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LOHR: Deppenmagnet Grünwald zieht 700 Besucher an

LOHR

Deppenmagnet Grünwald zieht 700 Besucher an

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    Doppelte Anziehungskraft: Der Deppen- und Publikumsmagnet  Günter Grünwald begeisterte in der Lohrer Stadthalle 700 Besucher. Foto: Gisela Büdel
    Doppelte Anziehungskraft: Der Deppen- und Publikumsmagnet Günter Grünwald begeisterte in der Lohrer Stadthalle 700 Besucher. Foto: Gisela Büdel

    Es braucht kein Bühnenbild und keine Requisite, um einen Kabarettisten von Format ins rechte Licht zu rücken. Das bewies am Samstagabend Günter Grünwald in der mit 700 Besuchern restlos ausverkauften Lohrer Stadthalle. Dort präsentierte der 60-Jährige sein Programm „Deppenmagnet“. Die Titelwahl erklärte er so: Befinde sich im Umkreis von 500 Metern ein Depp, schon sei er da.

    Motto: „Ziagn mers durch“

    Grünwald greift auch in Lohr tief in die Schatzkiste aus Kabarett, Stand-Up-Comedy und Satire. „Ziagn mers durch“, lautet die Option. Und das tut der Meister des grotesken Witzes in reichem Maße.

    Die Schnittmenge des Publikums von Unterfranken bis Niederbayern sei überall gleich. In jedem Regierungsbezirk gäbe es Glückskinder und Siegertypen, philosophiert Grünwald in der „wunderschönen“ Stadthalle. Gekrönt wird das Ganze von der Weisheit: „All das bin ich nicht. Ich bin ein Deppenmagnet“.

    Kraftausdrücke und Dialekt

    Was den 60-jährigen Ingolstädter auszeichnet, ist das wortgewandte Zuspitzen der alltäglichen Situation, das Weiterentwickeln samt skurriler Schlussfolgerung. Es sind Wortspiele, die den Puls der Zeit treffen und das pralle Leben im Fokus haben. Erklärte Zielscheibe ist der „Depp“ als Dummkopf im Allgemeinen und im Einzelnen.

    Wie kein anderer beherrscht der bajuwarische Kabarettist die Balance zwischen Ironie, unkompliziertem Witz und deutlichem Kraftausdruck im Heimatdialekt. Nicht zu vergessen sein schauspielerisches Talent, das in der Rolle des Sturzbesoffenen nach dem Genuss von sechs halben Bier und ebenso vielen Sechsämtertropfen gipfelt.

    „Das wird man ja wohl noch sagen dürfen“, so die Devise, als er den dunkelhäutigen („so dunkel, dass man nur das Gebiss sieht“) Asylbewerber beim Genuss von Schweinsbraten und Spezi kritisiert. „Der hatte noch nie eine Schaufel in der Hand.“

    Es macht einfach nur Spaß, wenn er vor dem rumänischen Billigtätowierer warnt, der dem Ingolstädter Sparkassenangestellten mit Reihenhaus statt „Born To Lose“ ein „Born in Toulouse“ in die Schulter sticht. Weitaus gefälliger sei das Unterarm-Tattoo mit Anker und Ahoi. Der Bodybuilder glänze mit einem Viermaster auf dem gestählten Brustkorb, während sich Herren mit Trichterbrust auf das Ruderboot beschränkten.

    Fremdfett und Penisverkürzung

    Apropos „Bodybuilder“: Sein eigener Traumbody sei mit dem Traumberuf „Komiker“ unvereinbar gewesen. Retter in der Not war Dr. Mang als Schönheitschirurg der Nation. Grünwalds Aufforderung „Heute arbeiten wir in die andere Richtung“ habe Erfolg gezeigt: Falten, Haare dauergrau, Doppelkinn, Fremdfett an Waschbrettbauch und Knackhintern samt Penisverkürzung. Köstlich sein Blick auf die Ergebnisse der Schönheits-OPs. Dolly Buster ähnele einem verwachsenen Knödelkopf, bei Fritz Wepper stelle sich die Frage: „Hat der sich den Hintern rasiert und geht jetzt rückwärts?“.

    „Ich mag die Menschen“, betont der Bajuware, bevor er das Sachsen-Duo im Swinger-Club „Kreisverkehr“ mit „ganz dünnem Schnürl im Hintern“ nachzeichnet, den Pfannen rüttelnden Fernsehkoch mimt oder an Weihnachten den obdachlosen Südtiroler statt gewünschtem „City-Roller“ verschenkt.

    Das Publikum hängt ihm an den Lippen beim Abenteuer mit dem „Luftdruck-Siphonreiniger“. Das Wundergerät habe sich gar beim Gast mit Gräte im Hals bewährt. Sein Mix aus Volksmund und eigener Biografie, angefangen vom „Schreikind, das seine Aufgabe ernst nahm“, reicht bis zum schwer vermittelbaren Reisebüro-Kunden auf der Suche nach „Ruhe, Erholung und Naturgenuss“.

    Lachen bis zu den Tränen

    Eine klare Absage erteilt er Camping, Cluburlaub und Kreuzfahrt: „Mit 5000 Rentnern in einem Blechsarg?“. Was bleibt, ist die ungeführte Fahrradtour nach Albanien. In Punkto Rechtschreibung will Grünwald das „Doppel-S“ durch ein „scharfes S“ ersetzen, was dem Dritten Reich viel Leid erspart hätte. Die Ansage „Hier ist das scharfe S“, hätte viel harmloser geklungen.

    Der zielgenaue Schluss jeder Erkenntnis lautet: In seiner Rolle als „Deppenmagnet“ übt Günter Grünwald eine ebenso magische Anziehungskraft auf das Publikum aus.

    Spürbarer Beweis ist der Blick in die Zuschauerreihen: Der Ausdruck der Begeisterung reicht von Lachen, dass die Tränen kommen, über Schenkelklopfen und spontanen Applaus, bis nach zwei Stunden Kleinkunst in Vollendung der ganz große Beifall einsetzt.

    Veranstalter war die Lohrer Konzertagentur ktm-events.

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