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LOHR: Den Flusskrebs im Blick

LOHR

Den Flusskrebs im Blick

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    Flusskrebs: Die Hegefischereigenossenschaft Lohr versucht, die Tiere in Tümpeln zu züchten.DEHM
    Flusskrebs: Die Hegefischereigenossenschaft Lohr versucht, die Tiere in Tümpeln zu züchten.DEHM Foto: Foto: Wolfgang

    Früher gab es den Flusskrebs – auch Edelkrebs genannt – im Main und seinen Nebenflüssen zuhauf. Er galt als Arme-Leute-Essen. Seit rund 50 Jahren gilt er jedoch hier als ausgestorben. Neben einigen anderen Idealisten hat sich auch die Hegefischereigenossenschaft der Lohr zum Ziel gesetzt, den Flusskrebs wiederanzusiedeln. Wie man sich das vorstellt, das erläuterten Karl Scherer von der Hegefischereigenossenschaft und der Münnerstadter Diplombiologe Stefan Kaminsky Mitgliedern der Kreisgruppe Würzburg des Landesbundes für Vogelschutz an einem Zuchttümpel im unteren Lohrtal.

    Dass der Flusskrebs in Deutschland fast ausgestorben ist, hängt damit zusammen, dass sich seit etwa 1870 amerikanische Krebsarten – der Kamberkrebs und später der Signalkrebs – ausbreiteten und eine für den Flusskrebs tödliche Infektionskrankheit einschleppten: die Krebspest. Die amerikanischen Arten sind dagegen resistent. Zusätzlich beeinträchtigten ab den 1960er Jahren immer mehr schadstoffhaltige Abwässer die Lebensgrundlage der Flusskrebse.

    Seit den 1980er Jahren gibt es laut Kaminsky in Bayern Wiederbesiedlungsprogramme. Für den Bezirk Unterfranken habe er mehr als 1000 Stellen auf ihre Eignung hin untersucht und kartiert. In diesem Zusammenhang kam auch der Kontakt zur Hegefischereigenossenschaft der Lohr zustande.

    Der Biologe sei „die Ursache, warum wir das machen“, sagte Scherer. Kaminsky habe der Hegefischereigenossenschaft empfohlen, einen Wiederansiedlungsversuch zu machen. Wichtig dabei ist, dass man nur dort Versuche mit der Wiederansiedlung des Flusskrebses machen sollte, wo die amerikanischen Krebsarten nicht sind. Weil sie die für Flusskrebse tödliche Krebspest übertragen.

    Laut Scherer hat die Hegefischereigenossenschaft im vergangenen Jahr 150 zweijährige Flusskrebse im Aubach ausgesetzt, weitere 50 in Restwasserstrecken der Lohr. Insgesamt 200 junge Krebse seien zu Zuchtzwecken in vier Tümpeln eingesetzt worden. Ob die Vermehrung funktioniere, könne man jedoch erst im kommenden Jahr sehen, so Scherer, denn Krebse würden erst im dritten Jahr geschlechtsreif.

    Die Tiere stammen seinen Worten nach von dem pensionierten Rothenbucher Förster und BN-Mann Hubert Gebhard, der Fischereifachberatung des Bezirks Unterfranken und von einem Züchter aus Schleswig-Holstein.

    Manfred Wirth, Umweltreferent der Stadt Lohr, erläuterte, dass die Stadt Lohr im unteren Lohrtal 14 Hektar Land gekauft und ein Pflegeprogramm entwickelt habe. Das Projekt sei ein „Spagat zwischen Landwirtschaft und Naturschutz.“ Die Investitionskosten für das Projekt bezifferte Wirth mit 90 000 Euro; die Pflegekosten seien minimal. Beim größten Teil der Fläche handele es sich um „normale Mähwiesen“. Am Übergang zum Wald habe man auf einer rund 1,5 Hektar großen Fläche den Fichtenbestand entfernt und Tümpel angelegt, in denen die Hegefischereigenossenschaft jetzt versuche, Flusskrebse zu züchten. Diese Tümpel böten vor allem Amphibien und Libellen einen Lebensraum.

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