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Karlstadt: Die Flucht aus dem "Goldenen Käfig"

Karlstadt

Die Flucht aus dem "Goldenen Käfig"

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    Mit viel Leidenschaft bei der Sache waren nicht nur die beteiligten Musiker Georg Schirmer und Maria Hussong, sondern auch sämtliche Mitglieder des zehnköpfigen Theaterensembles AKT bei ihrer engagiert vorgetragenen szenischen Lesung zum Roman "Frau ohne Reue" von Max Mohr im Bürgersaal des Historischen Rathauses in Karlstadt. Im Bild (von links) Marliese Stumpf, Nico Fleischmann und Helena Diel. Des Weiteren wirkten mit: Regisseur Wolfgang Tröster, Veronika Wittstatt, Eva Maselli, Matthias Frädrich, Janik Havla und Rosi Weigert.
    Mit viel Leidenschaft bei der Sache waren nicht nur die beteiligten Musiker Georg Schirmer und Maria Hussong, sondern auch sämtliche Mitglieder des zehnköpfigen Theaterensembles AKT bei ihrer engagiert vorgetragenen szenischen Lesung zum Roman "Frau ohne Reue" von Max Mohr im Bürgersaal des Historischen Rathauses in Karlstadt. Im Bild (von links) Marliese Stumpf, Nico Fleischmann und Helena Diel. Des Weiteren wirkten mit: Regisseur Wolfgang Tröster, Veronika Wittstatt, Eva Maselli, Matthias Frädrich, Janik Havla und Rosi Weigert. Foto: Robert Emsden

    Im Rahmen der Aktion "Würzburg liest" hat der "Förderkreis ehemalige Synagoge Laudenbach e.V." in Kooperation mit der Theatergruppe AKT unter Wolfgang Tröster den Roman "Frau ohne Reue" des Würzburger jüdischen Schriftstellers Max Mohr in eine szenische Lesung mit Musik umgesetzt. Organisatorisch eingebunden war die Stadtbibliothek Karlstadt, deren Leiterin Sina Köhlnhofer, im Bürgersaal des Karlstadter Rathauses das Maximalkontingent von 50 Zuhörerinnen und Zuhörern begrüßen konnte.

    Variantenreich und mit viel Elan gelang es dem zehnköpfigen AKT-Ensemble die spannenden und bisweilen tragikomischen Ereignisse in Max Mohrs 1933 erschienenem Roman in kurzweiliger Form den Zuhörerinnen und Zuhörern zu vermitteln. Im Mittelpunkt steht Lina Gade, eine emanzipierte und lebenshungrige junge Frau, die als behütete Gattin eines wesentlich älteren und wohlhabenden Berliner Bankiers und als Mutter einer gemeinsamen Tochter zwar in gesicherten Vermögensverhältnissen lebt, aber emotional zu wenig Erfüllung findet. Die dahinschleichende Entfremdung der Protagonistin von ihrem gefühlskalten Mann und die immer stärker werdende Sehnsucht nach Selbsterfüllung und emotionaler Zuwendung treibt sie in ein Liebesabenteuer mit dem mittellosen Posaunisten und Journalisten Paul Fenn. Auf der Suche nach dem Lebensglück beschließt sie, den goldenen Käfig ihres bürgerlichen Daseins zu verlassen und mit ihrem Geliebten und ihrer Tochter in idyllische Abgeschiedenheit der Alpen zu fliehen.

    Beiträge von Schülerinnen und Schüler

    Nach einer weitgehend gelungenen Anpassung an die neuen Lebensverhältnisse hält auch hier, nicht zuletzt wegen Geldnot, letztlich eine schleichende Entfremdung Einzug. Als ambitionierter Schriftsteller bleiben ihrem Lebensgefährten Fenn der Erfolg und somit auch die Einkünfte versagt, weshalb er im Alkohol Trost sucht. Desillusioniert und nach wie vor auf der Suche nach Selbstverwirklichung ist Lina Gade auch in der einsamen Berggegend am Ende nicht völlig abgeneigt, sich auf weitere Abenteuer einzulassen. Und auf kurz oder lang wird die Option einer Rückkehr nach Berlin nicht völlig ausgeschlossen...

    Bereichert wurde die spannende Lesung mit Beiträgen von Schülerinnen und Schülern des Karlstadter Gymnasiums, die sich im Unterricht intensiv mit der Lektüre befasst hatten. Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung von Maria Husong (Violine), Georg Schirmer (Klavier und Gesang) sowie Eva Maselli (Gesang) mit erlesenem Liedgut. Eine weitere Aufführung der szenischen Lesung ist am Karlstadter Gymnasium für den kommenden Herbst geplant. Der Termin hierfür wird rechtzeitig bekanntgegeben.

    Mohr verließ 1934 das Land

    Auffallend bei dieser mitreißenden Erzählung ist, dass Mohr sich auf seine Protagonistin konzentriert und die gesellschaftlichen Turbulenzen Anfang der 1930er Jahre außen vorlässt. Als perspektivenloser jüdischer Autor hatte Mohr, der zugleich Arzt und Alpinist war, Deutschland bereits 1934 verlassen, wurde 1935 im Exil aus der Reichsschrifttums-Kammer ausgeschlossen, in verstarb 1937 in Shanghai. Lange Zeit vergessen, wurde Mohr erst 1992 in seiner Geburtsstadt Würzburg gewürdigt – 2020 auch in Form einer Straßenbenennung nach ihm. Erhältlich ist das Werk "Frau ohne Reue" von Max Mohr zum Preis von 14 Euro im Weidle Verlag (Bonn) und mit einer "biografischen Skizze" von Roland Flade.

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