Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Main-Spessart
Icon Pfeil nach unten
Marktheidenfeld
Icon Pfeil nach unten

MARKTHEIDENFELD: Der römische Dichter Ovid gibt Tipps fürs Liebesleben

MARKTHEIDENFELD

Der römische Dichter Ovid gibt Tipps fürs Liebesleben

    • |
    • |
    Lust an der Sprache: Auf Einladung von Volkshochschule und Stadtbücherei gastierte Sven Görtz mit seinem „literarischen Kabarett“ im Marktheidenfelder Theater „Fasskeller“.
    Lust an der Sprache: Auf Einladung von Volkshochschule und Stadtbücherei gastierte Sven Görtz mit seinem „literarischen Kabarett“ im Marktheidenfelder Theater „Fasskeller“. Foto: Foto: Martin Harth

    (maha) Es ist ein lebendiger literarischer Erlebnisparcours, auf den Sven Görtz, einer der Top-Hörbuch-Interpreten Deutschlands, seine Gäste im Marktheidenfelder Theater „Fasskeller“ führte. Volkshochschule und Stadtbücherei hatten dazu gemeinsam eingeladen.

    Da mischen sich zwischen Rezitationen und Songs zur Gitarre der unerlässlich-unverwüstliche Marcel Reich-Ranicki und der wichtig-nuschelnde Literatur-Nobelpreisträger Günter Grass als Freunde der Literatur aus Schilda und Telgte per Konferenzschaltung ins Programm. Die Zuschauer wurden mit Fragen „Von wem stammt dieser Satz – Voltaire oder Rösler?“ ein wenig traktiert und das Marktheidenfelder Publikum schlug sich im Mittelfeld vergleichbarer Städte dabei beachtlich.

    Geheimrat Goethe trat als Live-Gast und vermuteter „Atomkraft-Gegner“ auf die Bühne und berichtete hessisch babbelnd von den seltsamen Eigenheiten seines schwäbischen Freundes Fritz Schiller. Dessen Angewohnheit, sich offenbar mit faulenden Äpfeln in der Schreibtischschublade zu literarischen Höhenflügen zu stimulieren, wurde im Pausen-Quiz sorgsam examiniert. Dafür durfte eine Zuhörerin dann ein Hörbuch – Görtz ist die deutsche Stimme des brasilianischen Bestseller-Autoren Paulo Coelho – oder Görtzens Erstlingswerk „Liebe ist eine besondere Form von Geisteskrankheit“ mit nach Hause nehmen.

    In Nachrichtenblocks erfuhr man Hintersinniges und aktuell Bezogenes von großen Autoren, wie George Bernard Shaw, Wilhelm Busch oder Georg Christoph Lichtenberg. Alles reihte sich in diesem Programm zu einem klug belesenen, literarischen Brevier. Es berichtete vom Vergnügen am Buch und machte, wohltuend feinsinnig und gebildet, Lust auf Sprache. Mit deren deutscher Form hatte sich allerdings schon Mark Twain geplagt, sein Urteil: „Schrecklich kompliziert!“

    Apropos Lust und kompliziert - schon stand Ovid italienisch gestikulierend und live auf der Bühne und gab seine Tipps fürs Liebesleben auch nach der Klassik. Männer, achtet besser auf euer Äußeres und macht immer schön Komplimente, dann könnt ihr bei den Signorinas so richtig landen.

    „Es war einmal“, das Märchen von den Goldverleihern entpuppte sich als Parabel auf die Bankenkrise. Märchen haben wie menschliches Verhalten irgendetwas Konstantes, es sei denn, man erzählt sie so engagiert mit soviel Garn, wie dies Seemann Kuddel Daddel Du (Joachim Ringelnatz) auf der Bühne tat. Dann gerät das Vertraute aus dem Grimm'schen Werken ein wenig ins Rutschen.

    Der Ton des Abends mit Sven Görtz war vorwiegend heiter, bisweilen auch mal besinnlich. Seine Unterhaltung ist wohltuend gescheit und zurückhaltend gegenüber all dem Grellen und auch Grässlichen, was uns sonst so häufig im Geiste der „Comedy“ um die Ohren bläst. Man muss Görtz zuhören und seine literarische Welt sicher auch ein wenig vergnüglich teilen können, dann ist ein Abend mit ihm nicht belanglos oder unspektakulär. Man wurde angenehm unterhalten und, was vhs-Geschäftsführerin Monika Oetzel schmunzelnd anfügte, der Bildungsauftrag der Volkshochschule wurde dabei irgendwie ja auch erfüllt.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden