Ein dicker roter Lockenschopf und ein herzliches Lachen im Gesicht, immer umgeben von Kamelen, Ponys und Hunden: Das sind die Markenzeichen von Rebecca Siemoneit-Barum. Die 28-Jährige gastiert am Dienstag und Mittwoch mit dem Zirkus "Barum" an der Lohrer Mainlände. Einem breiterem Publikum ist sie aber vor allem aus der ARD-Serie "Lindenstraße" bekannt, in der sie seit 17 Jahren die Rolle der "Iffi Zenker" verkörpert.
Frage: Sie wuchsen im Zirkus mit Raubtieren, Kamelen und Ponys auf. Wie hat das Ihre Kindheit geprägt?
REBECCA SIMoneit-Barum: Ich hatte von Anfang an eine andere Beziehung zu Tieren, da ich Tür an Tür mit ihnen lebte. Da nimmt man ihre Gerüche und Geräusche ganz anders wahr. Ich lernte aber auch, dass sie gefährlich sein können und habe deswegen großen Respekt vor Tieren allgemein. Das Leben im Zirkus ist höchstens mit dem auf einem Bauernhof zu vergleichen. Freizeit gibt's da nicht.
Was haben Sie im Zirkus fürs Leben gelernt, was ein "Normalsterblicher" vielleicht verpasst?
SIMoneit-Barum: Ein Zirkus ist eine internationale Gemeinschaft: Verschiedene Sprachen, Kulturen und Religionen auf einem Fleck. Da lernte ich Toleranz und gegenseitigen Respekt. Ich hatte viele Freiheiten, lernte dafür aber schnell Disziplin und strenge Regeln kennen. Und das viele Reisen ist natürlich aufregend!
Sollen Ihre Kinder auch im Zirkus groß werden?
REBECCA SIMoneit-Barum: Ja. Das hat auch praktische Gründe: Mein Mann ist ebenfalls Artist im Zirkus. Wir reisen viel herum. Jetzt sind unsere Kinder im schulpflichtigen Alter. Sie werden zusammen mit zwei anderen Kindern von einer Lehrerin in der Zirkusschule unterrichtet.
Gefällt Ihren beiden Kindern das Leben im Zirkus?
SIMoneit-Barum: Ja sehr, vor allem wegen der Tiere. Nur manchmal würden sie lieber immer in einem großen Haus wohnen. Oder wenn es ihnen irgendwo besonders gut gefällt, wollen sie länger bleiben. Joshua möchte Clown und Koch werden und das Publikum verköstigen. Rachel wollte eine Zeit lang Modedesignerin in Paris werden.
Mit elf Jahren zogen Sie nach Köln, um die Rolle der "Iffi Zenker" in der "Lindenstraße" zu übernehmen. Wie haben Ihre Eltern auf diese Trennung reagiert?
SIMoneit-Barum: Sie mussten das vorher erlauben. Die Trennung war hart. Der Vorteil war, dass ich in Köln bei meiner Patentante wohnen und neben dem Dreh das Gymnasium besuchen konnte. Im Zirkus kann man nur den Hauptschulabschluss machen.
Ähneln sich Ihre Arbeit beim Zirkus und die als Schauspielerin?
SIMoneit-Barum: Beides sind Berufe, bei denen man etwas darstellt. Dabei ist Zirkus aber eher wie Theater, deshalb liebe ich es auch so. Ich spüre die direkte Reaktion des Publikums. Beim Fernsehen gefällt es mir, in eine andere Rolle zu schlüpfen. Der Alltag in beiden Berufen ist aber völlig verschieden. Ein Drehtag besteht hauptsächlich aus Warten.
Wieviel Prozent Ihres Lebens sind Zirkus, wie viel "Lindenstraße"?
SIMoneit-Barum: 70 Prozent sind Zirkus, 30 Prozent "Lindenstraße", schon allein weil ich so viel Zeit im Zirkus verbringe. Vor zehn Jahren war das noch anders herum. Stünde ich vor der Entscheidung, entweder oder, würde ich mich für "Barum" entscheiden. Zirkus ist mein Leben, hier sind die Menschen, die ich liebe.
Sie sind Moderatorin und Zoo-Chefin, kümmern sich als künstlerische Assistentin gemeinsam mit Ihrer Mutter um die Choreographie der Show. Brauchen Sie da die "Lindenstraße" überhaupt noch zur Erfüllung Ihres Lebens?
SIMoneit-Barum: Ich bin für die Rolle der "Iffi" unglaublich dankbar. Seit 17 Jahren ist diese Rolle in der Serie äußerst erfolgreich, eine Seltenheit im deutschen Fernsehen. Die "Iffi" hat viele Fans. Ich weiß, was ich denen und der Produktion schuldig bin. Deshalb würde ich nicht so einfach aufhören. Und natürlich kommt noch die finanzielle Sicherheit dazu: Monatlich erhalte ich pünktlich ein festes Gehalt, in der Medienwelt ebenfalls eine Seltenheit.
Ist der Zirkus kein Garant für ein sicheres Einkommen?
SIMoneit-Barum: Mein Vater sagt immer: "Mach keinen Zirkus, um reich zu werden. Sei reich, um Zirkus zu machen." Natürlich müssen die 120 Mitarbeiter pünktlich bezahlt werden und mit ihrem Gehalt über die Runden kommen. Aber jeder der hier arbeitet macht das aus Leidenschaft, nicht um Geld zu verdienen. Natürlich, wenn keiner mehr kommt, können wir dicht machen.
Und wie laufen die Geschäfte?
SIMoneit-Barum: Der Zulauf war und ist gut. Natürlich merkt man in manchen Gegenden, dass die Arbeitslosigkeit hoch ist und sich nicht jeder eine Eintrittskarte leisten kann. Aber wir haben unser Stammpublikum.
Ist das Publikum in kleineren Städten anders als in den großen Metropolen?
SIMoneit-Barum: Das Publikum in eher ländlicheren Gegenden ist noch faszinierter vom ganzen Zirkusbetrieb, fiebert mehr mit, schaut uns schon beim Aufbau zu. Deswegen spiele ich sehr gerne in kleineren Städten. Die Menschen in größeren Städten sind oft schon total übersättigt.
Wo sehen Sie sich in zehn Jahren?
SIMoneit-Barum: Beim Zirkus. Die "Lindenstraße" wird es da wahrscheinlich nicht mehr geben. Mein Lebensinhalt ist, den Zirkus am Leben zu erhalten und darin zu leben.
Zur Person
Rebecca Siemoneit-Barum
Geboren am 20. Oktober 1977 in Ulm/Donau. Sie ist die Tochter des berühmten Raubtierdompteurs Gerd Siemoneit-Barum und der englischen Schauspielerin, Sängerin und Tänzerin Rosalind Siemoneit- Barum. Verheiratet ist sie mit dem Schweizer Artisten Pierre Bauer. Sohn Joshua kam 1998, Tochter Rachel 1999 zur Welt. Seit 1989 spielt sie die Rolle der "Iffi Zen- ker" in der ARD-Serie "Linden- straße". Vor dreieinhalb Jahren kehrte sie mit ihrer Familie zum Zirkus zurück. In Zukunft will sie gemeinsam mit ihrem Mann Pierre und ihrem Bruder Max den Zirkus als Familienunternehmen weiter- führen.