Der Schreck sitzt immer noch tief, wenn Marion Riedmann von den Geschehnissen am 2. September in ihrem Garten in Ansbach berichtet: Ihr zweijähriger Rhodesian Ridgeback „Coco“ rennt gerade ausgelassen durch den Garten und scheint etwas gefunden zu haben, als sein Frauchen ein lautes „Aus“ ruft und der Hund seine Beute freigibt.
Es handelte sich dabei um ein Stück Salami, das allerdings, laut Riedmann furchtbar roch und komische rote Punkte enthielt. Als sie ein paar Meter weiter auch noch ein Stückchen Brot fand, das ebenfalls stank und mit roten Flecken durchzogen war, war sie sich sicher: Giftköder!
Sicher ist sie sich auch deshalb, weil sie bereits 2015 einen Hund vermutlich durch die Folgen einer Vergiftung verloren hat. Sie nimmt an, dass der oder die Täter über ihren Zaun geklettert sein müssen, weil die gefundenen Köder zu leicht waren, um sie so weit werfen zu können.
Riedmann berichtet von ähnlichen Fällen, die im letzten halben Jahr in Urspringen stattgefunden haben sollen und bei denen zwei Hunde gestorben seien und zwei weitere an Folgeschäden leiden würden. Außerdem seien zu der Zeit auch vier Bienenvölker ausgerottet worden, berichtet sie. Beweisen, dass in den Ködern tatsächlich Gift ist, kann sie allerdings nicht, denn eine entsprechende Untersuchung würde sie rund 500 Euro kosten.
Riedmann informierte vorsichtshalber andere Hundebesitzer, die Polizei, die auch vor Ort war, und Bürgermeister Otto Dümig, der einen Hinweis ins Mitteilungsblatt setzen ließ. Aufmerksamkeit kann nicht schaden.
Das sagt auch die Erlenbacher Tierärztin Julia Deivel. Oft sind diese Köder mit Rattengift versetzt, die für die Hunde sehr schnell sehr gefährlich sein können. „Rattengift setzt die Blutgerinnung der Tiere aus“, so die Tierärztin, „sie verbluten über Tage innerlich.“ Das Gift wirkt im Körper relativ langsam, erst würden die Tiere nur „schlapp wirken“, bis Tage später über eine Verfärbung der Schleimhäute auch äußerlich die Vergiftung zu erkennen sei.
Entfaltet das Gift seine Wirkung im Körper des Hundes, ist noch nichts zu spät, „allerdings sind wir schon im Bereich der Intensivmedizin“, erklärt Deivel. Besser wäre es, schnell auf eine mögliche Vergiftung zu reagieren. „Ideal wäre es, den Hund in der ersten Stunde, nachdem der Köder geschluckt wurde, zum Tierarzt zu bringen“, sagt Julia Deivel, „vielleicht noch eine Stunde später.“ Dann könne der Tierarzt den Hund durch ein gespritztes Medikament zum Erbrechen bringen, bevor das Gift im Blut ist. Das Tier wäre danach noch ein paar Stunden lang benommen, könne aber schon nach Hause.
„Schnell zum Tierarzt, das ist das einzig Richtige und am besten Reste des Giftköders mitbringen.“
Tierärztin Julia Deivel, appelliert an Betroffene
Von menschlichen „Hausmitteln“ rät die Tierärztin dingend ab. „Auf keinen Fall den Finger in den Hals des Tieres stecken“, sagt die Tierärztin. Auch solle man ihm keine Milch zu trinken geben, da dadurch die Aufnahme des Gifts über den Dünndarm nur noch beschleunigt wird. „Schnell zum Tierarzt, das ist das einzig Richtige und am besten Reste des Giftköders mitbringen.“
Etwa einmal im Monat behandelt Deivel Hunde mit dem Verdacht, Gift geschluckt zu haben, in ihrer Praxis. Allerdings sei oft nicht klar, ob das Gift von böswillig ausgelegten Ködern herrühre, oder von Ratten- oder Mausefallen. Auf jeden Fall rät auch sie, auf herumliegende Wurstscheiben oder Würste auf Wiesen oder im Garten zu achten. Sie könnten Gift oder auch Glasscherben enthalten.