Die Burg-Lichtspiele Mühlbach zeigen in der Kino-Auslese der Vhs Karlstadt "Deutschstunde" am Sonntag, 22. Dezember, 11.15 Uhr und Mittwoch, 25. Dezember, 20 Uhr, heißt es in einer Pressemitteilung.
Mit Siegfried Lenz’ „Deutschstunde“ verfilmte der vielfach ausgezeichnete Regisseur Christian Schwochow (Novemberkind, Bad Banks) einen der großen Welterfolge der deutschen Literatur. In Zeiten, in denen antidemokratische Tendenzen weltweit zunehmen, ist der 1968 erschienene Roman, der falsch verstandenes Pflichtbewusstsein sowie bedingungsloses Mitläufertum während der Nazi-Diktatur thematisiert, nach wie vor bestürzend aktuell. Neben diesem politischen Aspekt ist die „Deutschstunde“ als Kinostoff aber auch von uberzeitlicher Qualität, denn diese Adaption gibt sich nicht mit einer bloßen Bebilderung des Romans zufrieden, sondern betont mit ihrer subtilen Abstraktion des Plots die Zeitlosigkeit der Geschichte von zwei einstigen Freunden, die zu erbitterten Feinden werden und zwischen denen der elfjähriger Siggi steht, der von beiden geliebt werden will.
Der anscheinend schwer erziehbare Siggi wird kurz nach Kriegsende in einer Besserungsanstalt untergebracht. Als er zum Thema „Die Freuden der Pflicht“ keinen Aufsatz verfassen mag, wird er in Einzelverwahrung gesteckt. Und so schreibt Siggi von seiner Kindheit in Schleswig-Holstein. Er berichtet von seinem Vater, dem strengen Dorfpolizisten Ole Jeppsen, der dem NS-Regime in treuem Gehorsam folgt. Und von seinem Patenonkel, dem Maler Max Nansen, der eines Tages nicht mehr malen darf, weil seine Kunst von den Nazis als „krank“ bezeichnet wird. Als Siggis Vater seinen Sohn benutzen will, um den Maler auszuspionieren, gerät der Junge in einen Gewissenskonflikt: soll er sich gehorsam anpassen oder Widerstand leisten?
Erneut hat der Regisseur mit seiner Mutter, der preisgekrönten Drehbuchautorin Heide Schwochow, zusammengearbeitet, der es gelungen ist, die Atmosphäre des rund 600 Seiten starken Nachkriegsklassikers für die Kinoversion zu verdichten, ohne dass die Adaption gehetzt wirkt. Schwochows Inszenierung ist bewusst minimalistisch gehalten und arbeitet das Vater-Sohn-Verhältnis mit erdrückenden Szenen und symbolträchtigen Bildern, aus denen jegliches Licht entwichen zu sein scheint, heraus. Dialoge und Gesten sind äußerst reduziert, die großen Konflikte spielen sich eher unterschwellig ab. Dennoch erschafft das von langen Einstellungen dominierte Kamerakonzept zusammen mit einer ausgefeilten Licht-Schatten-Dramaturgie das Gefühl der ständigen Bedrohung.
Nicht zuletzt trägt die großartige Ensembleleistung den Film: allen voran Tom Gronau und Levi Eisenblätter, die Siggi als Jungen und jungen Erwachsenen verkörpern, Ulrich Noethen, der mit großer Intensität die Dominanz des Vaters darstellt, und Tobias Moretti, der den Trotz und die Verzweiflung des Malers voll ausspielt. Johanna Wokalek glänzt darüber hinaus als Frau Nansen, die an der ständigen Repression zunehmend zugrunde geht.
Fazit: ein berührendes Porträt einer Gesellschaft, die bis in die letzten Winkel von einer menschenverachtenden Ideologie durchdrungen ist, der alle menschlichen Beziehungen un-tergeordnet werden.
Freigegeben ab 12 Jahre, etwa 125 Minuten.