Er ist einer der größten Vögel in hiesigen Gefilden, und doch bekommt ihn kaum jemand zu Gesicht. Der Uhu führt ein vergleichsweise heimliches Leben. Was die wenigsten wissen: Die größte Eulenart der Welt hat mittlerweile den Landkreis nahezu komplett besiedelt. "Die Kapazität für den Uhu ist in Main-Spessart weitgehend ausgeschöpft", sagt Hartwig Brönner, der Kreisvorsitzende des Landesbundes für Vogelschutz (LBV).
Dass die Zahl der Brutpaare dennoch nur zwischen sieben und 13 pro Jahr schwankt, hat vor allem einen Grund: Der Uhu ist ausgesprochen anspruchsvoll bei der Wahl des Brutplatzes. Genau genommen beschränkt er sich fast ausnahmslos auf Steinbrüche. In den dortigen Steilwänden sucht er sich eine im Idealfall vor Regen und dem Fuchs geschützte Stelle, scharrt eine Kuhle und legt darin seine Eier auf den blanken Boden.
In diesen Tagen beginnt der Uhu als eine der ersten Arten mit dem Brutgeschäft, das bei ihm meist 34 Tage dauert. Bald also wird Brönner wissen, welche Steinbrüche der Uhu heuer im Landkreis besiedelt hat. 17 bekannte Uhu-Brutstandorte gibt es laut Brönner mittlerweile im Kreis, wobei nicht alle jedes Jahr genutzt werden.
Nur äußerst selten Brut im Wald
Dauergast sei die Eule mit dem so markanten Aussehen und Ruf beispielsweise in den großen Steinbrüchen in Karlstadt, Steinfeld, Karbach oder Lengfurt, daneben auch in etlichen kleineren. Auch in den Kalkfels-Hängen des Maintals brüte der Uhu.
Womöglich, so Brönner, gebe es auch zwei bis drei der seltenen Waldbruten in Landkreis. Der Uhu baue sich jedoch keinen eigenen Horst. Er nutze nur ausnahmsweise von Greifvögeln oder Graureihern gebaute Nester.
Auch die Ruine Schönrain oberhalb des Maintals bei Neuendorf war laut Brönner schon mal Uhu-Standort. Kuriosität dort: Die große Eule hatte an diesem Brutplatz den noch selteneren Wanderfalken vertrieben, der dem Uhu durchaus als Nahrung dienen kann. Dass der Uhu seit zwei Jahren nicht mehr an der Ruine brütet, führt Brönner auf den dort vergleichsweise hohen Besucherbetrieb zurück.
Nur den Fuchs als Feind
Natürlich Feinde hat der einst vom Menschen als Jagdkonkurrent ausgerottete Uhu kaum. Höchstens der Fuchs kann sich einen jungen Uhu schnappen. Umgekehrt zählen junge Füchse auch zum breiten Beutespektrum des Uhus.
Dessen Bestand ist nach Einschätzung Brönners in Main-Spessart mittlerweile gesichert: "Die Population ist im Moment stabil." Große Sorge bereitet dem Vogel-Experten nur der seinen Worten zufolge anhaltende Artenschwund in der Feld- und Kulturlandschaft. "Das kann für die Ernährung des Uhus zum Problem werden", sagt Brönner.
Der Bruterfolg des Uhus sei zuletzt rückläufig gewesen. Von den bis zu drei, selten gar vier Jungvögeln pro Gelege bleibe am Ende oft nur einer übrig. Als Ursache vermutet Brönner Nahrungsmangel. Bis der Uhu in seinem Jagdverhalten auf ein verändertes Angebot reagiert, dauert es offenbar. Jedenfalls gibt es noch keine Hinweise darauf, dass der Uhu beispielsweise die sich stark ausbreitenden Nilgänse als Beute entdeckt hat.
Größere Verluste unter den Uhus gibt es laut Brönner durch Stromtrassen. Zu viele davon seien entgegen einer gesetzlichen Vorschrift noch nicht isoliert, so der LBV-Kreisvorsitzende. Die Leitungen stellten daher für den Uhu eine tödliche Gefahr dar. "Es gibt fast jedes Jahr Totfunde", sagt Brönner.
Todesfälle durch den Verkehr
Da der Uhu meist im Tiefflug jagt, sorgen auch der Straßen- und Schienenverkehr für Schwund im Bestand. Die Rotoren von Windkraftanlagen hingegen stellen laut Brönner für den Uhu kaum eine Gefahr dar, da die Eule "mit Bodenkontakt" und nicht in größeren Höhen jagt.
Für die Zukunft der Uhu-Population ist es laut Brönner vor allem wichtig, dass die Steinbrüche als Brutstandorte erhalten bleiben. Der Vogelschutz arbeite mit den Steinbruchbetreibern "Hand in Hand". So verzichteten die Unternehmen in der Regel in der für den Brutbetrieb kritischen Zeit zwischen Ende Januar und August auf Sprengungen im Umfeld der Uhu-Horste.
Sprengungen nicht im unmittelbaren Umfeld seines Brutplatzes vertrage der Uhu hingegen gut, schildert Brönner seine Erfahrung zur Anpassungsfähigkeit der Tiere. Auf diese generelle Anpassungsfähigkeit setzen Vogelschützer für den Fortbestand der Uhu-Population. Auch wenn von dieser die meisten Menschen im Landkreis weiterhin kaum etwas mitbekommen werden.
Der Uhu und der LBVWegen seines markanten Rufs trägt der Uhu den lateinischen Namen Bubo Bubo. Die weltgrößte Eule kommt in weiten Teilen von Europa und Asien vor. Die Zahl der Brutpaare in Europa wird auf gut 3000 geschätzt. Da Jäger ihn als Feind des Niederwildes betrachteten, hatten sie den Uhu bis an den Rand der Ausrottung dezimiert. Erst ab den 1960er Jahren begannen Auswilderungsaktionen. Seit den 1990er Jahren nahm der Bestand spürbar zu. Jedoch gilt er noch immer nicht als flächig gesichert. Die Uhu-Weibchen sind größer als die Männchen. Sie erreichen eine Größe von knapp 70 Zentimetern, eine Spannweite von knapp 1,70 Metern und ein Gewicht von bis zu drei Kilo. Die Größe macht ihn zusammen mit den markanten Federohren und den orangegelben Augen unverwechselbar. Die Nahrung des Uhus besteht je nach Angebot vor allem aus Mäusen und Ratten sowie aus anderen Vögeln wie Bussarden, Krähen, Tauben oder kleinen Eulen. Daneben frisst er auch Igel, denen er das stachelige Fell komplett abzieht, aber auch Eidechsen, Hamster, Käfer oder gar Regenwürmer. Die Kreisgruppe des Landesbundes für Vogelschutz hat in Main-Spessart laut ihrem Vorsitzenden Hartwig Brönner rund 480 Mitglieder, wobei sich jedoch nur 25 aktiv an Projekten beteiligen. Daher suche man händeringend nach Mitstreitern für die Arbeit von der Jugendbildung bis zur praktischen Mithilfe in der Biotoppflege, so Brönner. Ab April starte der LBV in Main-Spessart eine professionelle Mitgliederwerbung. Kontakt per Tel.: (0162) 1065659 oder per E-Mail: lbv-msp@gmx.de