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KARLSTADT: Die Gesundheit selbst in die Hand nehmen

KARLSTADT

Die Gesundheit selbst in die Hand nehmen

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    Körperliche Bewegung bringt auch die kleinen, grauen Zellen auf Touren. Stefanie Biener (links), Bewegungsfachkraft bei der AOK, animierte die Besucher des Gesundheitsforums zu einigen Übungen. Auch Jürgen Otto (rechts), Leiter der Pflegekasse der AOK Würzburg, der den zweiten Teil des Abends bestritt, turnte fleißig mit.
    Körperliche Bewegung bringt auch die kleinen, grauen Zellen auf Touren. Stefanie Biener (links), Bewegungsfachkraft bei der AOK, animierte die Besucher des Gesundheitsforums zu einigen Übungen. Auch Jürgen Otto (rechts), Leiter der Pflegekasse der AOK Würzburg, der den zweiten Teil des Abends bestritt, turnte fleißig mit. Foto: FOTO Michaela Moldenhauer

    „Wenn Sie keine Demenz kriegen wollen, müssen Sie eine Tablette nehmen. Die wird hier hinter der Tür verkauft“, führte der Facharzt für Innere Medizin und Geriatrie sein Publikum ganz kurz aufs Glatteis, um es gleich aufzuklären: „Die Versuchung ist groß, aber so geht es nicht.“ Zaubermittel habe er keines mitgebracht. Aber er konnte mit einer „Zauberformel“ gegen Demenz aufwarten: Leben, lieben, laufen, lernen, lachen – lebenslang. „Unser Gehirn ist in jedem Alter lern- und anpassungsfähig“, führte er aus. Ein langes Leben durch Prävention sei möglich.

    24 Millionen Menschen sind weltweit von Demenz betroffen, führte Jürgen Kurpanek, Leiter der AOK-Geschäftsstelle Karlstadt, als Moderator des Abends in das Thema ein. Am häufigsten betrifft die Krankheit Menschen, die über 65 Jahre alt sind. Da die Bevölkerung immer älter werde, „werden wir uns verstärkt damit auseinander setzen müssen“.

    Eine gute Blutdruckeinstellung und alles, was zur Schlaganfallvermeidung diene, sei auch hilfreich gegen Demenz, gab Dr. Schwab den Zuhörern als klare Aussage mit auf den Weg. Hoher Blutdruck schädige Zellen und Gefäße im Gehirn. Die meisten Menschen wüssten ohnehin, was falsch ist: „Ich esse zu fett, höre zu schlecht, bin zu wenig aktiv, mache zu wenig Kontrollen, sollte besser sehen . . . “

    Zu vermeiden seien zum Beispiel Stumpfsinn, Nikotin, Drogen und zu viel Alkohol, wobei er die Betonung auf „zu viel“ legte, denn „ein bisschen von der richtigen Qualität ist kein Thema“. Körperliche Bewegung am besten im Freien steigert die Durchblutung des Gehirns und bringt auch die „grauen Zellen“ auf Trab: „Fluten Sie Ihr Gehirn mit Sauerstoff.“ Ebenso wichtig sei jedoch ausreichend Schlaf.

    Förderlich gegen Demenz seien unter anderem Strategiespiele, Lesen, Musik oder Tanzen. Schon in jungen Jahren könne man durch Reize und Impulse, Bildung (und Lebensbildung) und soziale Kontakte einen „Gehirnschatzbrief“ anlegen. Im Vorfeld führte Dr. Schwab sein Publikum durch Funktionsweisen und Entwicklung des Gehirns, erklärte die unterschiedenen Elemente des Merkens und die verschiedenen Ausprägungen von Intelligenz. „Wer etwas gegen Demenz tun will, muss sich üben in der Kunst des Erinnerns.“

    „Vergesslich oder schon dement?“ stellte Dr. Schwab als Frage in den Raum. Einen Namen oder Wörter zu vergessen, Sachen liegen zu lassen, nicht mehr zu wissen, was man im Keller holen wollte – das sei keine Demenz. „Unwichtiges zu vergessen, ist ein Selbsterhaltungsprinzip.“ Von einer Demenz spreche der Mediziner dann, wenn durch die Beeinträchtigung der Denkfunktion auf Dauer der Alltag nicht mehr bewältigt werden könne.

    Um Demenz zu diagnostizieren, gebe es Tests und das Ausschlussverfahren. So glichen Anzeichen von Demenz denen einer Verweigerung, Altersvergesslichkeit oder Depression, führte Dr. Schwab aus: Rückzug, Feindseligkeit, Interesselosigkeit, Schlafstörungen und Appetitlosigkeit. Eine Depression sei jedoch in jedem Alter behandelbar.

    Für den Umgang mit bereits an Demenz erkrankten Menschen hatte er einige Tipps parat: kurze und einfache Sätze sprechen, nicht diskutieren, wichtige Wörter wiederholen, geduldig sein und keine Anschuldigungen erheben. Wichtig seien einfache Regeln und eine Beständigkeit im Tagesablauf. Seh- und Hörstörungen sollen behoben werden, damit das Hirn Impulse bekomme. Bewegung und viel Flüssigkeit seien wichtig – und Loben durch Lieben, Lächeln und Berühren.

    Im Anschluss beantwortete Dr. Schwab Fragen aus dem Publikum. In der Pause brachte Stefanie Biener, Bewegungsfachkraft der AOK, das Publikum mit kleinen Übungen zu neuer Konzentration. Jürgen Otto, Leiter der Pflegekasse der AOK Würzburg, informierte über die Leistungen der Pflegekasse. Zwei Drittel der an Demenz Erkrankten, in Deutschland seien dies 1,1 Millionen, würden in privatem Umfeld gepflegt.

    Die Pflegekasse biete Unterstützung und Entlastung für die Pflegenden. Er sprach Pflegegeld und Pflegesachleistungen an. Er nannte die Tagespflege, die Verhinderungs- und Kurzzeitpflege, Pflegekurse und individuelle Schulungen sowie zweckgebundene Betreuungsleistungen. Besonders wies er auf die Pflegeberatung der AOK hin, die die Gesundheitskasse seit 1. Januar 2009 anbietet, sowie auf weitere Informationen im Internet unter www.aok.de

    Zur Person

    Dr. Michael Schwab ist Facharzt für Innere Medizin/Geriatrie, Chefarzt der Geriatrischen Reha-Klinik Bürgerspital Würzburg, Leitender Arzt der Gesundheitsakademie 50plus am Geriatriezentrum Würzburg im Bürgerspital und Lehrbeauftragter der Julius-Maximilians-Universität Würzburg.

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