Mal einen Ausflug abseits des Üblichen wollten die Mitglieder der Soldaten- und Bürgerkameradschaft Hafenlohr unternehmen. Also organisierte Vorsitzender Leo Fischer einen Besuch in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Würzburg. Das Fazit hinterher: Es hat sich gelohnt, denn es zeigte sich, dass die Teilnehmer eigentlich gar keine Vorstellung vom Alltag hinter Gefängnismauern hatten.
In einer zweieinhalbstündigen Führung durch das riesige Areal und die zahlreichen Gebäude erhielten die Besucher Einblick in das Innenleben des Gefängnisses. Jetzt können sie sich ein Bild darüber machen, wie Häftlinge leben und ihren Tag verbringen müssen.
Da das Gebäude des früheren Gefängnisses in der Ottostraße in der Altstadt nicht mehr zeitgemäß war, wurde Ende 1990 mit einem Neubau am Stadtrand von Würzburg begonnen. Die Justizvollzugsanstalt (JVA) und die Jugendarrestanstalt (JAA) befinden sich seit 1997 im Gewerbegebiet Würzburg-Ost. Das Gelände der JVA/JAA hat eine Größe von 17 Hektar und ist von einer sechs Meter hohen und 1,1 Kilometer langen Mauer mit vier Wachtürmen umzogen.
Die Anstalt bietet über 600 Haftplätze (508 männliche und 91 weibliche Gefangene) und untergliedert sich in fünf Unterkunftsgebäude, verschiedene Werkhallen, einen Verwaltungstrakt, eine Krankenabteilung und eine psychiatrische Abteilung. Vor der Anstalt befindet sich der Offene Vollzug und Jugendarrest. Außerdem gibt es eine große Sportanlage innerhalb der Mauer.
In der Justizvollzugsanstalt Würzburg arbeiten etwa 250 Bedienstete. Außer dem Vollzugsdienst werden die Gefangenen von Handwerksmeistern, Krankenpflegern, Ärzten, Pädagogen, Psychologen, Juristen und Pfarrern betreut.
Zuständig ist die Justizvollzugsanstalt Würzburg für den Vollzug der Untersuchungshaft an Männern und Frauen, Freiheitsstrafen bis zu zwei Jahren für weibliche Gefangene sowie Freiheitsstrafen bis zu sechs Jahren im Erst- und Regelvollzug für Männer. Die Unterbringung erfolgt in Einzelhafträumen (insgesamt 400) sowie in Gemeinschaftshafträumen mit zwei bis vier Betten. Die Zellen sind teilweise überbelegt, da es mehr Häftlinge als Haftplätze gibt. Die Kosten eines Insassen belaufen sich pro Tag auf etwa 105 Euro also rund 3000 Euro monatlich.
Der Vollzugsalltag ist straff organisiert und einem Tagesablauf in Freiheit, soweit möglich, angeglichen. So sind Gefangene zum Beispiel zur Arbeit verpflichtet und gehen innerhalb der Vollzugsanstalt einer Tätigkeit nach. Arbeitende Gefangene haben sich auch anteilig an den entstandenen Haftkosten zu beteiligen.
Die Gefangenen haben die Gelegenheit, sich täglich eine Stunde im Innenhof der JVA im Freien zu bewegen. Darüber hinaus stehen ihnen Angebote zur sinnvollen Freizeitgestaltung wie z. B. Sportangebote unter Leitung eines Trainers zur Verfügung. Jeder Gefangene kann mindestens ein geleitetes Sportangebot wöchentlich wahrnehmen.
Einmal im Monat dürfen die Häftlinge Besuche empfangen. Je nach Gefährdungspotenzial wird unterschieden, ob Besucher und Häftling durch eine Glasscheibe getrennt sind, manchmal sogar abgehört werden, oder ob sie an Tischen sitzen und „Händchen halten“ dürfen. Einen speziellen Sex-Raum gibt es nicht. Zwischenmenschliche Beziehungen während der Haftzeit sind untersagt.
Zugänglich waren Besucherräume, Werkstätten, einige Muster-Zellen, der Hof und die Kapelle. Die Bediensteten beantworteten die Fragen gerne. So angenehm die Besichtigung auch war, so waren doch alle froh, das Gefängnis wieder verlassen zu dürfen, denn man fühlt sich auch als Besucher eingesperrt.