Wer sich in dem bunten Treiben auf der Laurenzi-Messe umschaut, erkennt schnell, dass Trachtenmode zurzeit angesagt ist. In den letzten Jahren haben sich Dirndl und Lederhosen einen Platz im Modebewusstsein der jungen Generation erobert.
Allerdings tragen die jungen Frauen und Männer kaum traditionelle Trachten, sondern lieber die modischen Exemplare von heute. Landhausmode mit bedrucktem Leinen-Leder-Mix ist zwar auf dem Festplatz zu sehen, Modepäpste finden solche Ensemble aber nicht mehr aktuell und „en vogue“.
Die 18-jährige Lisa aus Marktheidenfeld trägt seit letztem Jahr ein rosa Dirndl mit blauer Schürze. „ Ich fühl mich mit Dirndl ganz anders, als in Jeans und T-Shirt. Für mich gehört das Dirndl zur Messe einfach dazu“, sagt sie. Die 15-jährige Marie kann dagegen mit dem bayerischen Kulturrausch nicht viel anfangen. „Ich bin kein Riesen-Fan davon“, meint sie. „Die Dirndl sehen irgendwie immer gleich aus.“ Lieber trägt sie ihren eigenen Stil, individuelle Kleidung soll es sein.
Wandelbar und vielseitig
„Die Mode ist wandelbar und vielseitig“, findet allerdings Martina Wolf (44): Längen variieren, Mieder und Dirndlrock sind teilweise bestickt, Dirndlkleider sind neonfarbig, pastellig oder in natürlicher Farbe gehalten, Blusen sind transparent, schneeweiß oder auch mal farbig in Mode. Die Marktheidenfelderin bevorzugt seit vielen Jahren ihr traditionelles, bodenlanges Dirndl für einen Ausflug auf die Mess' und kann auch die neue Dirndl-Liebe der Jugend gut nachvollziehen.
Traditionell verraten die Dirndl einiges über die junge Frau, die sie trägt: Sitzt die Schleife am Dirndl vorne links, ist die Trägerin noch zu haben, befindet sie sich rechts, ist sie schon vergeben und ist sie auf dem Rücken gebunden, soll es sich um eine Witwe handeln. Sitzt sie dagegen vorne in der Mitte, signalisiert die Trägerin ihre Jungfräulichkeit. Wohl den wenigsten Trägerinnen von Trend-Dirndls ist klar, welche Signale sie aussenden – ihnen geht es mehr um die Optik.
„Lustig und cool“ finden die Jugendlichen ihre neu entdeckte Lieblingsmode fürs Festzelt. Man müsse schließlich „Kultur ins Zelt bringen“ argumentieren die Jungen und Mädchen. Dass sogar angesagte Modeläden momentan Dirndl und Lederhose im Schaufenster präsentieren, macht deutlich, wie weit der Trend vorgedrungen ist. Ganz billig ist der Spaß aber nicht.
„Wenn die Lederhosen nicht so viel kosten würden, hätte ich mir schon lang eine gekauft“, sagt der 16-jährige Johannes aus Marktheidenfeld. „Aber nächstes Jahr legen wir uns dann auch eine zu“, ergänzt sein Freund Felix. Für eine Lederhose müsse man mindestens 200 Euro hinlegen. „Ordentliche Dirndl“ seien ab etwa 100 Euro zu haben; nach oben sind aber keine Grenzen gesetzt. Viele Jugendliche entscheiden sich deshalb notgedrungen gegen den Trachtenlook, der nur in der Volksfestwoche angesagt ist. Wo sonst sollten die Jugendlichen ihre Dirndl und Lederhosen präsentieren?
Sonderangebote für die Mess'
Trachtenhändlerin Anna Bürstlein kommt seit 20 Jahren mit ihrem Stand auf die Laurenzi-Messe. Auch ihr fällt auf, dass die Trachtennachfrage dieses Jahr besonders groß ist. „Die Mädels schauen einfach toll aus; da sieht eines das andere im Dirndl und möchte auch gleich eins haben“, erklärt die Augsburgerin den Trachtentrend. Um den jungen Leuten den Kauf eines ihrer „Prachtstücke“ zu ermöglichen, hat sie Sonderangebote im Gepäck. „Man muss den jungen Leuten schließlich etwas bieten“, sagt sie. Und ob billig oder unbezahlbar: „A Dirndl is a Dirndl“ , findet Bürstlein.
Eines ist jedoch sicher – auf der Messe ist dieses Jahr fast alles vertreten: Kurze und lange Lederhosen, offenherzige und hoch geschlossene, traditionell-zeitlose und flippig-moderne Dirndl kommen ins Zelt. „In“ ist schließlich immer, was den jungen Frauen und Männern gut steht.
Online-Tipp
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