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Der "Fluch der Pharaonen"

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Der "Fluch der Pharaonen"

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    Professor Burkhard Büdel nahm Interessierte mit auf Pilzexkursion.
    Professor Burkhard Büdel nahm Interessierte mit auf Pilzexkursion. Foto: FOTO LYDIA WELSCH

    Nicht die Speisepilze, sondern die kulinarisch eher bedeutungslosen, für die Natur aber wichtigen Arten, waren Thema einer fast dreistündigen Fortbildung der Natur- und Landschaftsführer des Naturparks Spessart. Wer besser als der gebürtige Frammersbacher Biologie-Professor Burkhard Büdel konnte die Weiterbildung der Fachleute leiten?

    "Nicht alles, was nicht weglaufen kann, ist eine Pflanze", klärte Büdel auf. So gilt der Pilz biologisch betrachtet eher als Tier, da er von organischen Substanzen lebt und nicht wie Grünpflanzen über die Photosynthese organische Stoffe bildet. Bis zu 80 000 Arten gibt es und nur zehn Prozent der Pilze kennt man bisher, vermuten die Wissenschaftler. So unscheinbar sie manchmal sind, so wichtig ist ihre Funktion in der Natur. "Die Wälder, wie wir sie kennen, würde es ohne Pilze nicht geben", so Büdel. Denn ohne die Fäulnisbewohner (Saprophyten) wäre der Waldboden mit meterhohen Lagen von Blättern und totem Holz bedeckt; den Bäumen würden die Nährstoffe fehlen.

    Eine zweite Pilzart sind die "Parasiten", die lebende Organismen besiedeln und sie zum Absterben bringen können. Bekannte Vertreter dieser Gattung sind der Zunderschwamm und der Birkenporling. Andere Pilze gehen zu beiderseitigem Nutzen mit bestimmten Baumarten eine Symbiose (Lebensgemeinschaft) ein. So hüllen Mykorrhiza-Pilze mit ihren Fäden die Wurzelspitzen der Bäume ein und ermöglichen diesen so eine bessere Aufnahme von Wasser und Nährstoffen. Ein bekannter Vertreter dieser Gattung ist der Birkenpilz. Aber Büdel bot den Teilnehmern nicht nur trockene wissenschaftliche Kost, sondern konnte auch mit so manchem "Geschichtle" aufwarten. So hatte er eine Bohnenstange mitgebracht, an deren Ende sich eine Reihe von Tiegelteuerlingen angesiedelt hatte. Winzig kleine Pilze, deren reichliches Vorkommen nach dem Volksglauben eine Teuerung ankündigen.  .  .

    Die Wikinger haben die Wirkung des Fliegenpilzes genutzt, um ihre Schmerzen beim Rudern ihrer schweren Schiffe zu betäuben. Das Mutterkorn wiederum, das sich am Getreide ansiedelt, enthält LSD und löst Muskelkrämpfe aus, die zum Tod führen können. Der "Fluch der Pharaonen", die Sporen des Gießkannenschimmels, gilt als Ursache für den Tod von Wissenschaftlern, die in den Grabkammern der Pyramiden geforscht hatten. Zur selben Gattung gehören auch die Schimmelpilze, wie sie auf Brot und im Marmeladeglas zu finden sind und die man auf keinen Fall essen sollte, da sie als gesundheitsschädlich und krebserregend gelten. Gesundheitlich bedenklich sind auch schwarze Silikonfugen in Bädern. Sie sind der ideale Nährboden für einen Pilz, der wie die Hausstaubmilbe Allergien auslöst. "Pilze lieben Nasszellen", meinte Büdel, der sich an der Universität in Kaiserslautern hauptsächlich mit Flechten und Moosen beschäftigt und großen Respekt vor diesen Lebewesen hat.

    Und dass Pilze nicht nur langweilig sind, sondern sich auch recht skurril verhalten können, zeigte der Biologe am Beispiel des Pillenwerfers. Dieser Pilz lebt im Dung von Waldtieren und zersetzt ihn. Bei der Verbreitung seiner Sporen hat er eine besondere Technik entwickelt, die es ihm sogar ermöglicht, aus einer Plastikdose seine Sporenpakte gezielt durch ein nur ein Zentimeter großes Loch zu schießen.

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