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LOHR: Dem Roten Milan droht eine schwarze Zukunft

LOHR

Dem Roten Milan droht eine schwarze Zukunft

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    Dem Vogel des Jahres 2000, dem Rotmilan, war ein Abend in der Küferstube in Lohr gewidmet, den die Kreisgruppe Main-Spessart des Landesbundes für Vogelschutz (LBV) zusammen mit der Ortsgruppe Lohrtal des Bundes Naturschutz veranstaltete. Diplomingenieur Alexander Vorbeck von der Bezirksgeschäftsstelle des LBV Unterfranken stellte diese - nach den Adlern - stattlichste Erscheinung unter den heimischen Greifvögeln in Wort und Bild eindrucksvoll vor.

    Mit einer Körperlänge von 60 bis 65 Zentimetern und einer Flügelspannweite von 160 bis 180 Zentimetern ist der Rotmilan etwas größer als sein dunklerer Verwandter, der Schwarze Milan. Der rostrote Schwanz trug dem Rotmilan auch den Namen Gabelweihe ein, während der Schwarzmilan nur einen flach gegabelten, dunkelgraubraunen Schwanz aufweist.

    Beide Arten kommen im Landkreis Main-Spessart vor, wobei der Rotmilan nach Brutkartierungsuntersuchungen der seltenere ist. Nur fünf Brutpaare konnten in den letzten Jahren im Landkreis registriert werden. Der Schwarzmilan, der Landschaften mit Seen und Flüssen bevorzugt, ist dagegen im Maintal eine alltägliche Erscheinung. 15 Brutpaare konnten entlang das Maines im Landkreis ausfindig gemacht werden.

    Der Rotmilan ist ein Vogel der reich strukturierten offenen Kulturlandschaft mit Heckenzügen, Waldinseln, Wiesen, Feldern und Gewässern. Sein Hauptbeutetier war über lange Zeit der Feldhamster. Der verstärkte Chemieeinsatz der letzten Jahrzehnte hat den Hamster an den Rand des Aussterbens gebracht. So musste sich der Rotmilan auf andere Nahrungsquellen umstellen: Kleinsäuger, Vögel, Fische und vor allem Aas.

    Seit einigen Jahrzehnten überwintern Rotmilane vermehrt auch in unseren Breiten. Auf großen Mülldeponien findet der Aasfresser auch im Winter stets etwas Fressbares zwischen unserem Zivilisationsmüll.

    Müll als Zierde am Nest

    Nach der Balz im März beginnt Anfang bis Mitte April die Brutzeit des Rotmilan. Der relativ große Horst wird in hohen Baumwipfeln gebaut, oft werden auch Vorjahrshorste oder verlassene Bussard- oder Krähennester verwendet, die zum Teil mit Müllresten  verziert  werden.

    Das Gelege besteht aus zwei bis drei Eiern, die durchschnittlich 33 Tage bebrütet werden. Die Nestlingszeit der Jungvögel beträgt sechs bis acht Wochen, doch verbringen die Jungen nach dem Flüggewerden noch weitere vier Wochen im Familienverband.

    Der Rotmilan kommt fast ausschließlich in Europa von Spanien bis Südschweden und Polen vor. Den Weltbestand schätzt man auf rund 20 000 Brutpaare, wovon 60 Prozent - also rund 12 000 Paare - in Deutschland leben. Zwei Drittel der deutschen Rotmilane kommen in den neuen Bundesländern vor, wobei Sachsen-Anhalt der Spitzenreiter mit 10 Prozent des Weltbestandes ist.

    Seit der Grenzöffnung 1990 hat sich der Rotmilan-Bestand um die Hälfte reduziert. Vorbeck führte dies auf die Umstrukturierung der Landwirtschaft zurück. Neben der Ausräumung der Landschaft und einer Intensivierung der Landwirtschaft drohen dem Rotmilan noch andere Gefahren. Viele Vögel werden auf dem Zug nach Südwesteuropa, aber auch in Deutschland, illegal geschossen oder vergiftet.

    Nur eine Ökologisierung der Landwirtschaft könne die gewachsene Artenvielfalt erhalten, so Vorbeck. Der Verzicht auf Pestizide und synthetische Düngemittel stelle für die Naturschutzverbände die Landwirtschaftsform der Zukunft dar. Greifvögel stehen am Ende der Nahrungskette und werden durch Gift in den Beutetieren besonders belastet. Eine naturverträgliche und ökologisch vertretbare Bewirtschaftungsweise müsse landesweit gesteigert werden.

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