Rund 1,25 Millionen Euro lässt sich der Bund die Sanierung der Bundesstraße 26 zwischen Karlstadt und Gambach kosten. Das ist ein hoher Aufwand mit einer stattlichen Summe, bedenkt man, dass die Straße hinterher – für den Laien – fast genauso aussieht wie zuvor.
Vor nicht allzu langer Zeit wurde ebenfalls die B 26 zwischen Karlstadt und Stetten saniert, außerdem die B 27 zwischen Retzbach und Thüngersheim. Wonach wird eigentlich entschieden, wann eine Straße zu erneuern ist? Gibt es dafür Messverfahren oder geschieht das aufgrund eines subjektiven Eindruck?
Spezialfahrzeuge
Die dafür zuständige Abteilungsleiterin Julia Sauer am staatlichen Bauamt Würzburg berichtet, dass es für die Beurteilung einer Straße Spezialfahrzeuge gibt, die den Zustand der Straße im fließenden Verkehr erfassen und bewerten. Als Kriterien gelten Quer- und Längsunebenheiten sowie die Griffigkeit. Die Unebenheiten werden mit einem Laser erfasst. Die Griffigkeit mit einem schräg gestellten Messrad. Außerdem geht es um Risse, Flickstellen oder Setzungen. Diese werden mit Flächen- oder Zeilenkameras aufgenommen.
Zusätzlich wurden auf der B 26 zwischen Karlstadt und Gambach Bohrkerne gezogen, die gezeigt haben, dass nicht nur Schäden in der Deckschicht vorhanden sind, sondern auch in der Binderschicht.
Gefährliches Aquaplaning
Wie Julia Sauer erklärt, würden sich ohne zeitnahe Sanierung die Schäden an der Straße weiter verschlimmern. Beispielsweise könnte durch eine Zunahme der Risse Wasser in tiefere Schichten eindringen und bei Frost zu stärkeren Schäden im Gefüge führen – bis hin zu Abplatzungen. Auch würden sich Verdrückungen verstärken. Dann kann es bei Regen leichter zu Aquaplaning kommen. Je größer die Schäden sind, desto aufwendiger und auch kostenintensiver wird die Sanierung.
Nun werden die Asphaltschichten sechs Zentimeter tief mit einer Fräse abgetragen. Über eine Länge von rund 1,4 Kilometern entlang der Weinbergsmauern wird der Oberbau sogar um zehn Zentimeter abgefräst. Denn der neue Aufbau wird später genau diese zehn Zentimeter hoch sein. Und man will die Schrammborde entlang der Weinbergsmauern nicht versetzen und Schäden an den Weinbergsmauern vermeiden. Wo nur sechs Zentimeter abgefräst werden, wird der Aufbau später also sogar vier Zentimeter höher. Dieser stärkere Straßenaufbau verbessert die Dauerhaftigkeit der Straße. Durch steigende Verkehrszahlen wird diese immer stärker belastet.
Fräsgut wiederverwertet
Insgesamt fallen bei den Fräsarbeiten rund 4800 Tonnen Material an. Das sind rund 200 Lkw-Ladungen. Den Auftrag hat die Firma Stolz (Untererthal). Diese fährt das Fräsgut zum benachbarten Asphaltmischwerk Gössenheim. Dort wird es komplett wiederverwertet. In der Asphaltmischanlage wird ein gewisser Anteil an neuem Asphalt zugegeben. Die neue Deckschicht und die Binderschicht werden dann einzeln eingebaut und mit einer Walze verdichtet.
Seit Montag ist die Strecke komplett gesperrt. Die Firma Stolz hat zuvor bereits Leitplanken entfernt, Bankette und Gräben geräumt, Seitensteifen gereinigt und Bordsteine an den Einfahrten ausgewechselt.
Verhandlungen mit der Bahn
Ein Bürger aus Gambach hat sich gleich am Montag gemeldet, weil er davon ausgegangen war, dass auch die schon lange angekündigte Linsabbiegerspur mitgebaut wird. Nun aber endet die Baustelle rund 50 Meter vor der Gambacher Einmündung. Noch immer sei keine Einigung mit der Bahn erzielt worden, von der das Bauamt Flächen für die Linksabbiegerspur erwerben will, berichtet Julia Sauer.
Der Deckenausbau auf der B 26 zwischen Karlstadt und Gambach sei vorgezogen worden. Denn Eußenheim will an der südlichen Ortseinfahrt einen Kreisverkehr bauen. Und dort verläuft die Umleitungsstrecke für die B 26 – von Wernfeld über Gössenheim und Eußenheim bis Karlstadt. Es soll also vermieden werden, dass die Autofahrer innerhalb der Umleitung eine Baustelle in Kauf nehmen müssen.
Durch die Vollsperrung der B 26 ist ein fugenloser Einbau der Schichten möglich und der Bau geht schneller voran. Bauende ist voraussichtlich am 29. Juni.