„Der Nahverkehrsplan ist unser Meilenstein“, sagt Monika Mützel. Seit September 2017 ist die 53-Jährige Nahverkehrsbeauftragte des Landkreises Main-Spessart. Im Februar soll der neue Plan in Kraft treten; er ist die Grundlage für die Konzessionsverlängerungen fast aller Busverkehre im Landkreis ab November 2019. Noch ist genügend Zeit bis dahin, sollte man meinen. Doch Monika Mützel sagt: „Ich war vom ersten Tag an unter Zeitdruck.“
Sie sitzt nämlich in der Mitte eines gordischen Knotens. Ihr Ziel: „Ein optimales Konzept entwickeln, das die Vorgaben aus dem Nahverkehrsplan aufgreift.“ Doch die Wünsche von Landkreis, Busunternehmer und Kundschaft sind nicht immer deckungsgleich.
Die Busunternehmer haben ihre Linien bisher „nachfrage-orientiert“ gestaltet, unrentable und selten genutzte Angebote wurden reduziert. Die Menschen außerhalb der Städte aber wünschen sich eher mehr und häufigere Fahrten. Daher hat der Landkreis die Buslinien „gebündelt“. Bestimmte Regionen – „Korridore“ im Nahverkehrsjargon – werden künftig vom selben Unternehmer bedient.
Hohe Ansprüche
Hinzu kommt: Wegen des Gebots der Barrierefreiheit werden vermehrt Niederflurbusse eingesetzt, die einen einfacheren Einstieg mit Rollstühlen, Rollatoren und Kinderwagen ermöglichen. Diese Busse bieten mehr Stehplätze, müssen deshalb langsamer fahren und brauchen folglich länger. Längere Fahrtzeiten einzuplanen, würde jedoch zu Problemen mit Zuganschlüssen führen. Oder dazu, dass manche Schulkinder schon sehr früh am Morgen zum Bus müssten.
Kurzum: Es gibt bis zum endgültigen Inkrafttreten des neuen EU-Rechts einen großen Knoten zu entwirren und viel zu regeln. Schließlich sind die Ansprüche im 21. Jahrhundert hoch: „Die Mobilität spielt eine immer größere Rolle. Nicht nur Bahn, Linien- und Rufbus werden gewünscht, sondern auch Carsharing. Die Information über Internet, Fahrplan-Apps und gedruckte Fahrpläne sollen jedem zugänglich sein und immer aktuell gehalten werden.“
Monika Mützel verspricht: „Der Landkreis wird in den ÖPNV investieren und das wird dann auch zu sehen sein.“
Aus Fehlern lernen
Bisher habe in Main-Spessart der Fokus auf dem Erhalt des Bestands gelegen. Nun geht der Blick nach vorne – aber nicht nur. Monika Mützel will auch aus den Fehlern, die bei der Einführung des Verkehrsverbunds Mainfranken gemacht wurden, lernen.
Als die Landkreise Main-Spessart, Kitzingen und Würzburg sowie die Stadt Würzburg den Verkehrsverbund gründeten, saß Mützel mit am Tisch. Nicht für Main-Spessart, sondern für das Kommunalunternehmen Würzburg, für dessen Öffentlichkeitsarbeit sie zuständig war.
Sie ist überzeugt, dass der Verkehrsverbund viele Verbesserungen gebracht hat, aber in Main-Spessart gab es anfangs trotzdem reichlich Beschwerden zu hören. „Einige Probleme waren vorher absehbar; das hätte man besser kommunizieren müssen“, sagt Monika Mützel.
Aber leicht ist das nicht mit der Kommunikation. Ein Beispiel: Mit Auflösung der MSP-Nahverkehrsgesellschaft fällt nun auch das Programm „Sicher mit dem Bus zur Schule“ in Monika Mützels Verantwortungsbereich. Die einst von ihr selbst – als sie von 1991 bis 2008 zum ersten Mal im Landkreis Main-Spessart tätig war – initiierten Bustrainings für Schul- und Kindergartenkinder liegen ihr sehr am Herzen.
Trotzdem „müssen wir die bisherigen Termine in fast 60 Kindergärten oder Schulen neu strukturieren“.
Als sie das beim Runden Tisch mit Schulleitern, Busunternehmern und der Polizei im November zum ersten Mal andeutete, hagelte es Proteste: „An der Sicherheit der Kinder darf nicht gespart werden“, hieß es. Dem stimmt Mützel zu. „In den Osterferien wird die Jahresplanung mit den Verkehrsschulen erstellt. Wir werden sehen, ob und wie wir diese Trainings bündeln können“, sagt sie.
Die meisten Busfahrgäste im Landkreis Main-Spessart sind Schüler, gefolgt von Berufstätigen auf dem Weg zur Arbeit und Senioren, die zu Arztterminen und Einkäufen fahren. „Die Main-Spessarter nutzen Linienbusse bisher kaum zu Freizeitfahrten“ berichtet Monika Mützel. Auch dieses Themas will sie sich annehmen und Freizeittipps erstellen. Zudem sind Aktionen für Senioren geplant.
Unterstützung nötig
Für die studierte Geografin, die sich schon in ihrer Diplomarbeit mit dem Nahverkehr – der Saaletalbahn – beschäftigte, gibt's viel zu tun. Sie hofft, bald Verstärkung in ihrem Büro im Erdgeschoss des Landratsamts zu erhalten. „Eine zweite Person ist auf jeden Fall nötig, um die Arbeit zu bewältigen“, sagt Mützel.
Denn wenn der eine Meilenstein geschafft ist – der Nahverkehrsplan –, steht schon der zweite an: Die Nahverkehr Mainfranken GmbH, der Zusammenschluss der Region 2 (MSP, Kitzingen, Stadt und Landkreis Würzburg) mit der Region 3 (Bad Kissingen, Rhön-Grabfeld, Hassberge sowie Stadt und Landkreis Schweinfurt).
Das Ziel ist, diesen großen Verbund im Jahr 2022 auf die Beine zu stellen. „Dann geht der Nahverkehr einen ganzen Schritt nach vorne“, ist Monika Mützel überzeugt. Und dann könnte die Hammelburgerin mit demselben Ticket ebenso mit der Saaletalbahn fahren wie mit Bussen in Main-Spessart.