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MARKTHEIDENFELD: Den G7-Gipfel vom Gipfel aus begleitet

MARKTHEIDENFELD

Den G7-Gipfel vom Gipfel aus begleitet

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    Auf dem Gipfel zur Sicherheit des Gipfels: Die beiden Marktheidenfelder Polizisten Paul Diener (rechts) und Armin Weyer mit Kollegen beim G7-Einsatz auf dem westlichen Karwendelgipfel, keine zehn Kilometer Luftlinie von Elmau entfernt. Im Tal: Mittenwald.
    Auf dem Gipfel zur Sicherheit des Gipfels: Die beiden Marktheidenfelder Polizisten Paul Diener (rechts) und Armin Weyer mit Kollegen beim G7-Einsatz auf dem westlichen Karwendelgipfel, keine zehn Kilometer Luftlinie von Elmau entfernt. Im Tal: Mittenwald. Foto: FOTO Michael Matthäi

    Sie waren nur zwei von 17 000 aus Bayern und anderen Bundesländer, zwei von 800 aus Unterfranken, zwei von elf aus Marktheidenfeld. Sie waren aber auch zwei jener fünf Polizisten, die den politischen Gipfel, das G7-Treffen von einem erhabenen Punkt aus begleiteten: Armin Weyer aus Marktheidenfeld und der Erlenbacher Paul Diener waren abgestellt auf die westliche Karwendelspitze.

    Ihr Auftrag: Rund zehn Kilometer vom Elmau entfernt, gut 1200 Meter höher als der Tagungsort, sollten sie dafür sorgen, dass das über Bayern verhängte Flugverbot eingehalten wird, dass sich nicht einer der Gipfel-Gegner etwa mit einem Gleitschirm vom Gipfel auf den Weg zum G7-Gipfel macht.

    Sie waren die ersten, die frühmorgens in Mittenwald die erste Gondel bestiegen und die letzten, die wieder zu Tale fuhren. Drei Tage lang, zusammen mit einer Kollegin aus Sulzbach-Rosenberg und zwei angehenden Polizisten aus Passau, zwei in Uniform, drei in zivil. Alle brachten sie Bergerfahrung mit, Diener war sogar eine Zeit lang als Jugendleiter im Deutschen Alpenverein.

    Präsenz zeigen, die Augen offen halten, mit den Leuten reden und – vor allem am Sonntag – das traumhafte Wetter genießen. Das Quintett hatte Riesenglück: Während die Streckenposten unten in Garmisch-Partenkirchen pitschnass wurden, bekamen die oben in über 2000 Metern Höhe keinen einzigen Tropfen ab, so Diener.

    Vor allem die Nachtschichtler habe es hart getroffen, ergänzt Marktheidenfelds Polizeichef Wolfgang Gmelch. Auf dem Berg hat's nur nachts geregnet – aber da schliefen die fünf Gipfelbeobachter in der Bundeswehr-Kaserne in Pöcking am Starnberger See. Dort bekamen sie auch Lunchpakete für den Tag mit auf den Weg in die Berge.

    „Das mit den Gleitschirmen war schon ernst zu nehmen“, sagte Diener – gleichwohl es seiner Einschätzung nach schon sehr viel Mut und Erfahrung gebraucht hätte, von dort oben zu starten. So richtig Thermik, die möglicherweise auch zehn Kilometer weit getragen hätte, habe es nur am Sonntag gegeben. Einen Geschäftsmann aus Bad Wiessee, der das Flugverbot nicht auf dem Schirm hatte und am Sonntag von einem Hügel aus mit seinem Gleitschirm gestartet war, veranlasste ein Polizeihubschrauber zur Landung.

    Dennoch bekamen es Diener, Weyer und Co. mit Protestierenden zu tun. Sie kamen als Touristen, mit Strohhut und Flipflops auf den Berg, wo noch Schneereste lagen. Als sie dann ein Transparent auspackten, suchten die Polizisten das Gespräch.

    Hardcore-Aktivisten auf dem Berg

    Richtige Hardcore-Aktivisten seien das gewesen, erzählt Diener. Ein Afghane, zwei Berliner und ein Rosenheimer, die schon gegen die Europäische Zentralbank (EZB) in Frankfurt und auch beim G8-Gipfel in Heiligendamm demonstriert hätten. Das Überraschende für den altgedienten Beamten: Es kam tatsächlich ein Gespräch zustande. „Oft reden die ja nicht mit Polizisten.“

    Die Demonstranten hätten festgestellt, dass sie aufgrund des Polizeiaufgebots keine Chance hatten, nach Garmisch-Partenkirchen durchzukommen. So seien sie halt auf den Berg gegondelt. Die Welt müsse besser, das Geld gleichmäßiger verteilt werden, zitiert Diener aus dem Gespräch. Hungersnot sei den Demonstranten ein Anliegen, Afrika. „Es war sensationell“, empfand Diener. „Man spricht mit denen und die mit uns – das war toll.“

    Von Beckenbauer bis Obama

    Diener wird nächste Woche 60 Jahre alt. Im Februar hängt er seine Dienstmütze an den Nagel. Für ihn stehe dieser Einsatz vom Erlebniswert „ganz, ganz oben“, sagte er. Für ihn schließt sich auch ein Kreis. Denn seine Laufbahn begann damit, dass er 1974 die bundesdeutsche Fußball-Nationalmannschaft beim Trainingslager in München bewachte. „Der Anfang war ein Knaller, der Schluss auch – das war einfach cool.“ Somit reiche seine Dienstzeit, das formuliert er selbst, „von Beckenbauer bis Obama“.

    Gmelch indes ist froh, dass mittlerweile alle elf Marktheidenfelder Polizisten unbeschadet zuhause sind. Die Urlaubssperre über Pfingsten ist beendet. Für den Dienstplanmacher heiße dies nun: Urlaubstage abbauen und Überstunden abfeiern – für alle Marktheidenfelder im G7-Einsatz rund 500 Stunden.

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