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Sendelbach: Die Forstwirtschaft liegt ihm weiterhin am Herzen: Andreas Rambach wird 90

Sendelbach

Die Forstwirtschaft liegt ihm weiterhin am Herzen: Andreas Rambach wird 90

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    Stolz ist Andreas Rambach (90) auf diese Holzscheibe, die ihm Forsttechniker beim Abschied als Forstschulleiter schenkten.
    Stolz ist Andreas Rambach (90) auf diese Holzscheibe, die ihm Forsttechniker beim Abschied als Forstschulleiter schenkten. Foto: Günter Weislogel

    Die Corona-Pandemie verdirbt der Familie Rambach in der Waldstraße in Sendelbach nun schon die zweite große Familienfeier. Als Friederun und Andreas Rambach am 31. März 2020 ihre Diamantene Hochzeit begingen, blieben sie bei der Feier zu zweit. Und am 90. Geburtstag des früheren Lohrer Forstschulleiters an diesem Montag verhindert der zweite Lockdown ein weiteres Treffen im großen Familienkreis. Immerhin ist Tochter Elke aus Südamerika noch da. Und die Gratulationen können auch schriftlich und telefonisch laufen.

    Der große, stattliche, weißhaarige Forst- und Jägersmann, der von 1974 bis 1985 die Forstschule in Lohr führte, brachte ein gesundheitlich schwieriges Jahr hinter sich, hat nach Operationen leiden müssen. "Der Kopf ist gut", freut er sich, aber Rambach geht am Stock. Seine Reisepläne musste er begraben, Gartenarbeit ist nicht mehr möglich, Wandern auch nicht.

    Früher hatte Rambach selbst Wandertouren ausgearbeitet und geführt. Der Spessartverein 1884 ernannte den Aktiven zum Ehrenmitglied. Heute nimmt Rambach im Beirat Platz, als Senior auch beim Rotary-Club, den er zwischendurch präsidierte.

    1958 über Berlin in den Westen geflohen

    Andreas Rambach stammt von der Dresdner Heide, seine 87-jährige Ehefrau Friederun aus der Lausitz. Als Sohn eines sächsischen Revierförsters erblickte er in Langebrück bei Dresden das Licht der Welt. Er machte in Dresden sein Abitur und schloss dort 1957 sein Studium als Diplom-Forstwirt ab. Als Betriebsassistent in einem staatlichen Forstwirtschaftsbetrieb floh er 1958 über Berlin in den Westen. 1960 heiratete er in Bad Boll seine Friederun.

    Andreas Rambach wird 90. 2020 konnte er mit seiner Frau Friederun im kleinsten Kreis Diamantene Hochzeit feiern.
    Andreas Rambach wird 90. 2020 konnte er mit seiner Frau Friederun im kleinsten Kreis Diamantene Hochzeit feiern. Foto: Günter Weislogel

    Nach wie vor gilt Rambachs Interesse vor allem der Forstschule und der Forstwirtschaft. Sein Tag beginnt mit der Lektüre dieser Zeitung und die tägliche Informationstour endet mit zwei Nachrichtensendungen am Abend. Dazwischen bemüht sich der Forstmann und Jäger immer wieder, Erinnerungen und Ereignisse aus dem Forstschul- und Berufsleben festzuhalten. "Schreib das auf!", ermutigen ihn die auf München, Hannover und Bolivien verteilten Töchter mit ihren vier Enkeln immer wieder. Dabei sollen vor allem Forstschul-Anekdoten und Erlebnisse, wie das Wiederfinden des vergrabenen Familienschatzes, gesichert werden.

    Ebenfalls aufarbeiten und bewahren will der Jubilar das heimatdichterische Erbe seines Großvaters Curt Rambach. So katalogisiert er Gedichte, Geschichten und Liedkarten aus dem Nachlass. Er trägt das Material zusammen, um es geordnet dem Stadtarchiv in Schwarzenberg im Erzgebirge zu übergeben.

    Vater im Zweiten Weltkrieg gestorben

    Andreas Rambachs Vater verlor im Zweiten Weltkrieg in Russland bei einem Partisaneneinsatz sein Leben. Der Sohn wurde kurz vor Kriegsende in Niederschöna konfirmiert. In einem Festgottesdienst in der zweiten Oktoberhälfte in der evangelischen Auferstehungskirche in Lohr feierte er als ältester Teilnehmer das Kronjuwelenjubiläum, also das 75-Jährige, über das er im Pfarrbrief berichtete.

    Zwölf Jahre führte er den evangelischen Diakonieverein Lohr. Viele Jahre fungierte er als Kirchenvorsteher und als Vertrauensmann des Kirchenvorstands, und er trägt das goldene Kronenkreuz der Diakonie. Der parteilose Waldfachmann reiste noch oft mit dem staatspolitischen Arbeitskreis auf Burg Rothenfels, hält Verbindungen zu seiner Forstschule, deren Leitung er in guten Händen wähnt. Rambach betreut auch im hohen Alter noch den vom verstorbenen Lohrer Forstamtsleiter Richard Weierich zusammengefügten "Graugrünen Kranz Lohr", eine Vereinigung von Senioren aus allen Forstpartien über Standesgrenzen hinweg. Für die Führung seiner Forstpensionisten sucht der langjährige Leiter aber immer noch einen Nachfolger.

    Er selbst und seine Frau sind dankbar für Alltags- und Nachbarschaftshilfen, für die Begleitung von Freunden und Bekannten. Natur- und Umweltschutz liegt Rambach nach wie vor am Herzen. Er kritisiert keineswegs, dass die Altvorderen Fichten im Spessart gepflanzt haben. Diese Baumart habe Zuwächse wie nie zuvor gebracht und die seien wegen der Industrialisierung und des Kriegs notwendig gewesen. Rambach stand und steht Nationalpark- und Naturwaldplänen kritisch gegenüber. Er meint: Statt solcher Projekte sollte im gesamten Spessart naturnahe Waldwirtschaft betrieben werden.

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