Sie spielen Tennis oder Fußball und frönen ähnlichen Hobbies wie ihre Alterskollegen, aber gemeinsam schlägt ihr Herz für konzertante Jagdmusik. Jakob Böger und Ferdinand Oetting erlernen derzeit bei Hornmeister Karl Schneider das musikalische Spiel auf dem Jagdhorn – und haben damit ein Steckenpferd, das für Jugendlichen ihres Alters eher selten ist.
Schneider, Chef des Bläsercorps der Kreisgruppe Marktheidenfeld im Bayerischen Jäger- und Jagdverband (BJV), freut sich über das Interesse der beiden Schüler. Was hat den elfjährigen Ferdinand aus Hafenlohr und seinen 14-jährigen Freund, Jakob aus Erlenbach, motiviert, das Jagdhornblasen zu erlernen – und gerne im Wald unterwegs zu sein? Wer im ersten Moment vermutet, dass das Elternhaus der beiden etwas mit dem Waidwerk zu tun haben könnte, liegt ziemlich richtig.
Geprägt von den Vätern
Sowohl Jakobs Vater, Ludwig Kempf, als auch Ferdinands Vater, Jann Oetting, gehen beide dem Waidwerk nach.
Jann Oetting ist Chef des Staatlichen Forstbetriebs Rothenbuch und betreut 17 000 Hektar Wald. Und weil der Apfel gelegentlich nicht weit vom Stamm fällt, lag es für Jakob und Ferdinand quasi auf der Hand, in die Fußstapfen ihrer Väter zu treten, wenn es um das jagdliche Brauchtum geht.
Für den geplanten Jugendjagdschein müssen sie allerdings noch bis zum 16. Geburtstag warten. Aber: Böger begleitet jetzt schon seinen Vater auf Treibjagden mit dem Jagdhorn – und bläst tüchtig mit, wenn die Schützen zum Horn greifen. Ansonsten fährt er gerne Rad und kickt bei der JFG Main-Spessart-Süd im Mittelfeld.
Sein Kumpel Ferdinand, der die 6. Klasse des Balthasar-Neumann-Gymnasiums besucht, nennt neben dem Jagdhornblasen Tennis und Rudern als weitere Hobbies.
Mit Herzblut bei der Sache

Schneider öffnet für seine beiden Schüler immer freitags um 17 Uhr die Tür zum alten Kindergarten am Marktheidenfelder Mainkai. Weil er sieht, dass Jakob und Ferdinand mit viel Engagement und Herzblut bei der Sache sind, bietet er den beiden jungen Bläsern sein ganzes musikalisches Können an. Aktuell unterrichtet er die beiden Schüler auf dem großen Horn, dem so genannten Parforcehorn – auf dem auch die konzertante Jagdmusik gespielt wird.
„Ich versuche, dass die beiden gute Bläser werden“, sagt Schneider und freut sich in gleichem Atemzug über den Lerneifer seiner beiden Schützlinge. Zu einem guten Jagdhornbläser gehöre mehr als nur die wöchentliche Unterrichtsstunde. Musikalisches Gehör und der ständige Wille, auch während der Freizeit das Horn in die Hand nehmen, sind zusammen mit der richtigen Atemtechnik weitere nötige Eigenschaften. „Die beiden Jugendlichen blasen mittlerweile im Bläsercorps fast alles mit“, freut sich der Hornmeister über den Ausbildungsstand von Jakob und Ferdinand, die sich beide längst gute Noten für gute Noten verdient haben. Etwa dreißig Signale beherrscht das musikalische Duo bereits, gängige Signale wie „Begrüßung“, „Halali“ oder „Jagd vorbei“ sind kein Problem mehr.
Karl Schneider verhehlt nicht, dass es bei dem zwölfköpfigen BJV-Bläsercorps Nachwuchsprobleme gibt. Deswegen seien junge Leute, die jagdliches Brauchtum schätzen und ein bisschen musikalisches Gehör haben, bei den Übungsabenden am Montag jeder Woche um 20 Uhr im alten Kindergarten am Mainkai herzlich willkommen.
Mehr Informationen unter jagdhorn@bjv-marktheidenfeld.de oder unter Tel. (0 93 91) 47 74. Interessenten bekommen ein Parforcehorn leihweise überlassen.