Das Museum will mit der Ausstellung einen Beitrag dazu leisten, dass sich die Menschen mit dem Problem Rechtsextremismus beschäftigen. Auslöser waren laut Museumsleiter Herbert Bald die "Vorgänge in Lohr", die aber kein Einzelfall seien. Andere Städte hätten auch mit diesem Problem zu kämpfen, teilweise sogar stärker.
Der neue Rechtsextremismus stellt seiner Meinung nach eine "Gefahr dar, die nicht zu unterschätzen ist". Weil die Propagandisten das "Dritte Reich verherrlichen und verharmlosen" und eine "Ideologie der Gewalt" anböten. Weil ihre "realen Untaten, wie abstrus verdreht auch immer" diese seien, "dennoch politisch motiviert sind". Die "Werbestrategen" gäben sich oft "betont zivil und nett beim Aufbau neuer Gruppen und Netzwerke, beim schleichenden gesellschaftlichen Salonfähig-Machen von Positionen, die bislang immer noch zurecht als indiskutabel gelten", machte Bald deutlich.
In der Karikaturen-Ausstellung im Spessartmuseum erscheine der Rechtsextremismus "vor allem als politisches (Un-)kulturphänomen, gespiegelt im Medium einer besonderen Form bildender Kunst, wie sie uns aus vielen Tageszeitungen und anderen Presseerzeugnissen entgegentritt".
Karikaturen sind laut Bald oftmals "Störenfriede". Deshalb seien sie nicht beliebt bei "endlösungsfixierten Nations- oder Menschheitsbeglückern", die sich einbildeten, "die Wahrheit über alles und jedes erfunden zu haben".
Denn das Lachen, das die Karikaturen beim Betrachter auslösten, nehme "dem Aufgeblasenen die Luft 'raus, vermag den Popanz zu entlarven, als anmaßend, dumm, lächerlich". Das Lachen könne "freilich auch im Halse steckenbleiben, bitter werden, vor lauter Empörung über Unrecht und Inhumanität des Belachten". Aber es sei "ebenso aufklärend, Symptom des Denkens und gleichzeitig Anregungsmittel dazu".
Die "Streitlust" der Karikaturisten sei "mitnichten Teufelswerk, denn sie steht als gesellschaftlich produktive Boshaftigkeit im Dienst eines durchaus humanen Bestrebens". Bald zitierte in diesem Zusammenhang den Karikatur-Theoretiker Otto Ifland: "Karikaturisten hoffen insgeheim, es müsse gelingen, Machthabern, Halbstarken und Ohnmächtigen den spitzen Zeichenstift so tief ins Gewissen zu bohren, dass sie sich erkennen, schämen, ändern oder zu Widerstand und Aktion ermutigt fühlen."
Balds Fazit: "Karikaturen Zeichnen, Ins-Blatt-Heben und Drucken ist - als ein Weg unter vielen - zumindest der Versuch, die Welt zu bessern, eine tiefernste Tätigkeit, die Spaß macht. Den Rest hat der Betrachter zu erledigen."
Öffnungszeiten des Spessart- museums: Dienstag bis Samstag von 10 bis 16 Uhr, Sonntag und Feiertag von 10 bis 17 Uhr.