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KARLSTADT: Die beiden Raucherclubs boomen

KARLSTADT

Die beiden Raucherclubs boomen

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    117 Mitglieder in den ersten sieben Tagen und 150 in knapp drei Wochen. Dieses rekordverdächtige Ergebnis erzielten die „Raucherfreunde Kiosk am Schnellertor e.V.“. Der Jahresbeitrag kostet einen Euro. Pächter Jörg Schneider ist selbst verblüfft: „Ich hatte mit 20 bis 50 Mitgliedern gerechnet und habe mich in der Größe der Stammkundschaft verrechnet.“

    Es gibt eine Satzung. Die Vorstandschaft wurde in geheimer Wahl bestimmt. Es mag verwundern, dass ausgerechnet der Kiosk den ersten eingetragenen Raucherverein gegründet hat, doch 80 Prozent des Umsatzes laufen über Tabakwaren, schätzt Schneider. Der Rest sind Zeitschriften, Getränke und Süßwaren.

    Am Tabak sei extrem wenig verdient, gibt der Pächter zu bedenken. „Und ich kann nicht nur über den Fensterverkauf leben.“ Die meisten Stammkunden trinken einen Kaffee oder ein Bier und rauchen. Und das ist es, was für ihn interessant ist.

    Zudem ist Schneider selbst Raucher. „Ich müsste meinen eigenen Laden für eine Zigarette verlassen.“ Nur einzelne Kunden würden sich darüber beschweren, dass die Backwaren nach Rauch riechen: „Die meisten Backwaren werden am Samstag zwischen 6.30 und 9.30 Uhr verkauft. Und da ist noch kein Raucher da.“

    Der Zweck des Vereins geht weit über das Rauchen hinaus: Er „besteht in der Hauptsache aus der Zusammenkunft der Vereinsmitglieder zur Kommunikation, der Pflege der Gemeinschaft, der Integration Andersdenkender, dem Gleichstellen verschiedener Nationalitäten, Freizeitaktivitäten und natürlich dem Genuss von Tabak in jeglicher Form, sofern dieser nicht vom Gesetz als Rauschmittel verboten ist“.

    So steht es auf dem Mitgliedsantrag. Wer beitreten will, muss versichern, das 18. Lebensjahr vollendet zu haben. Der Jahresbeitrag beträgt einen Euro. Dafür gibt es einen Mitgliedsausweis, der nur gültig ist in Verbindung mit einem amtlichen Ausweis. Ein solcher Personalausweis, Reisepass oder Führerschein ist immer mitzuführen, da mit Kontrollen zu rechnen ist, heißt es auf dem Aufnahmeantrag.

    Liesl-Karlstadt-Wirt Michael Lösche hat einen nicht eingetragenen Raucherclub gegründet, dem in den ersten fünf Wochen knapp 300 Mitglieder beigetreten sind. Vorsitzender ist Andi Wittmann. Der Mitgliedsbeitrag kostet ebenfalls einen Euro im Jahr. Ohne diesen Club müssten 80 Prozent der Gäste zu Hause bleiben, weil die Mehrzahl Raucher sind.

    Die anderen Wirte der typischen Raucherkneipen sind noch unschlüssig, zum Teil auch hilflos in der Frage, wie es weitergehen soll. Sie ziehen teilweise ebenfalls die Gründung eines Clubs in Erwägung. Es gab auch schon die Idee, einen gemeinsamen Club zu gründen, dem mehrere Kneipen angehören.

    Einzelne Wirte zögern bisher auch wegen der Straßenbewirtung im Sommer. Denn Touristen beispielsweise dürften dann nicht bewirtet werden. Den Gästen muss eine Toilette zur Verfügung stehen. Diese aber können sie nicht aufsuchen, wenn sie dabei den Raucherclub durchqueren müssen.

    Arthur Ried von der Bußgeldstelle am Landratsamt kommentiert dazu, es sei nicht nötig, dass ein Wirt das ganze Jahr über seine Kneipe zum Raucherclub macht. Er könne dies auch tageweise tun – oder sogar noch nach Uhrzeiten aufteilen. Eine gegenteilige Bestimmung sei nirgends gesetzlich fixiert.

    Beispielsweise hat im Landkreis Main-Spessart das Langenprozeltener „Coconut“ schon eine solche Regelung eingeführt: Freitags, samstags sowie an Tagen vor Feiertagen ist das Lokal vom „Smokers Island Club e. V.“ reserviert. An den rauchfreien Tagen des „Coconut“ steht das „Stübchen“ für die Mitglieder dieses Raucherclubs zur Verfügung.

    Die Karlstadter Polizei hatte bisher noch keine Einsätze. Die Kontrollen seien zunächst Sache des Landratsamts, heißt es hier.

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