dazu gehören die Pfarrerinnen und Pfarrer, gewählte Mitglieder aus allen Kirchenvorständen sowie berufene Mitglieder, die Einrichtungen und Dienste im Dekanatsbezirk vertreten. Hauptaufgabe der Synode ist es nach den Worten von Dekan Till Roth (Lohr), sich einen Überblick über das kirchliche Leben im Dekanat zu verschaffen.
Ferner liegt das Haushaltsrecht bei der Synode, die in der Regel einmal im Jahr tagt. Turnusmäßig wird das wieder im November sein, kündigte Roth im Gespräch mit dieser Redaktion an. Die Synode am Samstag sei eingeschoben worden, weil die Stellenplanung so wichtig sei und alle Kirchengemeinden betreffe. Deswegen habe man sich auch zu einer Präsenzveranstaltung mit Hygienekonzept in der Scherenberghalle entschlossen. Zudem wären nicht bei allen 67 Teilnehmern die Voraussetzungen für eine digitale Veranstaltung gegeben gewesen. "Wir wären digital nicht beschlussfähig gewesen", so Roth.
Minus zehn Prozent
Grund für das Treffen war die Ende März von der Landessynode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern (ELKB) beschlossene Landesstellenplanung. Die letzte war laut Roth vor zehn Jahren. Seitdem sei die Mitgliederzahl in der ELKB um rund zehn Prozent zurückgegangen. Deshalb habe die Landessynode eine zehnprozentige Stellenkürzung für die gesamte Landeskirche beschlossen.
Von den 67 Dekanaten in Bayern werde in 64, darunter Lohr, das Personal gekürzt, zwei Dekanate bekämen mehr Stellen, in einem Dekanat blieben sie gleich. Nach Roths Angaben verfügt das Dekanat Lohr derzeit über 18,75 Stellen. Im Juni 2024 sollten es nur noch 17,5 Stellen sein. Gekürzt werde also um 1,25 Stellen, das entspreche einem Minus von 6,7 Prozent.
Dass es keine zehn Prozent seien, liege an den Kriterien für die Kürzung: Zahl der Gemeindemitglieder, Fläche und gewachsene kirchliche Strukturen wie etwa die Zahl der Gemeinden. Als großes "Diaspora-Dekanat" mit relativ vielen Gemeinden habe Lohr "ein bisschen profitiert", so Roth. Darüber habe er der Synode ausführlich berichtet. Die Kürzung sei "natürlich schmerzlich, eine Kirchengemeinde wird es treffen". Das bedeute auch, dass ein Pfarrhaus aufgelöst werden müsse, was eine neue Gebäudekonzeption nach sich ziehen werde. Nach den Worten des Dekans haben sich die Teilnehmer der Synode aktiv beteiligt, "es gab keine Klagemauer".
Wie geht es jetzt weiter? Positiv bewertet es der Dekan, dass die Landeskirche der Dekanatsebene mehr Entscheidungsbefugnisse eingeräumt hat. Dem Dekanatsausschuss, dem ausführenden Organ zwischen den Synoden, das fünf bis sechs Mal im Jahr tagt, sei die Mitverwaltung des zugestandenen Stellenpools übertragen worden.
Unterschiedliche Situation
Die Landeskirche hat laut Till Roth erkannt, "dass man die Kürzungen wegen der unterschiedlichen Situationen vor Ort nicht zentral steuern kann".
Im Pool seien theologische Stellen, theologisch-pädagogische Stellen, Leitungsstellen, Stellen für die Kirchenmusik (die Stelle im Dekanat Lohr bleibt, derzeit besetzt mit Mark Genzel) und für die Krankenhausseelsorge (die halbe Stelle in Lohr, aktuell besetzt mit Pfarrer Heinrich Spittler, bleibt ebenfalls).
20 Prozent der Stellen könnten berufsübergreifend besetzt werden: "Wenn kein Pfarrer zu finden ist, kann ein Diakon oder Religionspädagoge eingestellt werden." Der Dekanatsausschuss werde voraussichtlich bis Herbst für die einzusparenden 1,25 Stellen einen Vorschlag machen, der an alle Kirchengemeinden gehe, die binnen circa vier Monaten Einwände erheben könnten. Bei Einwänden müsse der Ausschuss das "Benehmen herstellen", er könne also nicht einfach darüber hinweggehen. Danach werde der Vorschlag im Dekanatsausschuss endgültig beschlossen und bei der Landeskirche eingereicht. "Bis Sommer 2022 soll der Sparbeschluss dann stehen."
Zeit bis Juni 2024
Mit der Umsetzung ist laut ELKB Zeit bis Juni 2024. "Wir werden versuchen, so vorzugehen, dass sich niemand vorzeitig etwas Neues suchen muss, und natürliche Einschnitte wie Ruhestände berücksichtigen", versicherte der Dekan. Roth deutete an, dass Nachbargemeinden zusammengelegt werden könnten.
Ein Unsicherheitsfaktor besteht allerdings: "Laut einer Prognose werden wir bis 2030 ein Drittel weniger Pfarrerinnen und Pfarrer haben", berichtete Roth. Diese Entwicklung überhole womöglich die Personalplanung.