Viele Autofahrer, vor allem Pendler nach Karlstadt oder Würzburg kennen „den „Zwing. Das ehemalige Zollhaus liegt direkt an der B 26, auf halber Strecke zwischen Gemünden und Wernfeld, nicht weit von der viel befahrenen Bahnstrecke entfernt. Dort wurde angeblich seit dem 11. Jahrhundert Fluss- und Wegezoll erhoben. Doch wer kennt das 1714 erbaute Zollhaus der Würzburger Fürstbischöfe, dessen Namensgebung wohl auf die Enge zwischen Main und Berghang zurückzuführen ist, wirklich?
Einige Hundert Besucher hatten am Tag des offenen Denkmals Gelegenheit, Innenhof, Terrassengarten, Gewölbekeller sowie die prunkvollen über drei Meter hohen Räume hinter den 85 Zentimeter dicken Mauern zu besichtigen. Dass der Zwing, die neuen Eigentümer haben sich für die weibliche Form „die Zwing“ entschieden, wieder so attraktiv ist, hat das markante Anwesen den Eigentümern und einigen Vorbesitzern zu verdanken. Sie haben das von außen unscheinbare, im Vorbeifahren bei 100 Stundenkilometern kaum wahrzunehmende barocke, architektonische Kleinod erhalten und restauriert.
Schon der langjährige Besitzer und Bewohner des Gebäudes, Gerhard Leßmann, deckte das Dach neu und schuf damit die Voraussetzung für den Erhalt. Die Familien Roland und Helga Elbert sowie Robert und Doris Elbert aus Aschaffenburg, die nach Leßmanns Tod das alte Zollhaus erwarben, investierten außer viel Herzblut auch jede Menge Arbeit und Material in das Haus und die Anlagen. Acht Jahre lang haben sie mit Freunden daran gearbeitet, um das auch heimatkundlich bedeutende Anwesen auf Hochglanz zu bringen.
Den letzten Schliff gaben ihm die neuen Eigentümer, das Ehepaar Doris und Robert Wessely, aus Würzburg. Die Elberts sind froh, die richtigen Nachfolger gefunden zu haben, die sich auch in ihrem Sinne weiter um den Charakter des historischen Gebäudes kümmern.
Wer heute die lichtdurchfluteten Räume betritt, nachdem er den burgähnlichen Zugang und den mit hohen Natursteinmauern umgebenen, mit groben Sandsteinen gepflasterten Innenhof durchschritten und die Außentreppe erklommen hat, wähnt sich eher in einem Schloss, als in einer alten Zollstation, die von außen unscheinbar wirkt. Stuckdecken, Dielenböden, liebevoll restaurierte Türen im Originalzustand mit fein gearbeiteten Eisenbeschlägen und immer weitere interessante Details ließen die Besucher staunen. Die Gäste waren vor allem darüber verblüfft, dass durch die Spezialfenster zwar die vorbeifahrenden Züge zu sehen, aber in keiner Weise zu hören sind.
Während der Führungen konnte man auch einen Blick auf den romantischen Terrassengarten werfen, der einstmals mit Weinstöcken bepflanzt war und dessen Erträge in flüssiger Form im mächtigen Gewölbekeller Platz fanden, der auch als Warenlager diente.
Es ließ sich erahnen, welche Bedeutung so eine Zollstation für den Würzburger Fürstbischof hatte. „Das war ein fürstlicher Repräsentationsbau“, bestätigte Markus Wessely beim Rundgang, der auch das aufwendige Treppenhaus mit einschloss. Genaue Beweise habe man nicht, aber man könne annehmen, dass auch der berühmte Residenzbaumeister Balthasar Neumann bei der Planung mitgewirkt habe. Schließlich war er in dieser Zeit nicht nur für die kirchlichen, sondern auch für alle Profanbauten des Fürstbistums zuständig.
Die jetzigen Eigentümer möchten das alte Zollhaus wieder der Öffentlichkeit zugänglich machen. In Zusammenarbeit mit mehreren Dienstleistern soll es künftig möglich sein, beispielsweise Familienfeiern wie Hochzeiten oder Geburtstage im historischen Ambiente zu feiern. Einen Vorgeschmack dazu gab es schon am Sonntag mit Bierbrauen, Goldsuche für Kinder, Grillspezialitäten und einer reichen Kuchentheke.