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GEMÜNDEN: Der goldene Schnitt am Obstbaum

GEMÜNDEN

Der goldene Schnitt am Obstbaum

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    Zur winterlichen Aktivität der Gärtner gehört das Schneiden von Sträuchern, Obst- und Ziergehölzen, das bis Ende März bei den meisten Arten abgeschlossen sein sollte, rät Udo Friedel, Vorsitzender der Gemündener Siedlervereinigung. Friedel hat bereits mit 16 Jahren seinen ersten Schnittkurs bei den Siedlern besucht und sich über die Jahre immer weitergebildet – bis hin zur Teilnahme an verschiedenen Speziallehrgängen der Landesanstalt für Weinbau und Gartenpflege in Veitshöchheim. „Um den letzten Schliff zu kriegen“, wie der pensionierte Eisenbahner schmunzelnd bemerkt. Er gibt mittlerweile sein Wissen in Lehrgängen weiter.

    Auf den richtigen Schliff kommt es auch bei den Werkzeugen an. Manche Supermarktschere bringe mehr Ärger und Schaden durch unsauber getrennte Zweige, als die Freude über das günstige Schnäppchen wert war. Wer Spaß an seinen Bäumen rund ums Haus haben will, sollte schon bei der Bepflanzung darauf achten, was in das kleine grüne Reich hineinpasst, rät Friedel.

    Da sind hochstämmige Obstbäume oft zu groß und später nicht unbedingt pflegeleicht, wenn man die lange Leiter braucht und das Alter nicht nur dem Baum zu schaffen macht. Kleinere Sorten seien da weniger arbeitsintensiv und lieferten bei richtiger Pflege ebenfalls reichen Ertrag. „Außerdem kann man dann schon im Abstand von zwei Metern jeweils einen Baum pflanzen“, nennt der Fachmann einen weiteren Vorteil.

    In der Ruhephase

    „Geschnitten werden die Bäume in der Ruhephase, die nach dem Blattfall beginnt“, erklärt Friedel. Als Ausnahme gilt die Kirsche, die bereits nach der Ernte ihrer überflüssigen Zweige entledigt wird. Dass auch früher nicht alle Weisheiten zutreffend waren, bestätigt das Zitat: „Zwetschgenbäume putzen sich selbst.“ Genau wie alle anderen Obstsorten sollte auch bei der Zwetschge ein Ausschnitt erfolgen, damit die Früchte ausreichend Licht, Luft und Sonne bekommen, was sich positiv auf die Obstfärbung und die Fruchtsüße auswirkt, erklärt der Fachmann.

    Generell steuere der richtige Schnitt den Obstertrag und erhalte den Baum kräftig und widerstandsfähig. Ein typischer Fehler ist das Abschneiden aller Astspitzen, berichtet Friedel. Bei alten Bäumen empfiehlt er hauptsächlich die senkrechten Triebe, die so genannten Wasserschösse, zu entfernen. Außerdem solle man die abgetragenen, durch das Alter nach unten gebogenen Äste abtrennen und das Wachstum auf sich nach oben entwickelnde Zweige ableiten. Bei jungen Bäumen ist es laut Friedel am besten, einen „Dreier-Aufbau“, mit drei Ästen oberhalb des Stammes anzustreben und auf einen Astwinkel von etwa 45 Grad zu achten.

    Im Grunde gelten für Sträucher ähnliche Vorgaben wie für die Bäume, sagt der Experte. Allerdings heiße es zwischen Frühjahrs-, Sommer- und Herbstblühern zu unterscheiden. Entsprechend variiere die wachstumsfreie Zeit. Beizeiten im Jahr sind Korkenzieherhasel, Sommerflieder, Mandelbäumchen, Forsythien oder der Schmetterlingsstrauch dran, im Herbst nach der Ernte vor allem die Beerensträucher.

    Ganze Äste auslichten

    „Beim Auslichten sind immer ganze Äste zu entfernen, bis zum Ansatz“. Im Herbst können schließlich auch manche Sommersträucher, wie alte Fliederbäume oder Forsythien komplett „auf Stock“ gesetzt werden. Das heißt, alle Äste und Zweige werden auf einer Höhe von etwa 70 Zentimetern abgeschnitten. Diese „Radikalkur“ ist beim Schmetterlingsstrauch in jedem Jahr erforderlich. Wichtig ist, bei „Johannisbeere und Co“ das dunkle Altholz zu entfernen: „Da kann man ruhig mutig vorgehen.“

    Viele Gartenfreunde seien da manchmal zu zaghaft, unter anderem, weil die Ehefrau mehr Vorsicht anmahne und Angst um ihre Pflanzen habe. Auch dafür hat Friedel einen guten Rat, den er augenzwinkernd weitergibt: „Da sagt man halt zur Frau, ich bin gleich fertig, Du könntest schon mal rein und den Kaffeetisch für uns decken.“ Und schon erhält der Gartenstrauch die für seine gesunde Holzbildung erforderlichen kräftigen Einschnitte.

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