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Lohr: Demenz: Jeder Erkrankte ist ein individueller Fall

Lohr

Demenz: Jeder Erkrankte ist ein individueller Fall

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    Rund 40 bis 50 Interessierte, Angehörige und Betroffene sind am Samstag in die Markthalle gekommen, um mit Fachkräften des Bezirkskrankenhauses über Demenz zu sprechen. 
    Rund 40 bis 50 Interessierte, Angehörige und Betroffene sind am Samstag in die Markthalle gekommen, um mit Fachkräften des Bezirkskrankenhauses über Demenz zu sprechen.  Foto: Thomas Josef Möhler

    Rund 40 bis 50 Interessierte, Angehörige und Betroffene haben zum Abschluss der fünften bayerischen Demenzwoche  in der Markthalle die Gelegenheit genutzt, um mit Fachkräften des Bezirkskrankenhauses über Demenz zu sprechen. "Jeder Patient ist ein individueller Fall", betonte Dr. Markus Schröter im Gespräch mit unserem Medienhaus. Er ist Oberarzt der gerontopsychiatrischen Abteilung.

    Mit Schröter waren Alicia Eckardt vom Sozialdienst, Monika Weyer, die Psychologin der gerontopsychiatrischen Abteilung, und Gedächtnistrainerin Astrid Born-Werthmann vor Ort. Den Zuspruch bezeichnete Schröter als "relativ gut". Vor allem seien Angehörige von Demenzkranken gekommen.

    Aber auch ältere Menschen seien da gewesen, weil sich beispielsweise die Gedächtnisleistung verschlechtert habe und sie sich Sorgen machten, an Demenz zu erkranken. Ferner hätten drei bereits Erkrankte Rat gesucht.

    Mit Veränderungen umgehen

    Am häufigsten wurde nach Schröters Angaben danach gefragt, was man gegen Demenz tun könne und wie man mit den Erkrankten und ihren Persönlichkeitsveränderungen umgehen solle. Angehörige hätten sich rückversichern wollen, ob sie alles richtig machten, und sich über Medikamente und Heimplätze beraten lassen.

    Wichtig ist nach Schröters Worten, dass sich Erkrankte körperlich fit halten. Denn das Gehirn als Organ hänge am Herz-Kreislauf-System. "Es ist ganz wichtig, dass der Körper gesund ist, damit das Organ Gehirn gut versorgt wird", erklärte der Oberarzt. Bewegung sei nicht nur Prophylaxe gegen die Krankheit, sondern helfe auch bereits Erkrankten.

    Deshalb könne er Angehörigen nur raten, Erkrankte nicht zu Hause sitzen zu lassen und praktisch einzusperren, sondern mit ihnen spazieren zu gehen. Auch Tanzen sei eine Möglichkeit, Energien abzuleiten. Solange die Erkrankung noch nicht weit fortgeschritten sei, sei die Förderung von Hobbys sinnvoll. Mit Medikamenten lasse sich zum jetzigen Zeitpunkt noch wenig gegen Demenz machen.

    "Zurechtweisen bringt nichts"

    Dabei muss man nach Schröters Worten individuell auf die Persönlichkeit jedes Patienten eingehen und für jeden einen eigenen Zugang finden. Das gelte auch für den Umgang mit Erkrankten: "Konfrontation und Zurechtweisen bringen nichts."

    Die Validation nach Naomi Feil biete eine Kommunikationsmethode, die den Umgang mit dementen Personen erleichtere. Ziel sei es, die Wirklichkeit des betroffenen Menschen zu verstehen. Der Fokus werde auf eine individuelle Betreuung des Demenzbetroffenen gelegt.

    Die Erkrankten sollten abgeholt und negative Emotionen in positive Themen umgelenkt werden. Eine Demenz habe verschiedene Phasen. Je weiter sie fortgeschritten sei, "desto mehr muss man sich anpassen und Ziele herunterschrauben".

    Verwechslung mit Delir

    Zu den häufigsten Missverständnissen bezüglich Demenz gehört laut Schröder die Verwechslung mit anderen Beeinträchtigungen, beispielsweise einem Delir, einem Zustand akuter Verwirrtheit. Darüber hätten mehrere Interessenten noch gar nichts gewusst, andere hätten bereits Vorwissen mitgebracht.

    Der Oberarzt betonte, das Risiko einer Demenzerkrankung erhöhe sich, wenn man sich abkapsele. Für das Gehirn sei es wichtig, mit Sinneseindrücken zu trainieren: "Sehen, hören, unter Leute gehen." Das Gehirn müsse flexibel bleiben und brauche Abwechslung. "Das sind nicht nur Kreuzworträtsel."

    Die größten Ängste, die bei den Gesprächen geäußert worden seien, bezögen sich darauf, sich bei einer Erkrankung selbst zu verlieren und die Selbstständigkeit einzubüßen. Das gelte vor allem für den Beginn der Erkrankung, wenn die Betroffenen die Beeinträchtigungen noch mitbekämen. Deshalb sollten die Angehörigen, so lange es noch gehe, ein gutes Miteinander mit den Erkrankten und eine positive Atmosphäre schaffen.

    Das Netzwerk Demenz und Pflege im Kreis informierte in der Markthalle über Beratungs- und Unterstützungsangebote. Zusätzlich rundete die Stadtbibliothek Lohr mit einem Büchertisch das Thema Demenz ab.

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