Drei Dänen auf den Spuren ihrer deutschen Vorfahren: Fünf Tage lang weilten Henning Träger (64), sein Bruder Bent Träger (68) und dessen Frau Inge Kjelsen in dem Winzerdorf, in dem Wurzeln ihrer Familie liegen.
Dass der Name Träger hierzulande nicht unbekannt ist, erfuhren der pensionierte Dachdecker Henning, der ehemalige Postbote Bent und seine Frau Inge aus dem Mund von Lothar Huller. In dessen „Weinkrug“ hatte das Trio sein Quartier aufgeschlagen. „Wir hatten so viel Glück, dass wir Lothar trafen“, blicken die dänischen Trägers aus den nördlichen Nachbarland auf ihren Homburg-Abstecher zurück. Denn Huller ist auch Vorsitzender des örtlichen Kulturvereins und profunder Kenner seines Heimatdorfes. Mit ihm begegneten seine Gästen quasi einem lebenden Geschichtsbuch.
Für Huller selbst war vor allem der Familien-Stammbaum, das die Dänen mitgebracht hatten, „hochinteressant“. Das Beziehungsgeflecht mit seinen zahlreichen personellen Verästelungen hatte ihnen einer ihrer verstorbenen Verwandten vermacht. Huller kennt zahlreiche Nachkommen der Trägers im Umland von Homburg und Marktheidefeld persönlich.
Zu den direkten Verwandten gehören unter anderem Eberhard Träger in Marktheidenfeld, der Vater des früh verstorbenen Omnibus-Unternehmens Michael Träger, Dietmar Träger, der Behinderten-Beauftragte der Stadt Marktheidenfeld, die Familie der Triefensteiner Gemeinderätin Beate Träger in Lengfurt und die Familie von Horst Winkler in Homburg. Dessen Frau Christel und deren Vater Karl sowie ihr Großvater Franz waren lange als Posthalter in Homburg tätig gewesen.
Mit dieser Träger-Linie verbindet sich eine berufliche Parallele nach Dänemark: auch Bent Träger war Briefträger – und zwar in Diensten der königlich-dänischen Post.
Die durchaus interessante Träger-Saga beginnt in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Als die Homburger Volkskundlerin Stefanie Arz die örtliche Mühlengeschichte erforschte, fand sie heraus, dass „um 1850 im Besitzbuch der Gemeinde“ ein Müller namens Kaspar Träger registriert ist. Dieser Kaspar Träger, der Urgroßvater der jetzigen Homburg-Besucher, war Miteigentümer der ehemaligen Weierichs-Mühle, die noch bis in die Nachkriegsjahre hinein in Betrieb war.
Das stattliche Bauwerk steht als imposantes Zeugnis der örtlichen Mühlen-Historie in der Homburger Maintalstraße neben dem Gasthaus Ritter. Karl Trägers Söhne Hubert-Kaspar und dessen Bruder Michael verließen in jungen Jahren Homburg in Richtung Schleswig-Holstein und Dänemark, weil sie hier keine beruflichen Perspektiven mehr sahen. Andere Homburger suchten sich aus den gleichen Gründen eine neue Heimat in den Vereinigten Staaten von Amerika.
„Homburg ist so schön, dass wir wiederkommen werden!“, kündigten die „deutschen Dänen“ an. Womöglich werden sie bereits beim Homburger Weinfest mitfeiern.